Mainz, 11. Oktober 2024. Hunger kann das Baby eigentlich nicht haben. Die Windel ist frisch. Ist das Kind müde? Trotz unersichtlichen Grundes schreit der Säugling nun schon seit Stunden und ist einfach nicht zu beruhigen. Die Nerven liegen blank. Schließlich nehmen Frustration, Ärger und Verzweiflung der Betreuungsperson überhand, bis sie die Beherrschung verliert und sie den Säugling schüttelt. Das Köpfchen, welches in den ersten Lebensmonaten noch nicht stabil von der Nackenmuskulatur gehalten werden kann, schleudert hin und her. 

100 bis 200 Babys in Deutschland erleiden pro Jahr aufgrund eines solchen, unkontrollierten Moments weitreichende Hirnschäden, die in der Regel lebenslange, schwerwiegende Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Seh- und Sprachstörungen, Entwicklungsverzögerungen oder geistige Behinderungen zur Folge haben. Bis zu ein Drittel der Babys sterben nach dem dramatischen Ereignis. Fachleute sprechen hier vom sogenannten "kindlichen Schütteltrauma". Sie gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil nach dem Ereignis oft keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird.

TK will mit Partnern über "kindliches Schütteltrauma" aufklären

Bereits 2010 rief die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) Rheinland-Pfalz eine Initiative ins Leben, um über die Folgen des kindlichen Schütteltraumas aufzuklären. Ziel ist außerdem, jungen Eltern beziehungsweise allen Betreuungspersonen von Kleinkindern zu vermitteln, dass sie mit Gefühlen der Erschöpfung und Überforderung nicht allein sind und es Maßnahmen gibt, die zur Entlastung beitragen können. "Damals hat die Schirmherrschaft die damalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer übernommen. Heute freuen wir uns sehr über den Entschluss ihres Nachfolgers, Alexander Schweitzer, die Aufklärungskampagne gemeinsam fortzusetzen", so TK-Landesvertretungsleiter, Jörn Simon.

"Eltern zu sein ist etwas Wunderbares, aber manchmal auch sehr anstrengend. Viele von uns kennen die Momente, in denen das Baby unaufhörlich schreit und man sich hilflos fühlt. Besonders dann, wenn Eltern übermüdet und verzweifelt sind, besteht die Gefahr, unkontrolliert zu reagieren. Die Broschüre der TK gibt hilfreiche und wertvolle Tipps und benennt Ansprechpartner, die vertrauensvoll weiterhelfen können, wenn Eltern Unterstützung brauchen oder Rat suchen", so Ministerpräsident Alexander Schweitzer.

Auch die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz unterstützt als starker Partner das Engagement: "Das Schütteln von Babys kann ein Zeichen von Überforderung sein. Wichtig ist es, in sich selbst hineinzuhorchen und die körperlichen sowie seelischen Symptome ernst zu nehmen", sagt der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz Dr. Günther Matheis und rät gestressten Eltern, sich Unterstützung zu suchen. "Die Haus- und Kinderärzte stehen als Ansprechpartner zur Seite", betont Matheis.

Für Säuglinge kann längeres Schreien normal sein

Vielen Betreuungspersonen ist gar nicht bewusst, dass es für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten durchaus normal ist, täglich im Schnitt zwei bis zweieinhalb Stunden - vermeintlich grundlos - zu schreien. "Es ist daher sinnvoll, sich beratend an die Kinderarztpraxis oder an die Hebamme zu wenden, um zu prüfen, ob es nicht vielleicht effektivere Techniken gibt, das Kind zu beruhigen oder ob es nicht doch einen Grund für das anhaltende Schreien gibt, den man selbst nicht wahrgenommen hat, wie z. B. Koliken," so TK-Landesvertretungsleiter Jörn Simon.

Flyer "Babys nicht schütteln!" wurde neu aufgelegt

Zur Aufklärung über das kindliche Schütteltrauma hat die Techniker Krankenkasse in Mainz gemeinsam mit der Landesregierung und mit der Landesärztekammer (LÄK) den Flyer neu aufgelegt. Enthalten ist nicht nur ein persönlicher Impuls des Ministerpräsidenten, sondern auch Tipps und Anregungen, wie Eltern, aber auch andere Betreuungspersonen, mit solchen belastenden Situationen besser umgehen können. Die wichtigste Botschaft der Handreichung lautet dabei: "Wie auch immer Sie sich fühlen, schütteln Sie niemals das Baby, selbst wenn das in diesem Moment bedeutet, dass das Baby allein gelassen wird, um kurz einmal vor die Tür zu gehen, um innezuhalten. Neben den Empfehlungen sind in dem Ratgeber auch Rufnummern aufgeführt, unter welchen Betreuungspersonen qualifizierte Unterstützung erhalten können.

TK bietet Elternkurs mit Video-Lektionen an

Die TK bietet übrigens auch einen Elternkurs an: In 26 Video-Lektionen, die sich an den verschiedenen Lebensphasen des Neugeborenen orientieren, können Väter und Mütter erfahren, wie sie die Gesundheit ihres Kindes fördern können und welche Entwicklungsphase es gerade durchläuft, damit man sich optimal darauf einstellen kann.

Hinweis an die Redaktion

Der Flyer steht zum Download bereit unter www.tk.de Suchnummer 2182744

Babys nicht schütteln! (PDF, 404 kB)