Vater werden: Die Geburt erleben
Sicher fragen Sie sich als werdender Vater, wann und wie Ihr Baby auf die Welt kommen wird. Haben Sie mit Ihrer Partnerin vereinbart, dass Sie bei der Geburt dabei sind, können Sie viel dafür tun, ihr die Situation zu erleichtern. Allen voran können Sie Ihrer Partnerin eine wichtige Stütze sein, denn sie muss für den Geburtsvorgang ihre ganze Kraft aufbringen.
Wenn ein gemeinsames Kind geboren wird, ist das für beide Elternteile ein außergewöhnliches Erlebnis. Ist es für Sie und Ihre Partnerin die erste Schwangerschaft, können Sie sich die Geburt vermutlich nur vage vorstellen. Als werdender Vater machen Sie sich vielleicht Gedanken, was in dieser Situation auf Sie zukommt. Es ist ganz normal, dass sich unter Ihre Vorfreude auch Unsicherheiten und Sorgen mischen - überzeichnete Geburtsszenen aus Filmen tun da ihr Übriges.
Vielleicht fragen Sie sich, wie es sein wird, die Schmerzen Ihrer Partnerin mitzuerleben? Oder Sie haben Angst, dass während der Geburt Komplikationen auftreten und Sie eine schwere Entscheidung treffen müssen? Machen Sie sich bewusst, dass geschulte, routinierte Fachkräfte den Geburtsverlauf begleiten und die meisten Geburten gut verlaufen. Zudem können Sie sich vorbereiten, um Ihre Partnerin zu unterstützen und eigene Unsicherheiten abzubauen.
Geburtsvorbereitung für Väter
Sie müssen Ihre Sorgen nicht mit sich allein ausmachen. Denn auch Ihrer Partnerin geht wahrscheinlich viel durch den Kopf. Es lohnt sich also, offen als Paar miteinander zu kommunizieren: Sprechen Sie über Erwartungen, Wünsche und Sorgen und denken Sie gemeinsam über Lösungen nach. Eine Geburt lässt sich nicht detailliert planen - oft verläuft sie sogar ganz anders als erwartet. Wichtig ist jedoch, dass Sie und Ihre Partnerin miteinander über Ihre jeweiligen Vorstellungen reden. So können Sie dem Gefühl entgegenwirken, mit eventuellen Entscheidungen während der Geburt überfordert zu sein. Möglicherweise müssen Sie an einem bestimmten Punkt der Entbindung die Kommunikation mit der Hebamme oder den ärztlichen Fachkräften übernehmen. Für Ihre Partnerin kann die Gewissheit, dass Sie über alles Wichtige Bescheid wissen, entlastend sein.
Tipp: Erstellen Sie gemeinsam eine Liste mit Fragen, die Sie der Ärztin, dem Arzt oder der Hebamme vorab stellen möchten. In einem Vorgespräch können Sie auch bestimmte Wünsche äußern. Die Expertin beziehungsweise der Experte spricht eventuell weitere relevante Themen an.
Gut informiert dank Vorbereitungskurs
Bei einem Geburtsvorbereitungskurs denken viele zunächst an Schwangerschaftsgymnastik und Atemübungen für die Wehen. Ein solcher Kurs beinhaltet jedoch sehr viel mehr und ist daher auch für werdende Väter sinnvoll: Hier erfahren Sie, was bei einer Geburt passiert, und erhalten konkrete Anleitungen, wie Sie Ihre Partnerin dabei unterstützen können.
Es geht zum Beispiel um:
- die verschiedenen Phasen der Geburt und den Umgang mit Schmerzen
- unterschiedliche Entbindungsarten und mögliche medizinische Maßnahmen, z. B. der Einsatz einer Saugglocke oder ein Kaiserschnitt
- Atem- und Entspannungstechniken sowie Gebärpositionen
- die Zeit unmittelbar nach der Geburt (Wochenbett)
All das schließt Sie als Vater mit ein und kann dazu beitragen, dass Sie sich sicher und gewappnet fühlen. Übrigens: In vielen Orten werden spezielle Informationsabende oder ganze Geburtsvorbereitungskurse nur für Väter angeboten. Dort können Sie sich auch mit anderen Männern austauschen und Kontakte knüpfen.
In jedem Fall ist ein Geburtsvorbereitungskurs die beste Gelegenheit, um Fragen zu stellen und sich umfassend zu informieren. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Artikel " Geburtsvorbereitungskurse: mit Zuversicht Eltern werden ".
Was Sie tun können, wenn das Kind kommt
Vielleicht fragen Sie sich, ob Sie sich während der Entbindung Ihres Kindes überhaupt einbringen können. Oder Sie befürchten, lediglich untätig danebenzustehen und sich unnütz zu fühlen. Diese Gedanken sind verständlich, aber gar nicht nötig. Denn es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie sich aktiv einbringen können:
- Auf die Bedürfnisse Ihrer Partnerin achten: Halten Sie stets etwas zu trinken sowie Snacks parat, falls Ihre Partnerin Hunger oder Durst verspürt. Begleiten Sie sie bei Bedarf zur Toilette oder bei kleinen Spaziergängen - Bewegung kann anfangs helfen, die Geburt in Gang zu bringen.
- Bei Geburtspositionen unterstützen: Je nach Geburtsphase wird Ihre Partnerin immer wieder mal ihre Position verändern, damit es für sie angenehmer ist. Sie können ihr beim Umlagern helfen und sie je nach Gebärposition stützen bzw. halten. Die Hebamme bzw. das geburtsbegleitende Team wird Ihnen zeigen, wie es am besten geht.
- Methoden aus dem Vorbereitungskurs einsetzen: Ob es um die Massage von Schmerzpunkten geht oder ums gemeinsame Atmen - jetzt ist der Zeitpunkt, um die gelernten Techniken anzuwenden. Versuchen Sie, auf die Signale Ihrer Partnerin zu achten und mitzudenken. Aber keine Sorge: Das Geburtsteam oder - je nach Geburtsphase - auch Ihre Partnerin selbst werden Ihnen sagen, was Sie konkret tun können.
- Aufmerksam sein und vermitteln: Eine Entbindung ist durchaus mit Stress verbunden. Sollten Komplikationen auftreten, muss mitunter schnell gehandelt werden. Möglicherweise müssen Sie dann die Rolle des Vermittlers einnehmen - insbesondere dann, wenn Ihre Partnerin nicht in der Lage sein sollte, Entscheidungen zu treffen. Falls Sie vermuten, dass die nächsten geplanten Schritte eindeutig gegen die Wünsche Ihrer Partnerin gehen, reagieren Sie besonnen und versuchen Sie zu klären, ob diese wirklich medizinisch notwendig sind. Bleiben Sie sensibel, wenn sich Ihre Partnerin mit einer speziellen Gebärposition oder in einer bestimmten Situation unwohl fühlt. Darüber lesen Sie mehr in unserem Bereich " Patientensicherheit ".
- Geduldig bleiben und nichts persönlich nehmen: Während einer Geburt befindet sich der weibliche Körper im Ausnahmezustand, denn er muss enorme Kräfte aktivieren. Es kann also sein, dass Ihre Partnerin auch mal schroffer reagiert als sonst. Das ist normal und lässt sich vorher nicht abschätzen. In einem Moment kann sie z. B. eine Berührung noch als wohltuend empfinden, im nächsten als unerträglich. Stellen Sie sich vorab darauf ein. In solchen Situationen heißt es: Gelassen bleiben und ein Nein einfach akzeptieren.
- Das Gefühl geben, da zu sein: Auch wenn Sie in bestimmten Momenten nichts tun können, kann es Ihrer Partnerin sehr helfen, Sie einfach an ihrer Seite zu haben. Ermutigende Worte und eine zuversichtliche, positive Ausstrahlung können für sie einen echten Unterschied machen.
- Eigene Kraftreserven im Blick behalten: Trinken und essen Sie zwischendurch immer mal etwas. Setzen Sie sich einen Moment hin und verschnaufen Sie kurz, wenn Ihre Partnerin Sie gerade nicht braucht. Je länger sich der Geburtsvorgang hinzieht, desto mehr sinkt die physische und emotionale Energie einer Gebärenden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Sie selbst bei Kräften bleiben, um sie gut unterstützen zu können.
Verbunden von Anfang an
Haben Sie schon mal von der Kangaroo-Care-Methode gehört? Dabei wird das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt einem Elternteil - meist zuerst der Mutter - auf den unbekleideten Oberkörper gelegt. Dieser direkte Hautkontakt ist ein wichtiger Grundstein für die Eltern-Kind-Bindung nach der Schwangerschaft. Sowohl für viele Kliniken als auch Hebammen spielt diese Methode eine wichtige Rolle. Auch die Väter werden dabei unbedingt miteinbezogen. Wissenschaftliche Beobachtungen haben gezeigt, dass nicht nur Babys davon profitieren, sondern es auch den Vätern hilft, schneller eine tiefere Bindung zu ihrem Kind aufzubauen.
Mehr über die frühe Vater-Kind-Bindung lesen Sie in unserem Artikel "Vater werden: Die erste Zeit als Familie".