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Heißhunger, Herzrasen und Co. bewerten viele Menschen mit Typ-1-Diabetes als Hinweis auf eine drohende Unterzuckerung. Grundsätzlich liegen sie damit genau richtig, aber manchmal ist es nicht ganz so einfach. Denn die gleichen Symptome kennzeichnen mögliche Beschwerden der Wechseljahre, also wenn die Produktion der Sexualhormone nachlässt und aus dem Gleichgewicht gerät. Umgekehrt lassen sich längere Menstruationszyklen, stärkere Blutungen und mehr Beschwerden rund um die Menstruation nicht nur, aber auch auf Diabetes zurückführen. Erst das Wissen um diesen "Hormon-Faktor", hilft Frauen wie Fachleuten dabei, Beschwerden richtig einzuordnen und die Insulintherapie besser anzupassen. 

Unser Tipp: 

Frauen mit einer Insulinpumpe können in Zeiten hormoneller Achterbahnfahrten die temporäre Basalrate ändern oder eine eigene Basalrate beispielsweise für die Menstruation festlegen.

So beeinflusst der Menstruationszyklus den Blutzucker

Ein paar Tage bevor die Menstruation einsetzt, steigen die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Viele Frauen mit Diabetes beobachten in dieser Zeit, dass die Blutzuckerwerte ohne erkennbaren Grund ebenfalls ansteigen, während sie sich mit der einsetzenden Blutung wieder normalisieren. Eine aktuelle Studie, die im Fachjournal Nature Metabolism veröffentlicht wurde, untersuchte jetzt mit dem bildgebenden Verfahren der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT), wie sich die Reaktion auf Insulin im Gehirn von elf Frauen mit Diabetes im Menstruationszyklus ändert. 

Ergebnisse: Offenbar reagiert das Gehirn während der ersten Hälfte des Menstruationszyklus (Follikelphase), also vor dem Eisprung sensibler auf Insulin. Diese Reaktion wird in der zweiten Zyklushälfte nicht beobachtet, im Gegenteil. Manchmal entwickelt sich nach dem Eisprung ein schlechteres Ansprechen des Körpers auf Insulin. 

Fazit: Diese Ergebnisse liefern erstmals Hinweise, warum der Blutzucker im Verlauf des Monatszyklus schwankt und den Stoffwechsel hormonell gesteuert beeinflusst. Weitere Studien sind laut Forschungsteam erforderlich, die gendermedizinische Unterschiede berücksichtigen sollten. 

Das bedeutet für Sie: Reagiert der Körper zu Beginn des Menstruationszyklus sensibler auf Insulin, kann in vielen Fällen die gespritzte Menge reduziert werden. Um die neue Dosis abzuschätzen, sollten Sie regelmäßig den Blutzucker kontrollieren und über einen gewissen Zeitraum ein Diabetes-Tagebuch führen. Hierin werden die verschiedenen Faktoren erfasst, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen, die gemessenen Werte und die verabreichte Dosis an Insulin. Dieses Tagebuch hilft Ihnen und dem behandelnden Fachteam, den Hormon-Faktor klarer abzugrenzen und einschätzen zu können.

Nicht nur die Sexualhormone schwanken in den Wechseljahren

Spätestens nach dem 50. Lebensjahr lässt bei Frauen die Aktivität der Eierstöcke nach und die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Progesteron nimmt kontinuierlich ab. Dadurch entwickelt sich oft ein hormonelles Ungleichgewicht, das sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann. Vor allem zu Beginn der Wechseljahre verursachen diese Schwankungen der Hormone auch eine Schwankung des Blutzuckers, da der Körper schlechter auf Insulin anspricht und den Blutzucker nicht wie gewohnt senkt. Gleiches gilt auch für die Pubertät kurz vor der ersten Blutung. Die einsetzende Menstruation klärt dann häufig auf, warum die Blutzuckerwerte scheinbar ohne Grund gestiegen sind. Frauen mit Typ-1-Diabetes kommen häufig früher als stoffwechselgesunde Frauen in die Wechseljahre. 

Wichtig zu wissen: Gerade zu Beginn der Wechseljahre beziehungsweise der Pubertät kann es sinnvoll sein, die Insulindosis leicht zu erhöhen. Regelmäßige Kontrollen sind in diesen Lebensphasen der Umstellung besonders wichtig, um die Therapie individuell anpassen zu können.