Gut vernetzt und trotzdem allein – junge Menschen an Rhein, Main und Saar fühlen sich häufig einsam
Pressemitteilung aus Rheinland-Pfalz
Mainz, 19. September 2024. Obwohl die meisten jungen Menschen in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland offenbar ein stabiles privates Umfeld haben, fühlt sich jeder Fünfte (21 Prozent) von ihnen häufiger oder sogar dauerhaft allein oder einsam. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage unter jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mit Teilergebnissen aus der Region Rhein, Main, Saar.
In der Umfrage gaben 93 Prozent der Befragten in der genannten Region an, mindestens einen engen Freund oder Freundin zu haben. Neun von zehn Befragten pflegen demnach einen guten Kontakt zur Familie und fast ebenso viele (89 Prozent) sagen von sich, sie hätten mindestens ein Hobby, das sie erfüllt.
Von Angststörungen bis zu Depressionen
"Ein anhaltendes Gefühl von Einsamkeit kann Auswirkungen auf die Psyche haben und sogar krank machen", sagt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. Das kann auch genetische Gründe haben: Bei unseren Vorfahren war die Isolation von der Gruppe ein großes Risiko und somit auch ein Stressfaktor. "Entsprechend versetzt das Gefühl von Isolation den Organismus auch heute noch in einen Alarmzustand", sagt Simon. Die Folge können Angstzustände, Schlafstörungen und Depressionen sein.
Einsamkeitsbarometer untersucht die Belastung
Dass Einsamkeit ein ernstzunehmendes Thema ist, hat auch das Bundesfamilienministerium erkannt und mit dem Einsamkeitsbarometer die Einsamkeitsbelastung der Bevölkerung untersucht. Offenbar hält demnach das Gefühl der Einsamkeit, das durch die Coronapandemie bei jungen Menschen besonders stark zugenommen hat, weiterhin an. Möglicherweise spielen auch Phasen des Umbruchs eine Rolle, die durch Auszug aus dem Elternhaus oder Beginn von Studium oder Ausbildung in einem neuen Umfeld geprägt sind. Einfluss können auch digitale und soziale Medien sowie Smartphone und Co. haben, die einerseits zwar helfen, mit Freunden oder Familie Kontakt zu pflegen, jedoch kaum die Qualität eines persönlichen Austauschs ersetzen können.
Strategie gegen Einsamkeit
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat im Dezember 2023 seine Strategie gegen Einsamkeit gestartet. Mehrere Angebote wenden sich ausdrücklich an junge Menschen. Eins davon ist krisenchat. Die psychosoziale Chatberatung ist rund um die Uhr erreichbar und richtet sich speziell an Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahre. Die TK kooperiert mit krisenchat und fördert vor allem das gezielte Beratungs- und Aufklärungsangebot für Jungen und junge Männer. Hintergrund ist, dass Hilfsangebote vergleichsweise selten von Jungen und jungen Männern wahrgenommen werden.
Hinweis für die Redaktion:
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der TK befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Februar und März 2024 bundesweit 1.445 Personen von 18 bis 25 Jahren, davon 207 im Ländergebiet Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland.
Hörtipp: Maschinenraum Gesundheit
Dr. Bettina Pause ist seit 2005 Professorin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie hat untersucht, welche Rolle Gerüche für die sozialen Beziehungen von Menschen spielen und ist so auf das Thema Einsamkeit gestoßen. Mit Harald Netz von der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen spricht sie im Maschinenraum Gesundheit darüber, warum Einsamkeit krank macht, was Alleinsein von Einsamkeit unterscheidet und wie wichtig es ist, dass wir anderen Menschen Aufmerksamkeit schenken.