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Die Diagnose Diabetes ist besonders für die Eltern des betroffenen Kindes meist ein Schock. Doch in der Behandlung hat sich in den letzten 20 Jahren viel getan, und die Forschung arbeitet weiter mit Hochdruck an neuen Möglichkeiten. Die Therapie der Erkrankung wird bei beiden Diabetesformen stets individuell angepasst und flexibel gestaltet. Denn bei jungen Patienten wird die Krankheit zum Beispiel von Wachstumsschüben, hormonellen Veränderungen oder unregelmäßigen Tagesabläufen beeinflusst. Sprechen Sie mit der ganzen Familie und sämtlichen Aufsichtspersonen über die Erkrankung Ihres Kindes, damit alle informiert sind und im Notfall schnell reagieren können. 

Typ-1-Diabetes - immer mehr Kinder erkranken

Der Typ-1-Diabetes ist die häufigste Diabetesform bei Kindern und die Zahl der Betroffenen steigt stetig. Derzeit erkranken jährlich etwa 3.100 - 3.700 Kinder in Deutschland neu an Diabetes Typ 1 und  Experten rechnen damit, dass die Zahl weiter ansteigt.  

Die Ursachen für Typ-1-Diabetes sind bis heute noch nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht derzeit von verschiedenen Faktoren aus, die die Erkrankung begünstigen könnten. Viele Kinder mit Typ-1-Diabetes sind erblich vorbelastet: Etwa 15 Prozent der betroffenen Kinder unter 15 Jahren haben Verwandte ersten Grades mit Typ-1-Diabetes. Außerdem wurde festgestellt, dass das Risiko dreimal so hoch ist, wenn der Vater an Diabetes erkrankt ist. 

Auch Veränderungen von Umweltbedingungen und Lebensstil könnten verantwortlich sein. Forscher vermuten zudem einen Zusammenhang mit der Ernährung von Säuglingen: Erste Studien ergaben, dass das Diabetesrisiko steigt, wenn ein Kind gar nicht oder nur in den ersten drei Monaten gestillt wird und stattdessen Kuhmilch oder glutenhaltige Cerealien erhält.

2016 wurde das europäische Forschungsprojekt INNODIA ins Leben gerufen, das sich intensiv mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes beschäftigt. 26 europäische Forschungseinrichtungen und Pharmakonzerne tragen ihre Forschungsergebnisse zusammen, um herauszufinden, wie der Diabetes Typ 1 bereits vor den ersten Anzeichen diagnostiziert werden kann und wie eine individuelle vorbeugende Behandlung aussehen könnte.

Das Leben managen

Erkranken Kinder an Typ-1-Diabetes, ändert sich für die jungen Patienten und ihre Eltern einiges im Leben. In den meisten Fällen gilt es, täglich mehrmals den Blutzucker zu messen und Insulin zu spritzen sowie auf die Ernährung zu achten. Die Erkrankung und ihre Therapie begleitet die betroffenen Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag: im Kindergarten, in der Schule und zu Hause. Trotzdem sollte sie so wenig wie möglich Entwicklung, Lebensführung und Sozialleben beeinträchtigen. 

Wichtig für die Kinder wie auch für ihre Eltern ist eine kontinuierliche und umfangreiche Betreuung: Ein kindererfahrenes Team - bestehend aus einem Diabetologen, einem Diabetesberater, einem Psychologen sowie einem Sozialarbeiter - begleitet die Behandlung Ihres Kindes und unterstützt Ihre Familie. Außerdem gibt es verschiedene Angebote für Diabetesschulungen je nach Alter des Kindes, von denen sowohl die Kinder als auch ihre Eltern profitieren. Der Haus- oder Kinderarzt kann Sie diesbezüglich beraten und Ihnen entsprechende Angebote vermitteln. 

In den Schulungen lernen Kinder und Eltern, wie sie mit der Erkrankung umgehen und die Therapie in ihren gemeinsamen Alltag integrieren können. Ziel ist es, dass Ihr Kind Selbstständigkeit und Eigenverantwortung lernt, ohne damit überlastet zu werden. Projekte wie die Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder & Jugendliche - kurz ViDiKi - bieten ihnen und Ihrem Kind eine umfassende Betreuung.  Zögern Sie nicht, derartige Angebote in Anspruch zu nehmen.

Typ-2-Diabetes - Kinder häufig übergewichtig

Der Typ-2-Diabetes, früher auch "Alterszucker" genannt, kommt bisher bei Kindern deutlich seltener vor als der Typ-1-Diabetes. Alarmierend ist allerdings dennoch die rasante Zunahme von Typ-2-Diabetes bei jungen Patienten in den Industrienationen: Rund 90 Neuerkrankungen werden in Deutschland jährlich bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren diagnostiziert - und die Dunkelziffer wird etwa doppelt so hoch geschätzt. Damit hätte sich die Rate in den letzten zehn Jahren verfünffacht, und die Tendenz ist weiterhin steigend. 

Typ-2-Diabetes gilt als sogenannte Zivilisationskrankheit und ist in den meisten Fällen - auch bei Kindern - auf den Lebensstil zurückzuführen. Und die Zahl der übergewichtigen oder sogar stark übergewichtigen - medizinisch adipösen - Kindern hat sich in den letzten zehn Jahren in Deutschland verdoppelt. Oftmals weisen diese jungen Patienten gleichzeitig erhöhte Blutdruckwerte und eine Fettstoffwechselstörung auf. Die Ursachen dafür sind häufig klar: zu kalorienreiche Nahrung und zu wenig Bewegung. Die meisten Kinder nehmen heutzutage zu viel Zucker zu sich und verbringen zu viel Zeit im Sitzen.  

Allerdings können auch bei Typ-2-Diabetes weitere Faktoren das Erkrankungsrisiko erhöhen. Hierzu zählen etwa eine familiäre Vorbelastung für Typ-2-Diabetes, Zeichen der Insulinresistenz (siehe unten) oder die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen, zum Beispiel aus dem ostasiatischen, afrikanischen oder hispanischen Raum. Problematisch ist vor allem, dass der Typ-2-Diabetes auch bei Übergewicht oft zu spät festgestellt beziehungsweise nicht als solcher wahrgenommen wird. 

Fachleute empfehlen daher einen Früherkennungstest ab dem zehnten Lebensjahr, wenn mindestens zwei mögliche Krankheitszeichen vorliegen. Wenn Sie bei Ihrem Kind Anzeichen bemerken, die auf einen Diabetes hindeuten, sprechen Sie unbedingt zeitnah mit dem behandelnden Haus- oder Kinderarzt.  

Insulinresistenz - was ist das?

Überernährung und Übergewicht lassen den Insulinbedarf ständig ansteigen, weil die Zellen unempfindlicher gegen das Insulin werden. Es entsteht die sogenannte Insulinresistenz. Die Folge: Um den Nahrungszucker überhaupt noch aufnehmen zu können, muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produzieren. Hohe Insulinspiegel führen aber dazu, dass die Zellen noch unempfindlicher gegen das Insulin werden. Der Körper, dem der Zucker fehlt, sendet also weiter an die Bauchspeicheldrüse das Signal: "Insulin produzieren!" Gleichzeitig vergrößert ein hoher Insulinspiegel aber auch das Hungergefühl, was wiederum das Übergewicht verstärkt. Ein Teufelskreis entsteht. Das Ganze geht so lange weiter, bis die Bauchspeicheldrüse schließlich aufgibt, weil sie selbst nicht mehr kann. 

Den Lebensstil anpassen 

Ist Ihr Kind beispielsweise von Fettleibigkeit, hohem Blutdruck oder Fettstoffwechselstörungen betroffen oder ist gar schon ein Typ-2-Diabetes festgestellt worden, so ist eine Umstellung der Lebensweise unumgänglich - sie steht stets am Anfang der Therapie dieser Diabetesform. Wird die Krankheit frühzeitig diagnostiziert und behandelt, stehen die Chancen gut, dass Ihr Kind irgendwann wieder ohne Medikamente auskommt oder sogar vollständig geheilt wird. 

Lassen Sie sich von Ihrem Haus- oder Kinderarzt beraten und nehmen Sie die umfangreichen Behandlungs- und Betreuungsangebote in Anspruch. In einer auf Diabetes spezialisierten Praxis lernen Sie und Ihr Kind unter anderem, wie Sie die Blutzuckerwerte in den Griff bekommen. In speziellen Diabetesschulungen erfahren Sie, was gesunde Ernährung bei Diabetes ausmacht, und erhalten viele hilfreiche Tipps - zum Beispiel für einen Alltag mit mehr Bewegung. 

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