Tabletten, Zäpfchen, Tropfen
Medikamente können auf unterschiedliche Art verabreicht werden. Einige Wirkstoffe gelangen über den Blutkreislauf in den ganzen Körper und arbeiten somit systemisch, während andere ihre Wirkung vorrangig lokal entfalten. Hier lesen Sie mehr über die verschiedenen Darreichungsformen und erhalten hilfreiche Tipps zur richtigen Einnahme.
Viele gängige Wirkstoffe werden systemisch, zum Beispiel in Form von Tabletten oder als Saft eingenommen, etwa bei Fieber oder Schmerzen. Manchmal kann es hingegen sinnvoll sein, einen Wirkstoff direkt auf die betroffene Körperregion aufzutragen, zum Beispiel als Salbe oder Creme. Man spricht dann von einer lokalen oder örtlichen Anwendung. Nicht immer lässt sich klar zwischen lokal und systemisch wirkenden Medikamenten unterscheiden, denn auch bei lokaler Anwendung wird manchmal ein Teil des Wirkstoffs vom Körper aufgenommen und im Blutkreislauf verteilt.
Lassen Sie sich im Zweifel beraten
Die Darreichungsform eines Wirkstoffs beeinflusst, wo, wie schnell und wie lange dieser seine Wirkung im Körper entfaltet. Wenn Sie sich bei der angegebenen Darreichungsform unsicher sind, können Sie sich bei Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin oder in Ihrer Apotheke beraten lassen.
Feste Arzneimittel
Tabletten
Tabletten sind die am meisten angewendete Arzneiform. Das liegt unter anderem daran, dass sie einfach in der Handhabung, gut zu lagern und lange haltbar sind. Bei Tabletten unterscheidet man weiterhin zwischen verschiedenen Arten:
- Filmtabletten sind mit einer schützenden Schicht überzogen. Diese erleichtert das Schlucken, kann einen unangenehmen Geschmack des Wirkstoffs überdecken oder auch dafür sorgen, dass die Tablette erst im Magen oder Darm zerfällt.
- Retardtabletten setzen ihren Wirkstoff nach und nach frei. Auf diese Weise bleibt der Wirkstoffspiegel im Körper über einen längeren Zeitraum konstant. Retardtabletten bieten zudem den Vorteil, dass sie aufgrund der langen Wirkdauer seltener eingenommen werden müssen. Beachten Sie beim Einsatz von Retardtabletten, dass sie wegen ihres besonderen Aufbaus nicht zerteilt oder zerrieben werden dürfen.
Dragees
Bei Dragees handelt es sich um Tabletten, deren Wirkstoffkern mit einer Zuckerschicht überzogen ist. Der Überzug hilft nicht nur bei unangenehm schmeckenden Medikamenten, sondern erleichtert auch das Hinunterschlucken.
Kapseln
Kapseln bestehen aus einer Hülle und einer Füllung, die den Wirkstoff und verschiedene Hilfsstoffe enthält. Hartkapseln werden meist für feste Wirkstoffe genutzt, während Weichkapseln für flüssige Inhalte geeignet sind. Manchmal ist die Kapselhülle gefärbt, um den Wirkstoff vor Licht zu schützen. Die meisten Kapseln sind zum Schlucken vorgesehen, einige müssen jedoch auch zerkaut werden. Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin oder fragen Sie in Ihrer Apotheke nach, wenn Sie sich bezüglich der Einnahme unsicher sind.
So schlucken sie Kapseln leichter
Manchen Menschen fällt es schwer, Kapseln zu schlucken. Besonders ältere Menschen sind oftmals aufgrund einer geringeren Speichelproduktion oder bestehenden Erkrankungen davon betroffen. Im Gegensatz zu Tabletten enthalten Kapseln auch Luft und treiben deshalb in Flüssigkeit oben. Der folgende Trick kann Ihnen helfen, Kapseln zu schlucken:
Nehmen Sie die Kapsel und einen großen Schluck Wasser in den Mund.
Neigen Sie den Kopf nach unten und schlucken Sie in dieser Position.
Auf diese Weise befindet sich die Kapsel näher am Rachen und lässt sich leichter schlucken.
Schmelztabletten
Sogenannte Schmelztabletten werden durch Speichel zersetzt. Lässt man diese für einige Zeit im Mund, beispielsweise unter der Zunge oder in der Wangentasche, lösen sie sich auf und der Wirkstoff kann über die Mundschleimhaut aufgenommen werden.
Tipps zur Anwendung
- Um sich nicht zu verschlucken, sollten Sie feste Arzneimittel wie Tabletten, Dragees und Kapseln nicht im Liegen, sondern immer mit aufgerichtetem Oberkörper einnehmen.
- Verzichten Sie auf warme Getränke zur Einnahme, denn diese können dazu führen, dass der Tabletten- oder Kapselüberzug sich frühzeitig auflöst. Am besten geeignet ist kühles oder zimmertemperiertes Wasser.
Weitere hilfreiche Tipps zur Einnahme finden Sie im Artikel "Tipps zur Anwendung von Medikamenten" .
Flüssige Arzneimittel
Säfte, Tropfen oder Sirupe haben den Vorteil, dass der Wirkstoff schon in gelöster Form vorliegt. Gerade Kindern, älteren Menschen oder Patienten und Patientinnen mit Schluckbeschwerden werden flüssige Arzneimittel häufig verordnet, da sie leichter einzunehmen sind als Tabletten oder Kapseln. Auch lässt sich die Dosierung gut an Körpergewicht und Alter anpassen. Flüssige Arzneimittel sind darüber hinaus besonders nützlich, wenn eine schnelle Wirkung erwünscht ist, etwa zur raschen Linderung von Schmerzen oder akuten Beschwerden.
Bei Sprays wie etwa Mund-, Rachen- oder Nasensprays wird das Arzneimittel mithilfe eines Zerstäubers fein verteilt. Manche Sprays dienen vorrangig der Befeuchtung der Schleimhäute, andere geben bestimmte Wirkstoffe an den Körper ab. Gängige Nasensprays beinhalten beispielsweise einen Wirkstoff, der die Blutgefäße in der Nase verengt.
Halbfeste Arzneimittel
Halbfeste Arzneimittel wie Salben, Cremes, Lotionen oder Gele sind in der Regel für die äußerliche Anwendung vorgesehen. Durch ihren unterschiedlichen Wasser- und Fettanteil dringen sie mehr oder weniger stark in die Haut ein.
- Salben haben einen hohen Fettanteil und haften wie ein schützender Film auf der Haut. Sie dringen aufgrund ihrer Zusammensetzung gar nicht oder nur in geringem Maße in die Haut ein.
- Cremes und Lotionen enthalten im Vergleich zu Salben mehr Wasser. Sie lassen sich leichter auf der Haut verteilen und können, da das Wasser verdunstet, kühlend wirken. Besonders Lotionen eignen sich gut für die Behandlung und Pflege gereizter Haut, denn sie müssen nicht einmassiert werden.
- Gele haben den höchsten Wassergehalt und somit eine besonders kühlende Wirkung. Sie kommen z. B. bei Schmerzen oder Juckreiz zum Einsatz. Gut zu wissen: Gele sollten nie auf offene Wunden aufgetragen werden.
Transdermale Pflaster
Transdermale Pflaster ermöglichen es, Wirkstoffe direkt über die Haut in den Blutkreislauf zu transportieren, ohne dabei den Verdauungstrakt zu durchlaufen. Bekannte Praxisbeispiele für transdermale Pflaster sind Nikotinpflaster zur Unterstützung beim Rauchverzicht oder Hormonpflaster, die in den Wechseljahren eingesetzt werden.
Kleben Sie ein transdermales Pflaster auf Ihre Haut, setzt dieses nach und nach seinen Wirkstoff frei und sorgt so für einen konstanten Wirkstoffspiegel im Blut. Häufig können transdermale Pflaster mehrere Tage auf der Haut verbleiben. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, in welchen zeitlichen Abständen das Pflaster entfernt oder ausgetauscht werden muss.
Wichtig bei der Anwendung ist, dass Sie das Pflaster auf eine unbehaarte, gereinigte und nicht eingecremte Hautstelle kleben. Beim Pflasterwechsel sollten Sie dann eine neue Hautstelle wählen.
Tipp: Benutzte Pflaster können noch einen Rest des Arzneimittels enthalten. Entsorgen Sie sie daher so, dass Kinder damit nicht in Kontakt gelangen können.
Zäpfchen
Zäpfchen bestehen neben ihrem Wirkstoff größtenteils aus Fett. Kombiniert mit der meist kegelförmigen Form erleichtert dies das Einführen in den After. Bei Körpertemperatur schmelzen Zäpfchen und der Wirkstoff kann über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Der Magen wird auf diese Weise umgangen - das hat mehrere Vorteile: Zum einen gelangt der Wirkstoff besonders schnell in den Blutkreislauf. Zum anderen besteht bei Zäpfchen, im Gegensatz zu Tabletten, auch bei Übelkeit nicht die Gefahr, dass diese sofort wieder erbrochen werden. Besonders bei Kindern sind Zäpfchen eine häufig verordnete Arzneiform.
Neben rektalen Zäpfchen gibt es auch lokal wirkende Scheidenzäpfchen, die bei Erkrankungen und Beschwerden im Vaginalbereich eingesetzt werden.
Tipps zur Anwendung
- Zäpfchen können Sie leichter einführen, wenn Sie diese vorher mit Wasser anfeuchten.
- Rektale Zäpfchen sollten Sie mit der stumpfen Seite voran einführen. So werden Sie tiefer in den Darm getrieben, wenn dieser sich zusammenzieht
Achtung: Medikamente, Nahrungsmittel und Wechselwirkungen
Bei der Einnahme von Medikamenten sollten Sie auf mögliche Wechselwirkungen mit Lebensmitteln achten. Besondere Vorsicht ist zum Beispiel beim Konsum von Grapefruit und Pomelo geboten, denn diese Früchte können die Wirkung einiger Medikamente verstärken oder verringern. Aber auch Milchprodukte, Kaffee, grüner und schwarzer Tee, sowie einige Gemüsesorten können die Wirksamkeit beeinflussen. Lesen Sie mehr zu Wechselwirkungen mit Lebensmitteln im Artikel "Tipps zur Anwendung von Medikamenten" .
Auch bei der zeitgleichen Einnahme verschiedener Medikamente sollten Sie vorsichtig sein. Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber, welche Medikamente Ihnen noch verordnet wurden, und lassen Sie sich zu möglichen Wechselwirkungen beraten.