"Ich konnte viel für mich mitnehmen"
Interview aus Baden-Württemberg
Interview mit Dr. Nadine Meier, die im Jahr 2014 als Medizinstudentin an der ersten "TK-HausarztTour" teilgenommen hat. Heute arbeitet sie als Ärztin in Weiterbildung in einer Gemeinschaftlichen Hausarztpraxis in Bayern.
TK: Welche Eindrücke von der Tour 2014 sind Ihnen in Erinnerung geblieben - insbesondere von den Praxisbesuchen - und welche Erkenntnisse haben Sie daraus für sich gezogen?
Dr. Nadine Meier: Ich habe als Studentin zu Beginn des klinischen Abschnitts an der ersten TK-HausarztTour vor zehn Jahren teilgenommen. Damals war ich noch fest davon überzeugt, etwas Handwerkliches bzw. Chirurgisches machen zu wollen. Da ich aber die einzelnen Fächer erst in den nachfolgenden Semestern und Jahren kennenlernen konnte, wollte ich das Angebot der TK annehmen und mich hier auch über den Bereich Allgemeinmedizin informieren.
Auch wenn ich mich nach zehn Jahren nicht mehr im Detail an die einzelnen Termine erinnern kann, denke ich doch immer gerne an die Tour zurück. Die Tour hat mir die Möglichkeit geboten einen Blick "hinter die Kulissen" und in die Abläufe einer Arztpraxis zu werfen, von denen man als Patient nichts mitbekommt.
Positiv fand ich auch die Diskussionsrunde, bei der man mit Vertretern eines Lehrstuhles für Allgemeinmedizin verschiedene Themen rund um das Thema Studium und das Fach Allgemeinmedizin diskutieren konnte. Auch aus dem internen Austausch zwischen den Teilnehmern konnte ich viel für mich mitnehmen.
TK: Sie arbeiten derzeit in einer Hausarztpraxis als Ärztin in Weiterbildung. Ist die Niederlassung als Hausärztin für Sie eine Option?
Dr. Meier: Ich bin zwar tatsächlich erst den Umweg über die Viszeralchirurgie gegangen - den ich auch gebraucht habe, um zu wissen, dass ich nicht auf Dauer nur in der Klinik arbeiten möchte - bin mir nun aber sehr sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Die Allgemeinmedizin bietet ein abwechslungsreiches (auch "handwerkliches") Arbeiten und sehr gute Arbeitsbedingungen.
Die Niederlassung ist für mich durchaus eine Option, wobei eine Einzelpraxis für mich nicht in Frage käme. Hier würde mir der fachliche und zwischenmenschliche Austausch fehlen. Außerdem ist natürlich die Teilung der Fixkosten ein weiterer Vorteil.
TK: Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern, damit eine Niederlassung - insbesondere als Landärztin oder Landarzt - für Medizinstudierende mehr als bisher eine interessante berufliche Perspektive wird?
Dr. Meier: Aus meiner Sicht müsste sich der bürokratische Aufwand deutlich reduzieren, damit die Niederlassung attraktiver werden würde. Die Abrechnung der Leistungen mit ihren Ausnahmen und Besonderheiten ist kompliziert und zeitaufwändig. Außerdem müsste das Image des "Hausarztes" verbessert werden, der als "Primärarzt" die Fäden des Patienten in den Händen hält und dann steuernd tätig sein kann und nicht nur als der Arzt gilt, bei dem man sich Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen abholt.