Glosse: Der Sound der Vergangenheit
Artikel aus Berlin/Brandenburg
Auf dem Weg ins digitale Zeitalter sind viele Dinge, die uns einst lieb und teuer waren, leider verloren gegangen. Wie schön, dass es eine Konstante gibt, die im Gesundheitswesen noch häufig anzutreffen ist: das Faxgerät.
Die besten Erinnerungen sind sinnliche. Riechen, Schmecken, Fühlen, Sehen, Hören transportiert uns direkt an die schönsten Orte der Vergangenheit. Der Geruch von Heu bringt Sommerurlaub in den Alpen zurück, die quietschende Straßenbahn erinnert an die spannenden Übernachtungen bei der Großmutter in Berlin-Mitte, die glatte Oberfläche eines Steins lässt Strandspaziergänge an der Ostsee lebendig werden.
Die gute Seite der Nostalgie: Entspannung für die Seele. Besonders reichlich sind Erinnerungen an die Technik vergangener Jahre. Schließlich ist da auch besonders viel auf der Strecke geblieben auf dem Weg ins und durchs digitale Zeitalter. Fast alle dieser Erinnerungen sind mit dem Hörsinn verbunden. Hier die Top drei der schmerzlich vermissten Sounds verschwundener Dinge:
- das sanfte Schaben des Walkman, wenn die Kassette lief oder gespult wurde,
- das ekstatische Piepen des externem Modems,
- das beinahe hysterische Schnarren und Pfeifen des Faxgerätes.
Erinnerungen, die vielleicht nicht so sinnlich sind wie der Geruch von Heu. Aber auch sie können uns in ganz besondere Momente der Vergangenheit katapultieren. Das heißt: Sie könnten. Leider sind diese Klänge einstigen technischen Fortschritts inzwischen komplett ausgestorben. Glücklich ist, wer sich noch einen funktionstüchtigen Walkman aufgehoben hat, um mit seiner Hilfe ab und an in die Teenagerzeit zurückzukehren.
Glücklich sind aber auch diejenigen, die sich bei der Berufswahl für das Gesundheitswesen entschieden haben. Denn dort können sie ab und an auf das wundersame Faxgerät treffen, das seine Arbeit melodiös ausführt und weit entferntes Papier wie von Zauberhand beschriften kann.
Die E-Mail feiert in diesem Jahr bereits ihren 50. Geburtstag. Und die ePA gibt es seit Anfang 2021 für alle. Das Faxgerät aber kann sich in seiner Nische weiter halten. Ein Triumph für Nostalgiker.
Es könnte so schön sein. Wäre da nicht der leise Verdacht, dass das Überleben des Faxgerätes vor allem der schlechtesten Seite der Nostalgie zu verdanken ist - dem Gefühl: Früher war alles besser. Wo aber dieses Gefühl sich breitmacht, da kann Fortschritt schwer gedeihen.