In Sachsen-Anhalt, dem Bundesland mit der durchschnittlich ältesten Bevölkerung, ist ein weiterer Anstieg der Zahl Pflegebedürftiger zu erwarten. Gleichzeitig ist die Verfügbarkeit von Fach- und Hilfskräften sowie pflegenden Angehörigen begrenzt. Zudem belastet die finanzielle Situation im Pflegebereich sowohl die Betroffenen als auch die Pflegeversicherung erheblich. Um diese Probleme zu bewältigen, ist eine umfassende und differenzierte Strategie erforderlich, die sowohl personelle als auch finanzielle Aspekte der pflegerischen Versorgung berücksichtigt und gezielt angeht.

Pflegeversicherung stabilisieren

Schon jetzt ist klar, dass in der Pflegeversicherung trotz der bereits erfolgten Beitragssatzerhöhung absehbar strukturelle Veränderungen notwendig sind, um die Finanzierbarkeit nachhaltig zu stabilisieren. Die Pflegeversicherung könnte bereits jetzt spürbar entlastet werden, wenn sie von versicherungsfremden Leistungen befreit wird. Ein wesentlicher Teil dieser Ausgaben ist durch die Maßnahmen zur Sicherung der Pflegeinfrastruktur während der Corona-Pandemie entstanden, für die bisher rund 5,3 Mrd. Euro der Pflegeversicherung nicht erstattet wurden. Darüber hinaus werden jährlich rund 3,5 Mrd. Euro für die Rentenversicherungsbeiträge pflegender Angehöriger bereitgestellt. Die TK fordert daher zur langfristigen Stabilisierung der Pflegeversicherung, eine nachhaltige Strukturreform und eine faire Verteilung der Kosten.

Betroffene entlasten

Mit der Einführung der Tariftreueregelung und des neuen Personalbemessungsverfahrens in der stationären Langzeitpflege wird das wichtige Ziel verfolgt, die Arbeitsbedingungen in der Pflege attraktiver zu gestalten. Gleichzeitig dürfen die steigenden Kosten die Betroffenen nicht überfordern. Zwischen 2020 und 2025 stieg die finanzielle Belastung der Bewohnerinnen und Bewohner in der stationären Langzeitpflege in Sachsen-Anhalt um mehr als 30 Prozent auf 2.443 Euro. Hier sind gezielte Entlastungsmaßnahmen notwendig. Die gesetzlichen Grundlagen hierfür sind bereits vorhanden. § 9 SGB XI regelt ausdrücklich, dass die durch die Einführung der Pflegeversicherung vor 30 Jahren entstandenen Einsparungen bei den Trägern der Sozialhilfe zur finanziellen Förderung der Investitionskosten der Pflegeeinrichtungen zu verwenden sind. Die TK fordert daher eine konsequente Übernahme der Investitionskosten der Bundesländer. Damit könnte jede beziehungsweise jeder Betroffene in Sachsen-Anhalt, sofort um mehr als 300 Euro monatlich entlastet werden.

Pflegende Angehörige stärken

In Sachsen-Anhalt nehmen über 60 Prozent der Menschen mit einem Pflegegrad keine professionelle Pflege in Anspruch. Dies unterstreicht die zentrale Rolle der Unterstützung durch Angehörige und Ehrenamtliche im Land. Sie leisten nicht nur praktische Hilfe, sondern auch emotionale Unterstützung und ermöglichen es den Pflegebedürftigen, länger in ihrer gewohnten Umgebung zu leben, was die Lebensqualität erheblich verbessert. Um pflegende Angehörige zu stärken, bedarf es transparenter und niedrigschwelliger Hilfs- und Beratungsangebote. Die TK bietet ihren Versicherten umfassende Beratungs- und Schulungsangebote sowie den TK-Pflegecoach, einen Online-Kurs, der wichtige Kompetenzen für die häusliche Pflege vermittelt. In Sachsen-Anhalt hat der Landtag zudem den Weg für ein Online-Portal zur Vermittlung von Pflegeplätzen freigemacht, das die Suche nach freien Plätzen erleichtern und Betroffene und Angehörige entlasten kann. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind tagesaktuelle Daten über freie Kapazitäten aller Einrichtungen notwendig, um einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen.

Digitalkompetenz ausbauen

Die hohe physische und psychische Belastung des Pflegepersonals wird durch den Fachkräftemangel weiter verschärft. Während die Zahl der ambulant und stationär versorgten Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt zwischen 2013 und 2023 um 46 Prozent gestiegen ist, wuchs die Zahl der Pflegekräfte im gleichen Zeitraum nur um 33 Prozent. Durch den Einsatz digitaler Technologien können administrative Aufgaben reduziert und die Effizienz der Pflege verbessert werden, was letztlich zu einer besseren Versorgung der Pflegebedürftigen führt. Dazu sind eine ausreichende digitale Infrastruktur und die Integration digitaler Kompetenzen in die Ausbildung unerlässlich.

Strategien und Innovationen für zukunftssichere Versorgung 

Nur durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen kann eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Pflege gewährleistet werden. Eine zukunftssichere pflegerische Versorgung in Sachsen-Anhalt erfordert eine Gesamtstrategie aus finanzieller Entlastung, Stärkung der Pflegeinfrastruktur und digitalen Innovationen. Diese muss gemeinsam vom Bund, dem Land einschließlich der Kommunen sowie den wichtigsten Institutionen der Pflege gestaltet werden, um erfolgreich zu sein.

Pflege in Sach­sen-Anhalt auf einen Blick: Zahlen, Daten und Fakten

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