#GesundezukunftNds: Medizinstrategie 2030 des Klinikum Region Hannover
Interview aus Niedersachsen
In Hannover und dem Umland betreibt das Klinikum Region Hannover (KRH) insgesamt zehn Krankenhäuser. Die Geschäftsführung, bestehend aus Barbara Schulte, Michael Born und Dr. Matthias Bracht, spricht im Interview über ihre Medizinstrategie 2030.
TK: Das KRH hat im Frühjahr eine neue Medizinstrategie beschlossen. Was sind die Kernziele?
KRH: Uns geht es darum, die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu verbessern und zu sichern. Als KRH haben wir hier eine besondere Verantwortung, der wir uns auch bewusst sind. Das liegt zum einen an unserer Größe mit einem Versorgungsanteil von etwa 40 Prozent und der Ausrichtung auf die klassischen klinischen Behandlungsthemen. Wir wollen das komplett benötigte Behandlungsspektrum anbieten, ohne uns auf besonders auskömmlich finanzierte Fallgruppen zu spezialisieren. Weiterhin sind wir der einzige Anbieter stationärer Versorgungsangebote im Umland von Hannover und damit auch in Regionen, in denen zunehmend auch Lücken in der ambulanten Versorgung wahrnehmbar werden. Hier sind wir mit der Medizinstrategie 2030 angetreten, gut vernetzte, auf die morgigen Bedarfe angepasste und mit den anderen Partnern verzahnte Angebote zu entwickeln, die auf die zukünftigen Finanzierungssysteme angepasst sein werden.
Uns geht es darum, die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu verbessern und zu sichern.
TK: Welche Maßnahmen setzen Sie um?
KRH: Das Maßnahmenbündel ist sehr komplex. Hier mal die wesentlichen Punkte der Medizinstrategie in aller Kürze:
Wir wollen unsere Versorgung in der Mitte der Stadt bündeln und die Angebote, die wir in einer stark modernisierungsbedürftigen Struktur in der Nordstadt haben, am heutigen Standort Siloah zum KRH Klinikum Mitte, einem Maximalversorger, fusionieren. Hier wird auch das Endprothetikzentrum aus Laatzen eine neue Heimat finden.
Die Psychiatrie am Standort Langenhagen soll dann in Teile der Nordstadt umziehen. Hier gilt es ambulante Angebote zu entwickeln. Wie auch in der KRH Psychiatrie Wunstorf, wo auch eine Ertüchtigung der Gebäudeinfrastruktur bereits angeschoben ist.
Am Standort Großburgwedel planen wir den Neubau eines Schwerpunktversorgers, der auch Teile aus dem Standort Lehrte aufnimmt. In Lehrte bauen wir einen neuen Gesundheitscampus, in dem wir Praxen und auch Überwachungsbetten im Rahmen eines Regionalen Versorgungzentrums betreiben werden. Auch Partner aus anderen Versorgungsbereichen werden hier mit uns eng verzahnt, um Möglichkeiten zur Ansiedlung finden.
Der Standort Laatzen wird als Grund- und Regelversorger fortgeführt und um ambulante sowie Nachsorgeangebote ergänzt. Hierzu gehören eine stationäre Überleitungspflege, Haus- und Fachärztinnen und -ärzte, Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kurzzeitpflege. Diese Verzahnung hin zu Vor-, Nachsorge- und ambulanten Angeboten denken wir übrigens in allen Strukturen mit.
In Gehrden entsteht mit dem zweiten Bauabschnitt ein Schwerpunktversorger in einem kompletten Neubau, der passend zu seiner kardiovaskulären Expertise noch die neurologische Abteilung aus Laatzen erhält.
Der Standort Neustadt am Rübenberge wird aufgrund seiner besonderen Rolle im Nordwesten der Region als Grund- und Regelversorger gestärkt.
TK: Was hat sie bewogen, diese tiefgreifenden Strukturentscheidungen zu treffen?
KRH: Die Erkenntnis, dass der medizinische Fortschritt und die Versorgungsbedarfe der Menschen sich verändern und wir unsere Angebote dafür konzentrieren und bedarfsgerecht aufstellen müssen. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die Fachleute im Gesundheitswesen, unsere Medizinexpertinnen und -experten, die Spezialistinnen und Spezialisten in der Pflege, in den Funktionsdiensten und den anderen unterstützenden Bereichen. Sie alle wollen in zukunftsfähigen, modernen Strukturen arbeiten.
Sie alle wollen in zukunftsfähigen, modernen Strukturen arbeiten.
TK: Niedersachsen und der Bund planen eine Reform des stationären Sektors. Sehen Sie sich als Vorreiterin?
KRH: Der Weg der Konzentration von Leistungsangeboten in abgestuften Versorgungsrollen ist richtig und wird kommen. Deshalb machen wir unsere Hausaufgaben. Nach unserer Wahrnehmung sind wir hier im Vergleich zu anderen Unternehmen in Deutschland gut unterwegs.
TK: Standortveränderungen sorgen stets für Verunsicherung bei der Bevölkerung, beim Personal und bei den Patientinnen und Patienten. Welche Erfahrungen machen Sie und wie gehen Sie damit um?
KRH: Kommunizieren und beteiligen. Wir versuchen zu erklären und zu überzeugen. Im Übrigen lassen wir uns ja auch von den richtigen Argumenten überzeugen. So haben wir die Medizinstrategie ja in einem beteiligungsorientierten Prozess entwickelt. Unsere Expertinnen und Experten haben die Maßnahmen grundlegend entwickelt. Das ist bisher sicherlich einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren.
TK: Können andere von Ihnen lernen?
KRH: Wir sehen, dass auch andere Häuser vor großen Veränderungsprozessen stehen. Hier stehen wir für den Dialog bereit, weil wir der festen Überzeugung sind, dass es sich immer lohnt, um den besseren Weg zu ringen. Wir glauben auch, dass wir von anderen im offenen Diskurs profitieren können.
Hier stehen wir für den Dialog bereit, weil wir der festen Überzeugung sind, dass es sich immer lohnt, um den besseren Weg zu ringen.
Zu den Personen
Michael Born ist seit 2015 Geschäftsführer Personal beim Klinikum der Region Hannover und war zuvor Geschäftsbereichsleiter Personal & Recht bei der Medizinische Hochschule Hannover, stellvertretender Verwaltungsdirektor des Städtischen Klinikums Braunschweig sowie als Rechtsanwalt und Richter tätig.
Dr. med. Matthias Bracht ist seit 2015 Geschäftsführer Medizin beim Klinikum Region Hannover und seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser e. V. (AKG), Berlin. Zuvor Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken AöR und Hauptamtlicher Ärztlicher und Stellvertretender Kaufmännischer Direktor der Asklepios Klinik Altona.
Barbara Schulte ist seit 2014 Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur beim Klinikum Region Hannover GmbH. Zuvor Kaufmännische Direktorin im Vorstand des Universitätsklinikums Essen und Vorstand für Wirtschaftsführung und Administration der Universitätsmedizin Göttingen.
"Aus Verantwortung gemeinsam für gute Medizin" die Medizinstrategie 2030 des Klinikums Region Hannover.