Wann spricht man von Sucht?
Um davon sprechen zu können, dass eine Person süchtig beziehungsweise abhängig ist, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Dazu zählen unter anderem das übermächtige Verlangen, eine Droge oder ein Rauschmittel zu konsumieren, oder dass immer größere Mengen der Droge gebraucht werden.
Gewöhnung an die Substanz
Ein markanter Schritt in Richtung Sucht ist gemacht, wenn sich der Körper an die Droge gewöhnt hat. Fachleute sprechen hier von biologischer Toleranz. Nehmen Konsumierende das Suchtmittel regelmäßig ein, gewöhnt sich ihr Körper daran. Er nimmt die Droge schneller auf und baut sie auch schneller wieder ab. Das bedeutet, dass die Betroffenen immer größere Mengen der Substanz einnehmen müssen, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Inwieweit eine Droge eine Toleranzentwicklung herbeiführen kann, hängt sowohl von individuellen Faktoren als auch von der Art der Droge ab.
Psychische Abhängigkeit
Ein weiteres Merkmal von Sucht ist die psychische Abhängigkeit . Diese kann beispielsweise in einem übermäßigen Verlangen nach einer bestimmten Substanz bestehen. Expertinnen und Experten sprechen hier von Craving.
Eine seelische Abhängigkeit kann zudem vorliegen, wenn Konsumierende die Droge weiter verwenden, obwohl ihnen bewusst ist, dass ihnen dadurch gesundheitliche oder sonstige Schäden drohen. Dies deutet meist darauf hin, dass Betroffene den Gebrauch des Suchtmittels nicht mehr kontrollieren können. Dabei kann es zu Verhaltensauffälligkeiten kommen: Konsumierende verharmlosen oder verheimlichen etwa den Gebrauch der Droge oder verlieren das Interesse an anderen Dingen und Personen.
Physische Abhängigkeit
Ein anderer wesentlicher Aspekt der Sucht sind körperliche Beschwerden . Diese äußern sich vor allem in Entzugserscheinungen. Konsumierende haben sich so sehr an das Gift gewöhnt, dass ihr Körper es fortan braucht. Lässt die Wirkung der Substanz nach, ist der Organismus auf Entzug und reagiert mit entsprechenden Symptomen. Oft sind diese dem eigentlichen Effekt der Droge entgegengesetzt. Schlafstörungen, Herzrasen, Konzentrationsschwierigkeiten, Zittern oder auch Störungen des Gleichgewichtssinns gehören dazu.
Eine Frage der Definition
1968 erkannte das Bundessozialgericht Alkoholsucht als Krankheit an. Die Gleichstellung von Sucht mit anderen Erkrankungen hatte weitreichende Folgen. So haben Suchtkranke beispielsweise Anspruch auf eine professionelle Therapie, deren Kosten von der TK in der Regel übernommen werden.
Zur Einteilung von Krankheitsbildern gibt es ein von der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgegebenes Diagnoseschema, International Classification of Diseases genannt. Dieses ist auch für die Definition und Einordnung von Süchten relevant. Die neueste Version, ICD 11, trat im Januar 2022 in Kraft, wurde in Deutschland aber noch nicht eingeführt. In einer Übergangsphase bleibt daher ihre Vorgängerversion ICD 10 die gültige amtliche Klassifikation.
Die Überarbeitung kann sich zukünftig positiv sowohl auf die Diagnosestellung bei Betroffenen als auch auf deren medizinische Versorgung auswirken.
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