Berlin ist besser als man denkt - zumindest virtuell
Artikel aus Berlin/Brandenburg
Glosse: Man muss nicht lange suchen, um auf ein überraschendes Berliner und Brandenburger Erfolgsthema zu stoßen - die Digitalisierung.
In Berlin läuft’s. Vergessen wir mal die ungültigen Wahlen des Jahres 2021, die Wohnungsnot oder die Silvesterkrawalle. Konzentrieren wir uns lieber auf das große Berliner Erfolgsthema, auf das Thema, bei dem wir weltweit vorn liegen: die Digitalisierung.
Gibt es irgendjemanden, der daran zweifelt? Diese Zweifel können wir ganz fix ausräumen, schließlich haben wir unsere Erstklassigkeit von höchster Instanz bestätigt bekommen. Die Vereinten Nationen teilen uns mit: Berlin landet bei der Digitalisierung der Verwaltung im internationalen Städtevergleich auf dem ersten Platz. Den müssen wir uns zwar mit Madrid teilen, aber alle anderen Metropolen lassen wir hinter uns: New York und Zürich, Stockholm, Tel Aviv und Sydney.
Lauter positive Nachrichten
In Brandenburg läuft’s. Beim DigitalRadar im Auftrag der Bundesregierung landet die Mark im Bundesländervergleich auf Platz 3, wenn es um den Digitalisierungsgrad der Kliniken geht. Besser schneidet in diesem Zwischenbericht nur Hamburg ab - und auf dem Spitzenplatz liegt natürlich Berlin!
Wir können gar nicht genug bekommen von diesen positiven Nachrichten. Berlin - auch 2022 der beste europäische Standort für Start-ups und junge Unternehmen. Berlin - auf dem Weg zur Smart City. Die Hauptstadtregion als Mekka des digitalen Fortschritts. Wir könnten endlos so weiterschwelgen.
"Besser geht’s nicht", denken wir - bis wir in Brandenburg ins nächste Funkloch fallen. Danke, Funkloch, für diesen kleinen Weckruf aus unserer Selbstgefälligkeit. Rankings hin oder her: Für die Digitalisierung im Allgemeinen und ganz besonders für die Digitalisierung des Gesundheitswesens gilt: Nur wenn wir von anderen lernen, werden wir erfolgreich sein. Es gibt so vieles, was wir im Gesundheitswesen aus anderen Ländern übertragen können. Es gibt so viele Fehler, die andere für uns bereits gemacht haben.
Weiter Blick
Bescheiden, neugierig und kritisch blicken wir zu den ganz Erfolgreichen im Bereich e-Health: zur Telemedizin nach Australien, zum Gesundheitsdatennetzwerk nach Estland, zum digitalen Krankenhaus nach Kanada, zur digitalen Gesundheitsplattform nach Dänemark.
Ganz schnell kann sich da unsere Selbstzufriedenheit in Minderwertigkeitskomplexe verwandeln. Doch das muss nicht sein. Wir machen uns Mut. Und wir sagen: Uns stehen diese Erfolge bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens alle noch bevor.