Mit 65 ist noch lange nicht Schluss: Mehr "Silver Worker" in rheinland-pfälzischen Unternehmen
Pressemitteilung aus Rheinland-Pfalz
Mainz, 15. Juli 2024. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten über 65 Jahre in Rheinland-Pfalz um 12,8 Prozent erhöht. Nach Angaben der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) waren im Dezember 2023 im Land insgesamt 27.235 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 65 Jahre und älter, davon waren 60 Prozent Männer. Die TK beruft sich auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
"Aufgrund der steigenden Regelaltersgrenze wird sich die Altersstruktur in den Unternehmen zunehmend ändern. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der rheinland-pfälzischen Mitarbeitenden über 65 Jahre um 66 Prozent gestiegen", sagt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung. "Interessant ist meiner Meinung nach, dass rund zwei Drittel (17.600) der Mitarbeitenden über 65 Jahre zudem über der Regelaltersgrenze liegen, also eigentlich bereits Rente beziehen könnten. Dafür könnte es mehrere Erklärungen geben: Die Rente reicht nicht aus oder kann aufgrund zu kurzer Sozialversicherungspflicht nicht gezahlt werden oder aber die Menschen haben einfach Lust, weiterzuarbeiten."
Erfahrungsschatz der älteren Mitarbeitenden
Letzteres hat auch für die Unternehmen Vorteile, wenn das gesammelte Wissen der älteren Kolleginnen und Kollegen länger zur Verfügung steht. "Viele Unternehmen schätzen den Erfahrungsschatz der sogenannten "Silver Worker", der sich über viele Jahre aufgebaut hat - gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Und viele von ihnen sind junggeblieben und körperlich und geistig fit", sagt Simon.
Was hält die Generation 50+ im Job?
In ihrem aktuellen Gesundheitsreport 2024 hat die TK untersucht, was die Generation 50+ im Job hält. Dafür hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Auftrag der TK bundesweit mehr als 1.000 Erwerbstätige ab 50 Jahren befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass fast ein Drittel der Befragten ihre Erwerbstätigkeit vor dem regulären Renteneintrittsalter beenden will.
Flexible Arbeitszeit und individueller Renteneintritt
Als Faktor, der sie länger im Berufsleben halten könnte, wurde am häufigsten die "Anpassung der Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse" genannt (73,7 Prozent), gefolgt von "Unterstützung, den Renteneintritt individuell zu gestalten" (70,3 Prozent) und höherem Gehalt (66,5 Prozent). Die gewünschten Flexibilitätsmöglichkeiten bietet etwa die Hälfte der für den Report befragten mehr als 300 Arbeitgeber an.
"Maßgeblich ist für Unternehmen ein wertschätzender, respektvoller Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, egal, wie alt sie sind. Das gilt natürlich auch untereinander im Team", meint Simon. Wichtig sei, dass Mitarbeitende hinsichtlich ihrer Qualifikationen so eingesetzt würden, dass sie ihr Potential ausschöpfen könnten. "Eine ältere Person arbeitet vielleicht nicht mehr so schnell wie eine jüngere, macht dies dafür aber mit ihrer Erfahrung wieder wett", sagt der TK-Landeschef.
Mitarbeitende 50+ mehr krankgeschrieben
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Mitarbeitende über 50 Jahre mehr krankgeschrieben sind als der Durchschnitt. So waren laut TK-Gesundheitsreport rheinland-pfälzische Erwerbstätige über 50 Jahren durchschnittlich 27 Tage pro Kopf arbeitsunfähig, der Durchschnitt bei den unter 50jährigen lag bei 17 Tagen pro Kopf. Jörn Simon: "Mit Hilfe des betrieblichen Gesundheitsmanagements können Problemfelder erkannt und angegangen werden. Die Investition in die betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich auch insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen." Bei der TK stünden hierfür speziell geschulte Demografieberaterinnen und -berater zur Seite.
Hinweis für die Redaktion
Für den Gesundheitsreport 2024 wertete die TK die Krankschreibungen der 5,7 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus, davon 258.000 aus Rheinland-Pfalz. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I.
Für die Auswertungen zu den Berufstätigkeiten mit 67 Jahren wurden vom Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua-Institut) die Abrechnungsdaten von mehr als 420.000 bei der TK versicherten aus den Geburtsjahrgängen 1948 bis 1956 ausgewertet, die Anfang 2013 berufstätig waren und in den Jahren zwischen 2014 bis 2023 ein Alter von 67 Jahren erreichten oder verstorben sind. Zusätzlich hat das IFBG im Januar 2024 in einer Onlinebefragung bundesweit 1.021 Beschäftigte ab 50 Jahren sowie 311 Arbeitgeber (Geschäftsführende und Personalverantwortliche) zum Thema Renteneintritt sowie zu ihren Wünschen und den Angeboten der Arbeitgeber zur Mitarbeitendenbindung befragt.