Schwerin, 20. Dezember 2024. Mehr als die Hälfte der Menschen in Norddeutschland kennt das Gefühl der Einsamkeit. Sieben Prozent der Menschen fühlen sich im privaten Umfeld sogar häufig einsam. Weitere elf Prozent geben an, manchmal von Einsamkeit betroffen zu sein und 38 Prozent zumindest selten. Das zeigt eine bundesweit repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mit Teilergebnissen aus Norddeutschland, also den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

"Die bundesweite Umfrage zeigt: Das Thema Einsamkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Daher ist es umso wichtiger ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Einsamkeit nicht zu verharmlosen. Denn chronische Einsamkeit kann auf Dauer körperlich und psychisch krank machen. Aus diesem Grund ist uns das Thema auch so wichtig", betont Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern.  

Einsamkeit trotz Geselligkeit 

Der TK- Einsamkeitsreport zeigt auch, dass die Menschen im Norden Deutschlands prinzipiell eher gesellig sind. Demnach verbringen 68 Prozent der Norddeutschen mindestens einmal pro Woche Zeit mit anderen oder unternehmen etwas gemeinsam. Familie, Hobbys sowie enge Freundschaften sind dabei besonders wichtig. An erster Stelle steht dabei die Familie. So gaben 91 Prozent der Befragten an, einen guten Kontakt mit der Familie zu haben. Des Weiteren haben 89 Prozent mindestens eine enge Freundin oder einen engen Freund sowie ein erfüllendes Hobby. 

"Die Ergebnisse zeigen, dass Einsamkeit nicht an der Anzahl sozialer Kontakte gemessen werden kann. Das bedeutet, dass auch Menschen mit einem großen sozialen Netzwerk nicht vor Einsamkeit geschützt sind. Einsamkeit ist eine äußerst subjektive Wahrnehmung. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es Initiativen für Menschen gibt, die sich einsam fühlen", sagt Austenat-Wied.

Start-up engagiert sich gegen Einsamkeit

Landesweit gibt es bereits verschiedene Initiativen, die sich dem Thema Einsamkeit annehmen. Das gemeinnützige Start-up Bio24 Social aus Poppendorf im Landkreis Rostock engagiert sich gegen Einsamkeit und wurde mit dem Publikumspreis des "KfW Award Gründen" ausgezeichnet. Mit dem Start-up haben zwei Brüder eine Initiative ins Leben gerufen, die älteren Menschen und ehrenamtlichen Helferinnen bzw. Helfern zum gemeinsamen Kochen und Backen einlädt. Im hauseigenen Dorfladen und Café werden die zubereiteten Produkte verkauft, wobei die Einnahmen vollständig in Projekte zur Einsamkeitsprävention reinvestiert werden.

"Mit ihren kreativen Ideen bringt das Start-up Jung und Alt zusammen und stärkt den gemeinsamen Zusammenhalt. Dort hat Einsamkeit keinen Platz. Engagierte Jungunternehmen wie diese, sind Vorbilder für andere Menschen und haben eine besondere Bedeutung für unsere Gesellschaft", so Austenat-Wied.

Hinweis für die Redaktion

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai 2024 bundesweit insgesamt 1.403 Personen ab 18 Jahren (mindestens 200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse der bundesweiten Studie beziehen sich auf Norddeutschland; also die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, wo 202 Personen befragt wurden. Den kompletten Einsamkeitsreport 2024 gibt es auf dem Presseportal der TK.

Definition: Was ist Einsamkeit?

Das Gefühl der Einsamkeit ist subjektiv. Laut wissenschaftlicher Definition versteht man darunter das unangenehme Gefühl, das entsteht, wenn die Qualität oder Quantität von persönlichen Beziehungen nicht den persönlichen Bedürfnissen entspricht. Jemand, der nur wenig Kontakte pflegt, muss sich nicht zwangsläufig einsam fühlen. Umgekehrt kann sich auch jemand einsam fühlen, der von außen betrachtet viele soziale Kontakte hat.