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Multi­re­sis­tente Erreger

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Multiresistente Keime im Krankenhaus

Wenn Antibiotika nicht mehr zuverlässig gegen bakterielle Infektionen wirken, kann es gefährlich werden - vor allem für Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist. Besonders in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtung sind multiresistente Erreger durch den häufigeren Einsatz von Antibiotika verbreitet. Viele Patienten und Patientinnen sind zudem aufgrund von Operationen oder Vorerkrankungen anfälliger für Infektionen.

Bakterien und die Immunabwehr

Viele Bakterien sind harmlos oder sogar nützlich für den Menschen: Fast eine Billion Mikroben, die ständig in unserem Körper oder auf unserer Haut leben, sorgen dafür, dass zum Beispiel der Darm arbeiten kann. Ein gesundes Immunsystem ist normalerweise in der Lage, krankheitserregende Bakterien abzuwehren. Einige Umstände können jedoch dazu führen, dass diese Immunabwehr weniger gut funktioniert. Dazu gehören:

Antibiotika kommen zum Einsatz, wenn das Immunsystem bei der Bekämpfung von Bakterien Unterstützung benötigt. Doch bei resistenten oder multiresistenten Bakterien ist die Behandlung deutlich schwieriger, denn sie sind unempfindlich gegen bestimmte antibiotische Wirkstoffe oder ganzen Wirkstoffklassen. Erfahren Sie im Artikel "Wie entstehen Resistenzen gegenüber Antibiotika" mehr zu diesem Thema.

Krankenhäuser als "Hotspots"

Krankenhäuser und andere Pflegeeinrichtungen bieten multiresistenten Keimen besonders günstige Bedingungen. Hier kommen viele Faktoren zusammen, die die Entstehung und Verbreitung solcher Erreger erleichtern oder das Risiko einer Infektion erhöhen:

  • Geschwächtes Immunsystem: Nach Operationen, bei schweren Erkrankungen oder auch beim Einsatz immunsuppressiver Medikamente sind die Abwehrkräfte vieler Patienten und Patientinnen geschwächt. Eine Infektion mit krankheitserregenden Bakterien ist dann wahrscheinlicher.
  • Enger Kontakt: Durch Behandlung und Pflege kommt es in Gesundheitseinrichtungen oft zu engem Körperkontakt zwischen Patienten bzw. Patientinnen und dem Pflegepersonal. Auf diese Weise kann eine Übertragung von Bakterien stattfinden.
  • Mehr Eintrittspforten: Normalerweise übernimmt die menschliche Haut eine wichtige Schutzfunktion, um Erreger fernzuhalten. Im Krankenhaus bieten Katheter, Kanülen oder offene Wunden den Bakterien jedoch Möglichkeiten, in den Körper einzudringen.
  • Häufiger Antibiotikaeinsatz: In Krankenhäusern werden Antibiotika häufiger verabreicht als in der ambulanten Behandlung. Das begünstigt die Entwicklung resistenter Bakterienstämme.

Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Als Krankenhauskeime werden Erreger bezeichnet, mit denen sich Patienten und Patientinnen während eines Aufenthalts im Krankenhaus infizieren. Zu den bekanntesten resistenten Krankenhauskeimen gehört der sogenannte Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Bakterien des Typs Staphylococcus aureus besiedeln bei vielen Menschen Haut und Nasenschleimhäute und sind zunächst kein Grund zur Sorge. Gelangen sie jedoch in den Körper, etwa durch Katheter oder offene Wunden, können Infektionen die Folge sein. Manche dieser Bakterien sind unempfindlich gegen das Antibiotikum Methicillin und andere häufig eingesetzte antibiotische Wirkstoffe (Multiresistenz). 

Wichtig zu wissen: Bei Menschen mit gesundem Immunsystem verursacht eine Besiedlung mit resistenten oder multiresistenten Bakterien wie MRSA normalerweise keine Beschwerden. Problematisch wird es bei einer Infektion, denn dann sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Schutz vor Krankenhauskeimen

Um sich selbst und Ihre Mitmenschen bei einem Krankenhausaufenthalt bestmöglich vor der Verbreitung resistenter Keime zu schützen, ist eine gewissenhafte Hygiene besonders wichtig. Dabei steht vor allem die Händehygiene im Mittelpunkt: Etwa 90 Prozent aller Erreger werden über die Hände übertragen. Als Patient oder Patientin stehen Sie im Mittelpunkt der Behandlung und können selbst einen großen Beitrag dazu leisten, Infektionsketten zu unterbrechen. Diese Maßnahmen helfen dabei: 

  • Verzichten Sie auf Händeschütteln.
  • Niesen Sie in die Armbeuge.
  • Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände.
  • Desinfizieren Sie Ihre Hände insbesondere in folgenden Situationen:
    • Beim Betreten des Krankenzimmers
    • Beim Verlassen des Krankenzimmers
    • Vor dem Essen
    • Nach dem Toilettengang
  • Berühren Sie Ihren Katheter oder Ihren Wundverband möglichst nicht mit den Händen. Sollte damit etwas nicht in Ordnung sein, bitten Sie das Krankenhauspersonal, sich darum zu kümmern.
  • Benutzen Sie keine Hygieneartikel wie Handtücher, Waschlappen oder Zahnbürsten von anderen Personen.

Händedesinfektion: So geht‘s

Die Händedesinfektion ist nur dann wirksam, wenn sie richtig ausgeführt wird. Achten Sie dabei auf folgende Punkte:

  • Desinfizieren Sie die Hände in trockenem Zustand.

  • Benutzen Sie eine ausreichende Menge an Desinfektionsmittel, sodass die gesamte Hautoberfläche benetzt ist.

  • Achten Sie besonders darauf, dass Sie auch Fingerkuppen und Daumen erfassen, denn an diesen Stellen befinden sich häufig Keime.

Im Kran­ken­haus

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Für Multiresistente Erreger (MRE) besteht im Krankenhaus ein erhöhtes Risiko einer Übertragung. Im Interview erklärt Dr. Tobias Kramer, wie Patienten sich schützen können.

Umgang mit Anti­bio­tika

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Auch der Umgang mit Antibiotika beeinflusst die Ausbreitung von MRE. Darum sollten Antibiotika immer entsprechend der Anweisung des behandelnden Arztes eingenommen werden.

Multiresistente Keime ‑ ein gefährliches Reisesouvenir

Fernreisen sind aufregend und bereichernd, doch sie bergen auch das Risiko, multiresistente Bakterien mit nach Hause zu bringen. Gesunde Menschen bemerken die Erreger oftmals nicht, aber für immungeschwächte Personen können sie ein hohes Risiko bergen. Es gibt allerdings Methoden, mit denen Sie aktiv vorbeugen können.

Krankheitserreger zu meiden ist praktisch nicht möglich, denn sie kommen überall vor - sowohl im alltäglichen Leben als auch auf Reisen. Manche davon sind resistent oder sogar multiresistent: Das bedeutet, dass sie gegen bestimmte Antibiotika oder ganze Antibiotikaklassen unempfindlich sind. In einigen Fernreiseländern wie etwa Indien oder südostasiatischen Ländern sind multiresistenten Keime stärker verbreitet als hierzulande. Das Risiko, auf Reisen mit solchen Keimen in Kontakt zu kommen, ist demnach höher. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte zum Beispiel, dass etwa 30 Prozent der Fernreisetouristen bei ihrer Rückkehr mit sogenannten Antibiotika-resistenten Extended-Spectrum-Betalaktamase (ESBL)-bildenden Bakterien besiedelt waren. 

Für gesunde Menschen sind die multiresistenten Erreger nicht gefährlich. In der Regel lösen sie keine Beschwerden aus und verschwinden nach einigen Monaten oft von selbst wieder. Werden derartige Keime durch Reisen eingeschleppt, besteht die Gefahr in erster Linie darin, sie auf andere Personen zu übertragen: Besonders in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen befinden sich viele Menschen, bei denen das Risiko für eine Infektion aus unterschiedlichen Gründen erhöht ist. Verursachen resistente Erreger eine Infektion, so ist diese mitunter sehr schwer zu behandeln.

Übertragungswege auf Reisen

Multiresistente Bakterien übertragen sich auf Reisen besonders über folgende Wege:

  • Kontakt zum ausländischen Gesundheitssystem: In Gesundheitseinrichtungen sind resistente Erreger grundsätzlich stärker verbreitet. Zudem ist ein Krankenhausaufenthalt mit direktem Kontakt zum Pflegepersonal und zur Umgebung verbunden. Besonders bei Operationen während einer Fernreise ist das Risiko der Keimübertragung deutlich erhöht.
  • Wasser und Nahrung: Hygienische Standards unterscheiden sich weltweit stark. Auf Reisen können Sie deshalb auch durch Wasser oder Lebensmittel wie etwa Fleischprodukte schnell mit bakteriellen und auch multiresistenten Erregern in Kontakt kommen. Gut zu wissen: Das ist nicht nur bei Reisen, sondern auch in der eigenen Küche möglich. 

Achtung beim sogenannten Reisedurchfall

Viele Menschen leiden während Fernreisen an Magen-Darm-Beschwerden, oft ausgelöst durch verunreinigte Nahrung oder Getränke. Zusammen mit den Erregern, die diese Symptome hervorrufen, können auch multiresistente Erreger in den Verdauungstrakt gelangen.

Was bedeutet das für Sie? Wenn Sie während Ihrer Reise an Durchfall leiden, ist das zunächst kein Grund zur Sorge. Es besteht jedoch das Risiko, dass Sie mit resistenten Erregern in Kontakt gekommen sind. Daher sollten Sie nach der Reise besonders auf allgemeine Hygienemaßnahmen achten, um immungeschwächte Personen zu schützen.

Wie Sie vorbeugen können

Es ist ratsam, auf Reisen einige allgemeine Empfehlungen zum Umgang mit Lebensmitteln zu beachten:

  • Meiden Sie rohe Nahrungsmittel nach dem Motto: "Koch es, schäl es oder lass es liegen".
  • Trinken Sie statt Leitungswasser lieber Wasser aus Flaschen und verzichten Sie bei Getränken auf Eiswürfel.
  • Achten Sie auf eine gute Händehygiene während Ihrer Reise.
  • Nehmen Sie bei Durchfallerkrankungen nicht ohne ärztlichen Rat Antibiotika ein. Diese können das gesunde Gleichgewicht Ihres Darms stören. Unter Umständen erhöhen Sie dadurch sogar das Risiko, sich mit krankheitserregenden Bakterien zu infizieren.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen besteht das Risiko, auf Reisen mit resistenten Erregern in Kontakt zu kommen. Damit Sie diese nicht an immungeschwächte Personen übertragen, sollten Sie nach Ihrer Reise Folgendes beachten: 

  • Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin bei einem Klinikaufenthalt über Fernreisen, die sie in den vorherigen Monaten unternommen haben.
  • Wenn Sie nach Ihrer Reise Kontakt zu immungeschwächten Personen haben, sollten Sie besonders umsichtig sein und Hygieneregeln unbedingt einhalten.

Auf Reisen

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Im Auslandsurlaub besteht ein erhöhtes Risiko, MRE als unerwünschtes "Souvenir" mitzubringen. Dr. Kramer erklärt, worauf Reisende achten sollten.

Tipps für den Schutz vor Keimen in der Küche

Erreger, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen, sind immer häufiger auch in der eigenen Küche anzutreffen. Vor allem rohes Fleisch und Geflügel spielen als Keimquelle eine Schlüsselrolle. Um einem Gesundheitsrisiko durch solche Bakterien in den eigenen vier Wänden vorzubeugen, ist Küchenhygiene das A und O.

Besonders häufig finden resistente Erreger über rohes Fleisch oder Geflügel den Weg in die Küche. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2020 zeigte beispielsweise, dass rund die Hälfte aller Hühnerfleischprodukte aus verschiedenen Discountern in Europa mit resistenten Krankheitserregern belastet war.

Schädliche Keime lassen sich durch ausreichendes Erhitzen abtöten. Doch die Gefahr besteht, dass die Erreger bereits vor dem Kochen auf andere Lebensmittel übertragen werden. Keime können von einem Lebensmittel auf ein anderes übergehen, wenn diese unverpackt miteinander in Berührung kommen. Dies wird als Kreuzkontamination bezeichnet. Bakterien werden aber auch indirekt über Hände, Arbeitsflächen, Schneidebretter, Messer oder andere Küchengeräte verteilt.

Damit die Keime nicht auf Ihrem Teller landen, sollten Sie möglichst hygienisch arbeiten und einige Regeln beachten.

Zutaten getrennt verarbeiten

Eine strikte Trennung bestimmter Zutaten schützt vor Keimübertragungen. Nutzen Sie für rohes Fleisch und Gemüse beispielsweise immer getrennte Schneidebretter und Messer. Waschen Sie Ihre Hände außerdem gründlich zwischen der Zubereitung von rohem Fleisch und anderen Lebensmitteln. Andernfalls können Keime über die Hände verteilt werden. 

Rohe Lebensmittel erhitzen

Rohes Fleisch, insbesondere Geflügel, kann eine wahre Keimschleuder sein. Sie sollten deshalb immer darauf achten, den Fleischkern mindestens zwei Minuten lang auf 70 bis 80 Grad Celsius zu erhitzen. Ein gebratenes Hähnchen darf beispielsweise auch am Knochen nicht mehr rötlich sein. Wenn Sie sich bei der Kerntemperatur unsicher sind, nutzen Sie ein Bratthermometer.

Oberflächen und Utensilien reinigen

Um die Übertragung multiresistenter Bakterien in der Küche zu vermeiden, ist das gründliche Säubern der Oberflächen und Küchenutensilien unverzichtbar. Schneidebretter und Messer sollten Sie beispielsweise nach der Zubereitung von rohem Fleisch in der Spülmaschine reinigen. Alternativ können Sie diese auch von Hand spülen, dabei sollten Sie jedoch sehr heißes Wasser und Spülmittel benutzen.

Wenn Sie rohes Geflügel vor der Verarbeitung abwaschen, verteilen Sie unter Umständen Keime im Spülbecken. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, das Spülbecken anschließend gründlich zu reinigen.

Gemüse richtig waschen

Manchmal befinden sich multiresistente Erreger auch auf der Oberfläche von rohen pflanzlichen Lebensmitteln wie etwa Obst, Gemüse oder Sprossen. Sie sollten diese Lebensmittel vor dem Verzehr deshalb immer gründlich waschen oder sogar garen. Auch das Schälen von Obst und Gemüse kann helfen, die Keimbelastung zu reduzieren.

Zuhause

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Auch zuhause, etwa in der Küche, können sich MRE ausbreiten - zum Beispiel über Schneidebretter. Dr. Kramer gibt Tipps, wie Sie sich schützen können.

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