Unsere Gesellschaft wird immer älter - eine erfreuliche Entwicklung, die von einer hohen Lebensqualität zeugt, uns aber auch vor neue Herausforderungen stellt. Denn mit dem Älterwerden wächst der Wunsch, so lange wie möglich im vertrauten Zuhause zu bleiben. Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, braucht es eine Kombination aus Prävention, technologischen Innovationen, einer Reform des Pflegesystems und einer stärkeren Unterstützung von Pflegekräften sowie Angehörigen. 
 

Wolf­gang Beck

Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt

Wir alle wissen, dass das Thema Pflege oft mit Sorgen verbunden ist - genau deshalb setzen wir uns dafür ein, Wege zu finden, wie wir Pflege in der eigenen Häuslichkeit für alle Beteiligten gut gestalten können. Nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen können sowohl die Lebensqualität der Pflegebedürftigen gesichert als auch die finanziellen Belastungen für das Gesundheits- und Pflegesystem und die Gesellschaft im Allgemeinen reduziert werden.

Das Hauptaugenmerk darf nicht allein auf der stationären Altenpflege liegen, denn über 70 Prozent der Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt werden in ihrem häuslichen Umfeld betreut. Unser Land nimmt daher die pflegenden Angehörigen sowie alle diejenigen in den Blick, die bei der Pflege unter die Arme greifen. Mit der Nachbarschaftshilfe können Pflegebedürftige über den Entlastungsbetrag Nachbarn oder Freunde, die bei der Betreuung helfen, bis zu 1.572 Euro jährlich erstatten.

Damit Seniorinnen und Senioren in ihrer vertrauten Umgebung gepflegt werden können, unterstützen wir neue Konzepte in der Versorgung, Betreuung und Pflege von älteren Menschen. Für eine gute Lebensqualität im Alter setzt Sachsen-Anhalt bis Ende 2028 die Förderung des im Koalitionsvertrag verankerten Landesaktionsplans "Pflege im Quartier" fort. Ein gutes Quartiersmanagement kann in einer Kommune Bedarfe ermitteln und die bestehenden Strukturen stärken. Durch Vernetzen der Akteure werden neue Strukturen geschaffen, die Versorgungslücken schließen. Dafür gibt es in unseren Kommunen bereits hervorragende zukunftsweisende Beispiele.

Die Beratungsstelle für kommunale Quartiersentwicklung in Sachsen-Anhalt (BEQISA) ist seit 2019 ein Projekt der Gesellschaft für Prävention im Alter (PiA) in Magdeburg. Sie unterstützt Landkreise, kreisfreie Städte, Kommunen und Gemeinden in der Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Akteuren aus den Bereichen Gesundheit, Pflege, Wohnen und Soziales. BEQISA liefert Impulse, wie Quartiere gemeinsam entwickelt werden können. Diese Initiativen sollen noch verstärkt werden.

Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat den Weg frei gemacht für die Einrichtung eines digitalen Pflegeheimfinders. Dies wird die Suche nach Langzeitpflegeplätzen, aber auch den Übergang aus dem Krankenhaus in die Kurzzeitpflege deutlich erleichtern. Die zentrale und tagesaktuelle Plattform wird zu einer spürbaren Entlastung von Betroffenen und ihren Angehörigen führen. Gleichzeitig wird die Arbeit der Sozialdienste erleichtert und die Auslastung und Wirtschaftlichkeit der Pflegeeinrichtungen verbessert. Sachsen-Anhalt setzt damit auf digitale Innovation, um Bedarfe zukunftsfähig und modern zu gestalten.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung ist die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie und die Entwicklung einer Demenzstrategie für das Land. Demenz ist eine weitere Herausforderung, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Für das Land Sachsen-Anhalt ist von einem dynamischen Wachstum von Menschen mit Demenz auszugehen. Sie betrifft nicht nur Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, sondern auch ihre Familien und Angehörigen. Es ist unsere Verantwortung, ihnen Unterstützung und Hilfen zu bieten, damit sie ein würdevolles und erfülltes Leben führen können.

Wir verfolgen zudem verschiedene Ansätze, um die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu verbessern, vorhandenes Personal zu entlasten und mehr Personal zu gewinnen. Entscheidend sind gute Ausbildungsbedingungen, damit der Weg in den Beruf niedrigschwellig gelingt. Ein Baustein ist das Landesprogramm der Assistierten Pflegehilfe, durch welches Auszubildende mit schwierigeren Startbedingungen eine individuell zugeschnittene Unterstützung erhalten, um im Pflegeberuf Fuß zu fassen. Aktuell läuft ein Wettbewerb zur Neuausschreibung, um das Programm auch weiterhin umzusetzen. Weiterhin stärken wir das Personal in den Einrichtungen durch eine modularisierte und berufsbegleitende Pflegehilfeausbildung für Quereinsteigende und Beschäftigte ohne Berufsqualifikation.

Einerseits muss das Pflegepersonal fair bezahlt werden. Andererseits darf der Eigenanteil für Pflegebedürftige und Angehörige nicht so stark steigen, dass diese finanziell überfordert werden. Wir beteiligen uns an einer dringend benötigten Reform der Pflegeversicherung auf Bundesebene. Es braucht eine Deckelung der Eigenanteile - dafür werden wir uns auch in Hinblick auf die kommende Legislaturperiode der neuen Bundesregierung einsetzen.

Zur Person

Wolfgang Beck ist seit Januar 2022 Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Zuvor leitete er zwei Jahre lang die Zentralabteilung und den Pandemiestab im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration. Der Diplom-Verwaltungswissenschaftler trat 1992 in den Landesdienst, zuerst als Referent der Arbeitsmarktpolitik im Ministerium für Arbeit und Soziales und anschließend in verschiedenen Leitungspositionen im Arbeitsmarktreferat.