Hormone in der Schwangerschaft
Nicht nur in der Schwangerschaft spielen Hormone eine tragende Rolle: Die sogenannten Botenstoffe steuern wichtige Prozesse in Ihrem Körper, beeinflussen Ihr Verhalten und auch Ihre Stimmung. Eine Schwangerschaft setzt neue Prioritäten im Hormonhaushalt und wirbelt das gewohnte Gleichgewicht vorübergehend durcheinander. Besonders in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten können Sie das deutlich spüren.
Vor allem zu Beginn der Schwangerschaft fahren Ihre Hormone vielleicht regelrecht Achterbahn. Dadurch kommt es häufig zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, empfindlichen Brüsten und anderen Begleiterscheinungen. Das kann anstrengend sein, ist aber vollkommen normal. Schließlich hat Ihr Körper nun viel zu tun.
Wo werden die Hormone gebildet?
Sogenannte endokrine Drüsen (endo: innen, krinein: abscheiden) bilden die Mehrzahl der Hormone und geben sie direkt ins Blut ab. Dazu zählen auch die Eierstöcke, in denen in erster Linie die weiblichen Hormone gebildet werden. Doch auch der Hypothalamus und die Hirnanhangdrüse sind wichtig für den weiblichen Zyklus.
Schwangerschaftshormone im Überblick
Östrogen
Östrogene werden hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. Kommt es zur Befruchtung einer Eizelle, werden sie auch in der entstehenden Plazenta produziert. Im Verlauf der Schwangerschaft übernimmt diese die Produktion dann vollständig.
Während der Schwangerschaft fördern Östrogene die Durchblutung und damit das Wachstum der Gebärmutter sowie die Vergrößerung der Brust als Vorbereitung auf die Milchproduktion. Angenehmer Nebeneffekt: Östrogene können stimmungsaufhellend wirken, da sie die Produktion des Glückshormons Serotonin positiv beeinflussen.
Östrogen und Osteoporose
Östrogene haben einen positiven Einfluss auf den Knochenaufbau und das Herz-Kreislauf-System. Die häufigste Ursache für Osteoporose ist Östrogenmangel: Ist zu wenig Östrogen vorhanden, wird mehr Knochenmasse ab- als aufgebaut.
Progesteron
Das sogenannte Gelbkörperhormon Progesteron zählt zu den Gestagenen und wird im Gelbkörper gebildet. Dieser entsteht nach dem Eisprung aus den verbliebenen Zellen des geplatzten Follikels (Eibläschen) im Eierstock. Im Verlauf der Schwangerschaft übernimmt wiederum die Plazenta die Produktion.
Auch Progesteron fördert die Vergrößerung der Brust und bereitet sie auf die Milchbildung vor. Außerdem sorgt es dafür, dass Ihre Bänder, Sehnen und das Bindegewebe gelockert werden, damit Ihr Körper für das Wachstum von Bauch und Brust sowie für die Entbindung vorbereitet ist. Zuletzt hemmt Progesteron auch die Muskeltätigkeit der Gebärmutter, um vorzeitige Kontraktionen zu verhindern. Progesteron wirkt beruhigend, macht schneller müde und verhilft Ihnen zu häufigeren Traumschlafphasen.
Humanes Choriongonadotropin (HCG)
Das HCG ist für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft zuständig und wird ausschließlich in der Plazenta gebildet. Da es die Progesteron- und Östrogenproduktion anregt, bis diese in der Plazenta gebildet werden, ist die HCG-Konzentration bis zum vierten Schwangerschaftsmonat am höchsten. Es verhindert zudem weitere Eisprünge und die Menstruationsblutung.
Anhand des HCG-Gehalts in Blut oder Urin kann auch die Schwangerschaft zu Beginn nachgewiesen werden. Forschende vermuten, dass ein hoher HCG-Spiegel
Übelkeit und Erbrechen
zu Beginn der Schwangerschaft begünstigen kann.
Prolaktin und Oxytocin
Prolaktin und Oxytocin sind keine Schwangerschaftshormone im engeren Sinn, da beide erst nach der Geburt des Kindes aktiv werden. Prolaktin wird in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gebildet und regt die Bildung der Muttermilch an. Dabei ist es Ihr Neugeborenes selbst, das durch seinen angeborenen Saugreflex die Milchbildung stimuliert. Prolaktin wirkt außerdem beruhigend und hilft Ihnen dabei, nach dem Stillen schnell wieder schlafen zu können.
Schützt Stillen vor Schwangerschaft?
Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass ein hoher Prolaktinspiegel den Eisprung und die Regelblutung unterdrückt und somit vor einer erneuten Schwangerschaft schützt. Das ist zwar häufig der Fall, allerdings gibt es dafür keine Garantie. Falls Sie nicht schwanger werden wollen, sollten Sie auf jeden Fall verhüten !
Während des Saugvorgangs des Neugeborenen schüttet Ihre Hirnanhangsdrüse neben Prolaktin auch Oxytocin aus. Dadurch ziehen sich reflektorisch die Muskelzellen Ihrer Milchgänge zusammen, was den Milchfluss fördert. Das Hormon bewirkt zudem, dass sich Ihre Gebärmutter nach der Geburt zurückbildet. Ebenso regt es die Wehentätigkeit für die Geburt an.
Übrigens: Wie man heute weiß, kann schon allein das Weinen eines hungrigen Babys die Ausschüttung der für den Stillvorgang wichtigen Hormone Prolaktin und Oxytocin bewirken.