Berlin, 14. November 2024. Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren für viele Menschen grundlegend geändert. Auch wenn die Beschäftigten im Technologiepark Adlershof ihre Gesundheitssituation insgesamt als gut betrachten, schlägt sich dies auch in der Arbeitsbelastung für sie und in den Herausforderungen für ihre Führungskräfte nieder. So haben sich die Problemfelder bei der gesundheitlichen Belastung am Arbeitsplatz verschoben. 

Waren es zuvor vor allem Pendlerstress und Schlafprobleme, so sorgen nun eine hohe Arbeitsdichte, mangelnde Selbstfürsorge, zu lange Meetings und Generationenkonflikte für Rückenbeschwerden und emotionale Belastung. Dies zeigt das Adlershof-Barometer 2.0, eine Befragung des Gesundheitsnetzwerks Adlershof der Techniker Krankenkasse, unter den rund 28.000 Adlershofer Beschäftigten. Die häufigsten Belastungen bestehen in:

Hohe Arbeitsdichte führt zu emotionaler Erschöpfung

Neu ist das Ausmaß der emotionalen Erschöpfung für die Adlershofer Beschäftigten. Je weniger Zeit, desto höher der Stress: Rund 40 Prozent der Befragten gaben an, immer (6,9 Prozent) oder oft (34,5 Prozent) schnell arbeiten zu müssen, fast derselben Anzahl an Mitarbeitenden (38,8 Prozent) fehlt "immer" oder "oft" die Zeit, um alle Aufgaben zu erledigen. Gleichzeitig beklagt ein Drittel mangelnde Wertschätzung. 34,3 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden sagen, dass ihre Führungskraft selten oder nie mit ihnen über die Qualität ihrer Arbeit spricht, 38,7 Prozent attestieren ihrer Chefin oder ihrem Chef schlechte Arbeitsplanung.

Eine Folge davon: 75,6 Prozent der Befragten fühlen sich "manchmal", "oft" oder "immer" emotional erschöpft.

Arbeitsbedingungen beeinflussen die physische Gesundheit 

Die Beschäftigten in Adlershof schätzen sich insgesamt als sehr gesundheitsbewusst ein. 95,4 Prozent der Befragten ist ihre Gesundheit wichtig oder sehr wichtig, etwa 62,2 Prozent schätzen ihren aktuellen Gesundheitszustand auch als gut oder sehr gut ein. Dennoch sind sie nicht gefeit vor gesundheitlichen Problemen: 70,9 Prozent gaben an, dass sie in den vergangenen drei Monaten Beschwerden im Rücken hatten, 68,7 Prozent beklagten Schmerzen im Schulter-/Nackenbereich. Ein Grund dafür könnte die ungünstige Haltung bei der Arbeit sein: Knapp die Hälfte (49,9 Prozent) sehen im langen Sitzen oder Stehen am Arbeitsplatz eine sehr oder ziemlich starke Belastung. 

Auch fehlende Selbstfürsorge ist ein Problem: Fast 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten trotz Krankheit gearbeitet haben. Nur 21,5 Prozent erschienen nie krank am Arbeitsplatz. 

Generationenkonflikte stören Zusammenarbeit 

Ein gutes Verhältnis der Kolleginnen und Kollegen ist wichtig. Die Zusammenarbeit zwischen Älteren und Jüngeren scheint allerdings nicht immer reibungslos zu funktionieren. Zwei Drittel der Befragten (66,1 Prozent) gaben an, dass sie manchmal oder sogar oft Generationenkonflikte bei der Arbeit erleben. Differenzen aufgrund unterschiedlicher Herkünfte oder Geschlechter haben mit 41,2 Prozent deutlich weniger Beschäftigte registriert. 

Gerade um ältere Beschäftigte länger im Job zu halten, sind eine positive Unternehmenskultur und Gesundheitsangebote für ältere Mitarbeitende unerlässlich, ergab eine Auswertung des TK-Gesundheitsreports 2024 .

Meetings und Videokonferenzen dauern vielen zu lange 

Persönliche Treffen und Videokonferenzen gehören für die meisten Beschäftigten in Adlershof zum Berufsalltag. Doch über die Notwendigkeit, über die Dauer und Ausgestaltung von Meetings gehen die Meinungen auseinander. 45,4 Prozent der Teilnehmenden bewerteten die Anzahl der persönlichen oder virtuellen Treffen als genau richtig. Für 32,6 Prozent sind Meetings allerdings zu häufig angesetzt, rund 22 Prozent würden sich gern häufiger treffen.

Mehr als die Hälfte der Befragten (55,1 Prozent) findet die stattfindenden Besprechungen zu lang. Nur 28,5 Prozent sind mit der Dauer zufrieden. 16,4 Prozent würden sich sogar längere Meetings wünschen. 

46,6 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass Meetings in ihrer Firma etwa zur Hälfte in Präsenz, zur anderen Hälfte am PC stattfinden. 

Welcher Variante sie den Vorzug geben, hängt vom Inhalt des Meetings statt: Geht es um eine Besprechung mit der Führungskraft oder darum, das Team zu stärken, zieht eine Mehrheit (70,8 Prozent bzw. 79,5 Prozent) ein persönliches Treffen vor.  Sollen lediglich Neuigkeiten aus dem Unternehmen mitgeteilt oder eine Schulung durchgeführt werden, befürworten die meisten eine Videokonferenz.

Erste Lösungsansätze gibt es bereits

Für die Bereiche, in denen besonderer Handlungsbedarf besteht, hat das Gesundheitsnetzwerk Adlershof bereits Angebote geschaffen, die diese adressieren.

Um die emotionale Erschöpfung anzugehen, können neben den offenbar notwendigen Verbesserungen in Führungskultur und Arbeitsabläufen auch Entspannungstechniken Menschen dabei helfen, mit Stress umzugehen. Die TK bietet Firmen und Mitarbeitenden dazu zahlreiche Angebote .

TK-Versicherte können zudem am digitalen AntiStressCoaching der TK teilnehmen. 

Bei WISTA wurden spezielle Entspannungsräume eingerichtet, die Powernaps oder eine kurze Auszeit vom Arbeitsalltag ermöglichen sollen.

Rückenprobleme und Präsentismus müssen darüber hinaus angegangen werden in Adlershof. Für gesunden Ausgleich zur Schreibtischtätigkeit können neben einer Ausstattung mit ergonomischen Büromöbeln - auch im Homeoffice - Bewegungspausen und Sportprogramme sorgen.

Um den Umgang mit digitalen Meetings und Videokonferenzen wieder zu normalisieren, verfolgt die WISTA die Idee, moderne Arbeitswelten mit attraktiven Co-Working-Räumen, Werkstätten und Räumen zur Entspannung zu etablieren. So könnte man Homeoffice und Präsenz am Arbeitsplatz sinnvoll verbinden. 

Wie sind die Ergebnisse zu bewerten? 

Roland Sillmann, Geschäftsführer der Technologiepark-Betreibergesellschaft WISTA Management GmbH: "Als Betreibergesellschaft des Technologieparks Adlershof sind für uns die Menschen, die in Adlershof arbeiten, die wichtigste Ressource. Die Talente sind für die Unternehmen essenziell. Daher nehmen wir die Ergebnisse der Befragung sehr ernst, denn in Adlershof haben wir die besondere Situation, dass sehr viele Menschen sich ihrem Job aus Überzeugung verschrieben haben, weil sie große Herausforderungen lösen wollen. Sie sind es jedoch auch, die besonders Gefahr laufen, ihre Gesundheit im Arbeitsalltag hintenanzustellen. Bei vielen Problemen, die wir im Adlershof Barometer identifiziert haben, haben wir uns daher bereits auf den Weg gemacht sie zu lösen. So bietet das Gesundheitsnetzwerk Adlershof bereits Impulse zum Stressmanagement und zur Führungskultur an. Aber auch im St3am, unserer neuen Arbeitswelt in Adlershof, haben wir vor allem das Ziel verfolgt, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der alle gesund und entspannt miteinander zusammenarbeiten können.

Prof. Dr. Lars Fritzsche, Honorarprofessor an der TU Dresden "Ergonomie und betriebliches Gesundheitsmanagement": "Gesundheit ist Führungsaufgabe - mehr denn je. Die Befragung zeigt, dass es im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements weiterhin Handlungsbedarf gibt, um Erkrankungen und Ausfälle durch Burnout zu verhindern: Führungskräfte sollten noch stärker für das Problem des Präsentismus sensibilisiert werden und unbedingt gemeinsam mit den Beschäftigten an einer besseren Meetingkultur arbeiten, die die Vor- und Nachteile von Homeoffice und die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen berücksichtigt."

Susanne Hertzer, Leiterin der TK in Berlin und Brandenburg: "Arbeit soll zufrieden und im besten Fall glücklich machen, aber auf keinen Fall krank. Deshalb ist es uns wichtig, Unternehmen und Beschäftigte dabei zu unterstützen, Gesundheitsrisiken zu erkennen, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und mit gezielten Angeboten zu Bewegung und Stressreduktion die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Der sorgsame Umgang mit sich selbst, die gute Zusammenarbeit in einem Team aus ganz unterschiedlichen Menschen sowie eine faire Feedbackkultur durch Vorgesetze sind ebenfalls wichtige Faktoren, die nicht vernachlässigt werden sollten."   

Hinweis für die Redaktion

Gesundheit und Zufriedenheit stärken, dies ist das Ziel des "Gesundheitsnetzwerk Adlershof" von Techniker Krankenkasse (TK) und der Wista Management GmbH. Das Projekt  wurde 2017 gestartet und ist vorerst angelegt bis Ende 2026. Es bietet allen  Beschäftigten und Unternehmen am Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort Adlershof Angebote und Kurse rundum Gesundheit, Prävention und Sport. In Adlershof sind derzeit 1.330 Unternehmen und 18 wissenschaftliche Einrichtungen ansässig, in denen rund 28.000 Menschen arbeiten und studieren. Damit ist das Gesundheitsnetzwerk Adlershof das bislang deutschlandweit größte und unternehmensübergreifende Projekt eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Über die App "Gesund & Clever" erhalten Interessierte immer einen Überblick über aktuelle Angebote und Veranstaltungen des Gesundheitsnetzwerks. So wird der Zugang zu Gesundheitsangeboten erleichtert und das Bewusstsein in den Unternehmen geschärft.

Die Befragung der Beschäftigten zu Gesundheitsthemen findet nach der ersten Befragung 2019 nun bereits zum zweiten Mal statt. Am Adlershof-Barometer 2.0 haben bisher insgesamt rund 1.400 Beschäftigte in Adlershof teilgenommen. Die fortlaufende Befragung läuft noch bis Ende 2024.

Die TK bietet auf ihrer Website zahlreiche Informationen und Angebote zum Thema  Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) .