Große Pflegebereitschaft in Norddeutschland
Artikel aus Niedersachsen
Um herauszufinden, wie die Menschen aktuell über das Thema Pflege denken, hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Jahr 2018 insgesamt 1007 Personen in Deutschland ab 18 Jahren im Auftrag der TK zu diesem Thema befragt, in Norddeutschland (Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) mit einer Stichprobe von 182 Personen.
Beim Thema Pflege sind gleichermaßen viele Chancen als auch Herausforderungen erkennbar.
Die Ergebnisse des Meinungspuls Pflege zeigen, dass die Pflegebereitschaft in Norddeutschland groß ist: 84 Prozent sind grundsätzlich dazu bereit, Eltern oder Lebenspartner mehrere Stunden in der Woche zu pflegen. Wenn es um die eigene Pflege geht, möchte die große Mehrheit (87 Prozent) zu Hause gepflegt werden. Möglichst lange selbstständig im eigenen Haushalt leben zu können ist vielen Befragten wichtig und es besteht dabei eine große Bereitschaft im Bereich Pflege selbst Verantwortung zu übernehmen.
Digitalisierung bietet Chancen
Dabei könnte die Digitalisierung helfen. Sie bietet die Chance zur Unterstützung für Pflegende und Pflegebedürftige, indem sie Prozesse optimieren und beschleunigen kann. In der Debatte um die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die Pflege allerdings noch immer ein Nischenthema. Obwohl gerade in diesem Bereich große Herausforderungen auf die Gesellschaft zukommt. Die Frage, ob die Pflege künftig digitaler wird, stellt sich dabei mittlerweile nicht mehr - sehr wohl jedoch wie das konkret aussehen wird und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind.
Die Akzeptanz technischer Unterstützung ist in diesem Zusammenhang bei den Befragten in Norddeutschland groß: Insgesamt 85 Prozent der Befragten können sich beispielsweise vorstellen, smarte Sensoren einzusetzen, um länger selbstständig im eigenen Haushalt zu bleiben. Das ist ein hoher Wert, allerdings ist die Anzahl der Befragten, die sich das nicht vorstellen können im Bundesvergleich mit 15 Prozent am höchsten. Beim Einsatz von Pflegerobotern dagegen sind die Norddeutschen im Bundesvergleich aufgeschlossener: 63 Prozent würden sich heute schon von einem Pflegeroboter unterstützen lassen (bundesweit 58 Prozent). Mit Blick in die Zukunft rechnen fast neun von zehn Befragten damit, dass smarte Seniorenhaushalte in zehn Jahre selbstverständlich sein werden.
Die TK ist der Überzeugung, dass wir die sich uns bietenden Chancen der Digitalisierung nutzen müssen. Daher unterstützen wir pflegende Angehörige mit digitalen Angeboten, machen uns für eine smarte Weiterentwicklung der Pflegeversicherung stark und erproben die vernetzte Pflege.
Angebote werden erprobt
So bietet die TK den Pflegenden seit Mitte 2018 mit dem digitalen TK-Pflege-Coach eine Möglichkeit, sich Pflegewissen in Form eines digitalen Pflegekurses oder als mobiles Nachschlagewerk anzueignen. Zum TK-Pflege-Coach gehören interaktive Elemente wie Fragebögen zum eigenen Pflegealltag oder auch die Vermittlung von Pflegetechniken via Video.
Darüber hinaus erprobt die TK im Rahmen von Pilotprojekten in ausgewählten Regionen Projekte, die mit Unterstützung von digitalen Produkten älteren Menschen ein möglichst langes selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung ermöglichen, z.B. das Innovationsfondsprojekt "Netzwerk-Gesund Aktiv" in Hamburg oder das Projekt "Care Sage - sicher Zuhause", ein Programm, das als selbstlernendes Hausnotrufsystem konzipiert wurde und Vorhersagen auf Basis von Sensordaten trifft. Dabei sind auch Elemente der Künstlichen Intelligenz enthalten.
Obwohl Angehörige in Deutschland der größte Pflegedienst sind überwiegt der Wunsch der Menschen nach Pflege durch professionelle Kräfte. In der Befragung gaben 87 Prozent der Norddeutschen an, dass sie bei Bedarf von professionellen Pflegekräften versorgt werden wollen. Das ist im Bundesvergleich (83 Prozent) mit der höchste Wert.
TK begrüßt Konzertierte Aktion Pflege
Zu einer der größten Herausforderungen beim Thema Pflege gehört somit auch der sich zuspitzende Fachkräftemangel.
Die TK begrüßt aus diesem Grund die auf Bundesebene eingerichtete Konzertierte Aktion Pflege. Diese soll bis zur Jahresmitte 2019 verbindliche Vorschläge entwickeln, wie sich der Pflegeberuf aufwerten, attraktiver gestalten und zukunftsfest machen lässt. Beteiligt sind BMG, BMFSFJ, BMAS sowie Experten aus Verbänden und Fachgesellschaften. Das niedersächsische Sozialministerium ist bei der "Konzertierten Aktion Pflege" an zwei Arbeitsgruppen beteiligt.
Auch in Niedersachsen will man Vereinbarungen mit anderen Akteuren treffen, um die Situation in der Pflege deutlich zu verbessern. Aus diesem Grund plant das Niedersächsische Sozialministerium in diesem Jahr ebenfalls - parallel zur Bundesebene - eine Niedersächsische "Konzertierte Aktion Pflege" einzurichten.
2019 soll auch das Niedersächsische Pflegegesetz novelliert werden. Die Förderung nach diesem Gesetz soll unter anderem an die Zahlung einer tarifähnlichen Entlohnung geknüpft werden. Weiter soll zudem die Begrenzung der Förderung für den Pflegegrad 1 abgeschafft werden. Außerdem will das Ministerium in Kürze das Niedersächsische Pflegeberufegesetz im Kabinett diskutieren. Das Gesetz setzt die neue Pflegeausbildung, die sogenannte Generalistik, um. Der Gesetzesentwurf soll das Ministerium u.a. zum Erlass von Verordnungen ermächtigen, die im Zusammenhang mit den Finanzierungsregeln des Bundes stehen.
Die Vorhaben auf Bundes- und Landesebene werden von der TK begrüßt. Sie enthalten Maßnahmen, wie sie auch von der TK in ihrem Masterplan Pflege gefordert werden: Eine bessere Bezahlung, Anreize für eine Rückkehr von Teil- in Vollzeit, ein Wiedereinstiegsprogramm sowie eine Weiterqualifizierung von Pflegehelferinnen und Pflegehelfern zu Pflegefachkräften.
Die TK erwartet von solchen Maßnahmen spürbare Effekte auf die Attraktivität des Berufsbildes. Das kurzfristige Ziel muss es sein, die heute in allen Bereichen der Pflege Beschäftigten zu erreichen. Sie sollten länger in ihrem Beruf arbeiten können, weniger in Teilzeit arbeiten müssen und die Hürden für eine Rückkehr in den Pflegeberuf sollten sinken. Darüber hinaus muss sich die besondere Wertschätzung der Gesellschaft für die Ausübung des Berufes in den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung widerspiegeln.
Wichtig für die Umsetzung ist, dass die Herausforderungen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angegangen werden.