Sicher Sport treiben mit Diabetes-Devices
Moderne Diabetes-Technik macht die Planung rund um den Sport leichter, aber nicht überflüssig. Durch körperliche Aktivität und Sport reagieren die Muskelzellen empfindlicher auf Insulin und dadurch sinkt der Bedarf. Aber um abzuschätzen, wie stark der Insulinbedarf sinkt, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Das gilt auch, wenn Diabetes-Devices wie Insulinpumpen und Co. zum Einsatz kommen. Um von den gesundheitlichen Vorteilen neuer Technologien zu profitieren, sollten Sie bestimmte Tipps berücksichtigen.
Sport und Bewegung gehören nachweislich zu den besten Therapien, die zur Verfügung stehen, um den Stoffwechsel mit "Fun-Faktor" zu regulieren und das Herz-Kreislauf-System gesund zu erhalten. Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, senkt dadurch Puls und Blutdruck, aber auch Blutfette wie LDL-Cholesterin oder Triglyceride. Dennoch fällt es vielen Menschen mit Typ-1-Diabetes nicht leicht, den Insulinbedarf rund um den Sport optimal einzuschätzen, und aus Unsicherheit verzichten sie auf die gesundheitlichen Vorteile.
Moderne Diabetestechnik
Bei Typ-1-Diabetes kann die Bauchspeicheldrüse die Schwankungen des Blutzuckers nicht selbst regulieren, da sie kein Insulin mehr produziert. Insulinpumpen und Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), vor allem aber Closed-Loop-Systeme erleichtern den Umgang mit diesen Blutzuckerschwankungen bei körperlichen Herausforderungen und im Sport.
Folgendes sollten Sie beachten:
CGM-Systeme
Während der körperlichen Belastung kann es bei einem CGM-System zu einem Unterschied zwischen dem aktuellen Blutzuckerwert und dem gemessenen Zuckerwert im Gewebe kommen.
Das können Sie tun: Passen Sie die Alarmgrenze des CGM-Gerätes während des Trainings an. Eine höher eingestellte untere Alarmgrenze bewirkt, dass Sie ein Signal erhalten, selbst wenn der Gewebezuckerwert noch im unteren Normalbereich liegt. Das ist sinnvoll, da der Blutzuckerwert bei Sport dann schon zu niedrig sein kann.
Insulinpumpen
Gleiches gilt für eine Insulinpumpe, bei der Sie die Basalrate kurz vor und während des Sports so absenken können, wie es für Sie passend ist.
Das können Sie tun: Abhängig von der Sportart und wie lange Sie trainieren, sollten Sie die Basalrate während dieser Zeit und auch bis zu einer Stunde vorher reduzieren. Ob eine Reduktion um 70 oder 50 Prozent sinnvoll ist, hängt auch davon ab wie lange Sie körperlich aktiv sind. Wie viel zusätzliche Energie in Form von Kohlenhydraten ratsam ist und welche Einstellungen für die Geräte jeweils optimal sind, sollten Sie mit Ihrem Diabetes-Team besprechen.
Hybride Closed-Loop-Systeme
Mit einem hybriden Closed-Loop-System empfiehlt es sich in den meisten Fällen eine Stunde vor Trainingsbeginn die geplante körperliche Aktivität einzuprogrammieren. Fragen Sie immer nach, wenn Sie sich bei der Anpassung unsicher fühlen.
Wichtig zu wissen: Sollten Sie trotz sorgfältiger Planung und Absenkung der Basalrate höhere Blutzuckerwerte nach dem Sport messen als vorher, war der Blutzucker möglicherweise schon vor dem Training zu hoch und es fehlte an Insulin. Messen Sie deshalb unbedingt den Blutzucker bevor Sie mit dem Sport starten. Liegen die Werte zu hoch, sollten Sie zusätzlich auf Aceton im Urin messen und im Zweifel zunächst den Blutzucker normalisieren.
Unser Sport-Tipp: Damit Ihr Sensor und Sender der Geräte auch bei schweißtreibender sportlicher Aktivität nicht verrutscht, sollten Sie diese mit einer luftdurchlässigen, elastischen Klebefolie fixieren. Je nach Sportart kann eine zusätzliche Polsterung oder Fixierung mit Kinesio-Tape sinnvoll sein und eine Extratasche für die Insulinpumpe, die beispielsweise mit einem Laufgürtel oder Rückengurt am Körper getragen wird.
Basiswissen: Sport & Typ-1-Diabetes
Wie intensiv Sie Sport treiben und wie lange, aber auch der individuelle Trainingszustand, die tagesaktuelle Insulingabe oder wie Sie sich an dem Tag ernährt haben beeinflusst, wie stark der Insulinbedarf durch die Bewegung absinkt. Diese Faktoren sollten Sie mit Diabetes-Devices im Blick behalten, so können Sie beispielsweise mit einem kleinen Snack vor dem Sport einer Unterzuckerung vorbeugen. Bei intensiven Sportarten wie Krafttraining kann es währenddessen zu einem Anstieg des Blutzuckers kommen, der dann anschließend plötzlich abfällt. Auch darauf sollten Sie vorbereitet sein und die Geräte entsprechend einstellen.
Als Faustregel gilt: Starten Sie nie mit einem zu niedrigen Blutzuckerwert und planen Sie jede Bewegungs- und Sporteinheit. Machen Sie sich mit Ihrem momentanen Stoffwechsel durch regelmäßige Messungen des Blutzuckers rund um körperliche Herausforderungen vertraut (zum Beispiel durch ein Diabetes-Sport-Tagebuch), dann fällt Ihnen die Selbsteinschätzung als Korrektiv für die Einstellung Ihrer Diabetes-Devices und die Auswahl einer passenden Ernährung leichter. Manche Leistungssportler mit Typ-1-Diabetes setzen zum Beispiel vor dem Sport auf ein Low-Carb-Frühstück mit wenigen Kohlenhydraten, um den Insulinbedarf möglichst gering zu halten.
Aller Anfang ist… Wenn Sie mit Diabetes-Devices Sport treiben möchten, sollten Sie es langsam angehen lassen. Sprechen Sie vorab mit Ihrem behandelnden Diabetes-Team und fragen Sie nach, ob sportmedizinische Voruntersuchungen sinnvoll sind. Tasten Sie sich mit regelmäßigen Messungen des Blutzuckers vor und nach dem Sport, gegebenenfalls auch währenddessen an Ihre optimalen Zielwerte heran. Beginnen Sie das Training auf einem entspannten Niveau und steigern Sie die Intensität stufenweise.