Gewichtszunahme in der Schwangerschaft: Wie viel ist normal?
Kaum ist eine Frau schwanger, haben Familie und Freunde reichlich gut gemeinte Ratschläge parat: "Jetzt bloß nicht fasten" oder "Du musst für zwei essen" sind nur einige davon. Doch wer in der Schwangerschaft wirklich doppelt so viel isst wie sonst, wird mehr zunehmen, als Mutter und Kind gut tut.
Fakt ist: Auch wenn eine Frau während der Schwangerschaft mehr Nahrung braucht, muss sie nicht für zwei essen. Denn werdende Mütter benötigen nur etwa zehn Prozent mehr Kalorien pro Tag als vor der Schwangerschaft. Dieser Mehrbedarf entspricht gerade einmal einem Früchtemüsli oder einem Käsebrot mit Apfel.
Trotzdem ist eine gesunde Gewichtszunahme während der Schwangerschaft wichtig, um sicherzustellen, dass Mutter und Kind ausreichend Nährstoffe erhalten und die Schwangerschaft reibungslos verläuft. Hier erfahren Sie, wie viele Kilos "normal" sind und welche Faktoren die Gewichtszunahme beeinflussen.
Welche Gewichtszunahme ist normal?
Die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft hängt auch vom Body-Mass-Index (BMI) vor der Schwangerschaft ab. Der BMI wird aus dem Verhältnis von Gewicht und Körpergröße berechnet.
Hier ist ein Berechnungsbeispiel für eine Frau mit 1,70 Meter Körpergröße und einem Gewicht von 65 Kilogramm vor der Schwangerschaft:
1. Körpergröße x Körpergröße: 1,70 m x 1,70 m = 2,8900 m²
2. Gewicht durch das Ergebnis teilen: 65 kg : 2,8900 = BMI 22,5
Das bedeutet für eine Gewichtszunahme in der Schwangerschaft:
- BMI unter 18,5 (Untergewicht): Zunahme von 12 bis 18 Kilogramm
- BMI 18,5 bis 25 (Normalgewicht): Zunahme von 11 bis 16 Kilogramm
- BMI 25 bis 30 (Übergewicht): Zunahme von 7 bis 11 Kilogramm
- BMI über 30 (Adipositas): Zunahme von 5 bis 9 Kilogramm
Schwangere mit einem niedrigen BMI können also in den neun Monaten problemlos auch mehr als 15 Kilogramm zunehmen. Stark übergewichtige Frauen (BMI über 30) sollten sich am besten medizinisch beraten lassen. Diese Werte sind nur Empfehlungen, leichte Abweichungen sind nicht besorgniserregend. Eine Gewichtszunahme von weniger als 5,0 Kilogramm ist kritisch, da sie zu Wachstumsstörungen beim Kind führen kann.
Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge wird das Gewicht bei jedem Besuch in der gynäkologischen Praxis erhoben und in den Mutterpass eingetragen, so dass Abweichungen sofort auffallen.
BMI-Rechner
Großen Abweichungen ärztlich abklären
Deutliche Abweichungen können jedoch Anzeichen für mögliche Komplikationen und zusätzliche Risiken sein. Eine Gewichtszunahme von mehr als 20 Kilogramm ist meist auf eine übermäßige oder falsche Ernährung zurückzuführen. Eine zu schnelle Gewichtszunahme (mehr als 2,5 Kilogramm pro Woche) kann auf eine Gestose (Schwangerschaftsvergiftung) mit Wassereinlagerungen hinweisen. Es ist wichtig, dass Frauen während der Schwangerschaft regelmäßig ihre Ärztin oder Arzt aufsuchen und ihre Gewichtszunahme überwachen lassen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dabei helfen, eine gesunde Gewichtszunahme zu erreichen.
Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für fast alle Schwangerschaftskomplikationen, insbesondere für Fehlgeburten, Fehlbildungen, Kaiserschnitte und vor allem für Schwangerschaftsdiabetes. Daher sollte idealerweise eine Gewichtsreduktion vor der Schwangerschaft angestrebt werden.
Ernährung in der Schwangerschaft
Woher kommt das zusätzliche Gewicht?
Das Baby wiegt bei der Geburt etwa 3500 Gramm. Die Mutter nimmt in der Schwangerschaft aber weit mehr als das Gewicht des Babys zu. Woher kommen also die restlichen Kilos?
- Das Kind wiegt bei der Geburt rund 3500 Gramm.
- Die Gebärmutter ist etwa 1300 Gramm schwer.
- Die Plazenta hat rund 650 Gramm an Gewicht.
- Das Fruchtwasser wiegt circa 1000 Gramm.
- Die zusätzliche Blutmenge beträgt rund 1250 Gramm.
- Flüssigkeitsansammlungen ergeben etwa 2000 Gramm.
- Fettdepots unter der Haut machen circa 1700 Gramm aus.
- Das Wachstum der Brüste macht 1000 Gramm aus.
Wichtig: Die Gewichtszunahme variiert je nach BMI beziehungsweise individueller Ausgangssituation und kann daher sehr unterschiedlich ausfallen.