"Niederlassung ermöglicht eine erfüllende Tätigkeit"
Interview aus Baden-Württemberg
Sahadatu Ibrahim Issa hat an der TK-DocTour 2021 teilgenommen. Im Interview erläutert sie, welche Erkenntnisse sie von der virtuellen Tour mitnimmt und welche Erfahrungen sie mit Rassismus gemacht hat.
TK: Frau Issa, Sie studieren Medizin und sind noch am Anfang Ihres Weges. Konnten Sie von der TK-DocTour die eine oder andere Anregung mitnehmen, wohin die Reise für Sie gehen könnte?
Sahadatu Ibrahim Issa: Die DocTour hat mich in meinen Wunsch auf eine spätere Niederlassung nur bekräftigt und mir deutlich vor Augen geführt, dass das genau der richtige Weg für mich sein wird.
TK: Was waren für Sie die wertvollsten Erkenntnisse?
Issa: Die wertvollsten Erkenntnisse gab es für mich nicht, da die geballte Ladung, die wir Studierenden an Informationen erhalten haben, alle durchaus als wertvoll einzustufen sind und man vieles noch nicht wusste.
Eine Niederlassung bedeutet ein groß gefächertes Arbeitsfeld mit verschiedenen Modellen, sodass es für jeden die Möglichkeit gibt, seine Interessen und seine Stärken optimal zu nutzen, sein Spektrum an Wissen anhand von Weiterbildungen zu erweitern und einer Tätigkeit nachzugehen, die einen erfüllt und das bereits im Rahmen der Facharzt-Weiterbildung.
Es gibt jedoch nicht nur attraktive Modelle in Hinblick auf die eigene Karriere, sondern auch Möglichkeiten den Beruf und die Familie unter einen Hut zu bekommen mit Hilfe einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Was eine Niederlassung gerade für angehende Medizinerinnen und Mediziner mit Familienplanung besonders attraktiv macht.
TK: Sie haben beim Gespräch mit den Ärzten und auch mit Gesundheitspolitiker Florian Wahl Bedenken geäußert, als Landärztin mit Rassismus konfrontiert zu werden. Können Sie das etwas näher erläutern?
Issa: Da ich während meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und auch während meines Abiturs des Öfteren mit rassistischen Äußerungen und Fehlverhalten von Lehrern und Mitschülern aufgrund meiner Hautfarbe konfrontiert worden bin, habe ich mich gefragt, wie es für mich als farbige Landärztin sein könnte, wenn ich mich außerhalb des vermeintlich "geschützten" Rahmens einer größeren Stadt bewege. Gerade in ländlichen Regionen, mit vielen alteingesessenen Familien, könnte es schwer werden, auf Dauer Fuß fassen zu können - dabei ist genau das mein größter Wunsch.
TK: Haben Ihnen die Antworten im Rahmen der TK-DocTour weitergeholfen?
Issa: Herr Dr. von Meißner hat mir mit seinem Angebot einer Famulatur gezeigt, dass jede Hautfarbe herzlich willkommen ist. Von Herrn Wahl fand ich den Satz "Diversität ist keine Bedrohung" sehr passend und zutreffend, da wir in einer Gesellschaft leben, in der sehr viele Menschen und somit auch potenzielle Patientinnen und Patienten einen Migrationshintergrund haben.
Da hunderte Menschen jährlich nach Deutschland ein- und auswandern, werden auch in den nächsten Jahren weiterhin viele Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen.
Das zeigt umso mehr, dass Diversität auch im medizinischen Bereich sehr wichtig ist, um eine optimale und an den Patientinnen und Patienten orientierte medizinische Versorgung gewährleisten zu können und ich somit eine echte Bereicherung im landärztlichen Bereich sein kann.