Fünf Gründe, warum wir ein digital vernetztes Gesundheitswesen brauchen
Position aus Baden-Württemberg
Ein digital vernetztes Gesundheitswesen bietet ganz neue Ansatzpunkte. Das zentrale Instrument ist dabei die elektronische Patientenakte (ePA).
Vor etwas mehr als 20 Jahren musste Bayer das cholesterinsenkende Medikament "Lipobay" vom Markt nehmen, weil über 50 Menschen wegen unerwünschter Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gestorben sind. Ein Grund für das Ausmaß dieses Desasters lag darin, dass nirgends dokumentiert war, welche Medikamente von den betroffenen Patientinnen und Patienten eingenommen wurden.
Schnell kam der Vorschlag auf, diese Lücke mit Hilfe einer elektronischen Gesundheitskarte zu schließen. Auf ihr sollten die verschriebenen Arzneimittel und weitere wichtige Patientendaten gespeichert werden. Die technischen Voraussetzungen dazu waren damals bereits vorhanden.
Wo könnten wir heute, 20 Jahre später, stehen, wenn der Faden damals von allen Beteiligten im Gesundheitswesen konstruktiv aufgegriffen worden wäre? Das Gesundheitswesen wäre nicht Nachzügler, sondern Paradebeispiel für die Vorteile der Digitalisierung.
Nun ist es mit der Corona-Pandemie wieder eine medizinische Katastrophe, die zum einen die Versäumnisse der letzten 20 Jahre offenlegt, gleichzeitig aber auch die Digitalisierung voranbringt. Diesmal sollten wir diese Vorlage nutzen und endlich ein digital vernetztes Gesundheitswesen aufbauen. Die nächste große medizinische Herausforderung kommt bestimmt - aber auch im normalen Medizinbetrieb gibt es dafür viele gute Gründe.
Fazit: Wer fährt über die grüne Ampel?
Den vielen guten Gründen für ein solches Netz, von denen fünf hier nun etwas näher beleuchtet wurden, standen in der Vergangenheit im Wesentlichen folgende Argumente entgegen: Fehlende finanzielle Mittel, keine gemeinsamen technischen Schnittstellen sowie das Thema Cybersicherheit.
Doch auch die Mauern dieser Trutzburg wurden inzwischen geschleift. Mit dem "Krankenhauszukunftsgesetz" stellen Bund und Länder insgesamt 4,3 Milliarden Euro für die Digitalisierung der Kliniken zur Verfügung. Darunter fällt auch der Aufbau telemedizinischer Netzwerke. Mindestens 15 Prozent der Gesamtsumme müssen für Maßnahmen zur Cybersicherheit ausgegeben werden. Und mit der Telematikinfrastruktur (TI) steht die Datenautobahn zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen mittlerweile zur Verfügung. Die Ampeln stehen also auf grün.