Bewegung und Sport bei Diabetes mellitus
Mit Bewegung und Sport bringen Sie mehr Schwung in Ihr Leben und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Diabetes-Therapie. Denn: Wer sich regelmäßig bewegt, kann seinen Blutzuckerspiegel dauerhaft senken und typischen Folgen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Bewegung wirkt auf vielfältige Weise auf Körper und Geist. Individuell abgestimmt und richtig dosiert kann sie zum Beispiel
- den Blutzuckerspiegel senken,
- die Insulinempfindlichkeit erhöhen,
- den Blutdruck normalisieren,
- Blutfettwerte verbessern,
- Übergewicht abbauen,
- Stress abbauen,
- Lebensfreude und Lebensqualität steigern.
Bewegungsmangel ist eine der wesentlichen Ursachen für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Moderater Sport ist daher ein wichtiger Baustein, um die Zuckerkrankheit zu behandeln. Wer zusätzlich seine Ernährung umstellt und überflüssige Kilos verliert, erhöht seine Chance, den Blutzucker ohne Medikamente in den Griff zu bekommen.
Auch bei Diabetes Typ 1 kann regelmäßiges Training dazu führen, dass Insulin eingespart werden kann. Da bei körperlicher Aktivität das Risiko für Stoffwechselentgleisungen erhöht ist, müssen Typ-1-Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel besonders gut überwachen.
Sport bei Diabetes Typ 1
Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen zeitlebens Insulin spritzen, um ihren Blutzuckerspiegel im Zielbereich zu halten und starke Schwankungen nach unten (Unterzuckerungen) und nach oben (Überzuckerungen) zu vermeiden. Die Insulindosen sind dabei abgestimmt auf die Menge der Kohlenhydrate, die in den jeweiligen Mahlzeiten enthalten ist.
Auch körperliche Aktivität beeinflusst den Blutzuckerspiegel. So leeren sich durch Sport die Zuckerspeicher in Muskeln und Leber, die der Körper nach dem Training wieder auffüllen muss. Dadurch besteht während und noch bis zu 14 Stunden nach sportlicher Belastung die Gefahr, dass der Blutzuckerspiegel absinkt und eine gefährliche Unterzuckerung entsteht.
Zudem verstärkt Muskelarbeit die Wirkung von Insulin, so dass der Insulinbedarf sinkt. Dies muss bei der vorherigen Insulindosis berücksichtigt werden, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Andererseits hat auch ein Mangel an Insulin Folgen: Dann kann der Körper den Blutzucker nicht mehr verwerten und baut stattdessen Fettsäuren ab, um Energie zu gewinnen. Dabei entstehen Ketonkörper, die den Körper übersäuern (med.: Ketoazidose) und zu einem lebensbedrohlichen diabetischen Koma führen können.
Sport-Tagebuch: Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen
Der Körper reagiert individuell auf sportliche Belastung. Wenn Sie Ihre Trainingseinheiten zusammen mit Blutzuckerwerten, Insulin-Dosen und den verzehrten Kohlenhydraten in einem Tagebuch notieren, gewinnen Sie ein gutes Gefühl für Ihren Stoffwechsel.
Tipps für Ihr Training
Wer als Typ 1-Diabetiker seinen Körper gut kennt, kann Stoffwechselentgleisungen beim Sport vermeiden. Besonders wenn Sie Ihr Training wechseln oder es nach längerer Trainingspause wieder aufnehmen, ist ein Gespräch mit Ihrem Arzt sinnvoll. Er wird mit Ihnen besprechen, wie Sie Ihre Insulintherapie optimal anpassen können. Informieren Sie zudem mögliche Trainingspartner über Ihren Diabetes und erklären Sie ihnen, was im Falle einer Unterzuckerung zu tun ist.
Darüber hinaus können folgende Maßnahmen einer Stoffwechselentgleisung beim Sport vorbeugen:
Vor dem Training
- Messen Sie Ihren Blutzucker - er sollte zwischen 100 mg/dl (5,6 mmol/l) und 250 mg/dl (< 17 mmol/l) liegen.
- Bei normalem Blutzuckerwert kann es sinnvoll sein, die Insulindosis vor dem Training zu reduzieren und zusätzlich schnell ins Blut gehende Kohlenhydrate (z. B. Weißbrot) zu essen.
Beim Training
- Legen Sie bei längerer Trainingsdauer Pausen ein, in denen Sie Ihren Blutzucker messen.
- Tragen Sie immer ein Stück Traubenzucker bei sich und nehmen Sie es sofort ein, wenn Sie Zeichen einer Unterzuckerung bemerken.
Nach dem Training
- Testen Sie Ihren Blutzuckerspiegel mehrfach. Er kann auch noch Stunden später absinken.
- Um einer nächtliche Unterzuckerung vorzubeugen, kann es sinnvoll sein, abends langsam ins Blut gehende Kohlenhydrate (z. B. Vollkornbrot) zu essen.
Welcher Sport ist geeignet?
Der Gewichtheber und Olympiasieger Matthias Steiner ist nur einer von vielen erfolgreichen Sportlern, die zeigen: Auch mit Diabetes Typ 1 sind sportliche Höchstleistungen möglich. Grundsätzlich können Sie also alle Sportarten ausüben, die Sie möchten. Die Voraussetzung sowohl für Freizeit- als auch für Leistungssport ist stets, dass Sie das Training gut planen und Ihre Insulintherapie anpassen.
Bei Sportarten wie zum Beispiel Tauchen oder Drachenfliegen kann eine Unterzuckerung lebensgefährlich sein. Daher müssen Typ-1-Diabetiker, die Extrem- oder Risikosport ausüben, ihren Stoffwechsel besonders gut kennen.
Sport bei Diabetes Typ 2
Im Gegensatz zu Typ-1-Diabetikern leiden Menschen mit Diabetes Typ 2 unter einem relativen Insulinmangel: Ihr Körper stellt zwar ausreichend Insulin bereit, doch die Zellen des Körpers reagieren zunehmend unempfindlich darauf (Insulinresistenz). Dadurch gelangt immer weniger Glukose in die Zellen und der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht. Übergewicht, zucker- und fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel verstärken die Insulinresistenz noch.
Regelmäßige Bewegung ist hingegen der Schlüssel für eine gute Insulinwirkung. Denn sportliche Belastung macht die Zellen sensibler für Insulin, die Glukoseaufnahme steigt und der Blutzuckerspiegel sinkt. Daneben hilft Sport, überflüssige Kilos abzubauen und beeinflusst Blutfette und Blutdruck positiv.
Welcher Sport ist geeignet?
Wenn Sie Ihr Leben sportlicher gestalten möchten, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Er kann Ihre aktuelle Fitness testen (zum Beispiel mit einem Belastungs-EKG) und Ihnen ein passendes Training empfehlen. Bei einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin müssen Sie gegebenenfalls die Dosis anpassen. Dies wird Ihr Arzt ausführlich mit Ihnen besprechen.
Vielen Menschen mit Diabetes Typ 2 fällt es schwer, mit Sport zu beginnen. Häufig haben sie sich über Jahre zu wenig bewegt. Die gute Nachricht ist: Sie müssen nicht zum Hochleistungssportler werden. Wichtig ist viel mehr, dass Ihr Alltag aktiver und bewegter ist. Lassen Sie zum Beispiel Ihr Auto stehen und gehen Sie öfter einmal zu Fuß. Oder nehmen Sie die Treppe anstelle des Fahrstuhls. So erreichen Sie schon mit kleinen Veränderungen eine große Wirkung.
Um Ihr Herz-Kreislauf-System richtig in Schwung zu bringen und Fett zu verbrennen, eignet sich besonders Ausdauersport wie Walken (zügiges Gehen), Joggen, Fahrradfahren und Schwimmen. Schon drei Trainingseinheiten pro Woche für jeweils 20 Minuten reichen aus, um Ihren Stoffwechsel positiv zu beeinflussen. Optimalerweise verbinden Sie Ihr Ausdauertraining mit einem mäßigen Kraftsport, um auch Muskeln und Koordination gezielt zu stärken.
Diabetes-Sportgruppen
Zusammen mit Gleichgesinnten macht Sport häufig mehr Spaß. In vielen Städten gibt es daher Sportkurse speziell für Diabetiker. Mehr dazu erfahren Sie bei der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.