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Eine chronische Erkrankung in jungen Jahren klingt für viele Menschen wie ein seltenes Schicksal. Etwa vier von 100.000 Menschen erkranken hierzulande jedes Jahr neu an Colitis ulcerosa. Deutschlandweit sind insgesamt rund 168.000 von der Krankheit betroffen. Die Erkrankung des Dickdarms ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im jungen Alter. Typischerweise erkranken Menschen jeden Geschlechts im Alter von 20 bis 35 Jahren. 

Gene scheinen mitverantwortlich zu sein

Die Ursache und die genaue Entstehung der Colitis ulcerosa sind derzeit unbekannt. Als sicher gilt ein genetischer Zusammenhang, der das Risiko für die Erkrankung stark erhöht. Ist ein direkter Verwandter wie die Mutter oder der Vater an einer Colitis ulcerosa erkrankt, ist das Erkrankungsrisiko um ein 10- bis 15-Faches höher. In den Erbanlagen von Betroffenen haben Wissenschaftler bereits Veränderungen an 160 unterschiedlichen Genen entdeckt, die vermutlich das Risiko beeinflussen.

Entzündeter Darm: Abwehr ohne Angriff 

Die Beschwerden werden durch eine Entzündung der Darmschleimhaut hervorgerufen, die meist schubweise verläuft. Beginnend am Enddarm steigt die Entzündung mit der Zeit den gesamten Dickdarm hinauf. Warum Entzündungen entstehen, ist nicht bekannt. Scheinbar grundlos mobilisiert das Immunsystem Abwehrkräfte, die sich gegen den eigenen Darm richten. Zwar scheint Stress den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen, ein Zusammenhang mit der Entstehung wird derzeit jedoch ausgeschlossen. 

Da stimmt was nicht - die Sprache des Darms

Dass im Darm etwas Ungewöhnliches vor sich geht, merken Betroffene oft schon lange vor der Diagnose: Wiederkehrende blutig-schleimige Durchfälle, häufig gepaart mit Bauchschmerzen, Fieber und allgemeinem Unwohlsein, machen jungen Menschen zu schaffen. Meist verschwinden die Beschwerden zunächst wieder, bis neue Unruhen im Darm den Alltag durchkreuzen. Häufig fällt im Gespräch mit dem Arzt der Verdacht auf eine Darmerkrankung.

Diagnostik: Spurensuche nicht nur im Darm

Kehren die Verdauungsbeschwerden immer wieder, wünschen sich viele Betroffene eine Therapie, die ihre Beschwerden lindert. Dafür muss der Arzt zunächst eine Diagnose stellen und andere Erkrankungen wie etwa eine Reiseerkrankungen oder andere erregerbedingte Durchfallerkrankungen ausschließen. Häufig ist es zudem schwierig, Colitis ulcerosa von der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn zu unterscheiden. 

Da auch Veränderungen an Augen, Gelenken und Haut auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hinweisen können, wird Sie Ihr Arzt ganzheitlich untersuchen. Typische Untersuchungen sind: 

  • Körperliche Untersuchung 
  • Blutuntersuchung
  • Stuhlanalyse
  • Bildgebung, zum Beispiel Ultraschall
  • Endoskopie, auch Darmspiegelung genannt

Das Ziel: lange Beschwerdefreiheit  

Ist die Diagnose gestellt, beginnt die Auswahl der passenden Therapie. Die Behandlung kann Beschwerden spürbar lindern und Betroffenen wieder einen weitestgehend normalen Alltag ermöglichen. 

Damit Sie sich bestmöglich wieder alltäglichen Herausforderungen widmen können, stehen zwei Therapieansätze zur Verfügung: eine chirurgische und eine medikamentöse Behandlung. Wann welche Therapie infrage kommt, entscheiden Sie individuell mit Ihrem Arzt. Schweregrad und Verlauf der Erkrankung beeinflussen die Therapieentscheidung.

Konservativ mit Medikamenten

Bestimmte Medikamente können das Immunsystem beeinflussen und helfen, Entzündungen in Ihrem Körper auszubremsen. Sie werden auch Immunsuppressiva genannt. Phasen der Beschwerdefreiheit sollen verlängert und Schübe reduziert werden. So gelingt es Betroffenen oft auch ohne Krankenhausaufenthalt, den Bauch wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Darmabschnitte operativ entfernen

In einer Operation können entzündete Areale entfernt werden, zum Beispiel wenn Medikamente nicht helfen. Denn anders als Morbus Crohn ist Colitis ulcerosa in der Regel auf den Dickdarm begrenzt. Sind Betroffene durch ihre Erkrankung stark beeinträchtigt, können auch größere Darmabschnitte bis hin zum ganzen Dickdarm entfernt werden. 

Schutz durch Bakterien?

Eine gestörte Barrierefunktion der Darmschleimhaut scheint bei der Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine wesentliche Rolle zu spielen. Um eine natürliche Barriere widerstandsfähig und robust zu machen, haben US-Forscher im Tiermodell erfolgreich gentechnisch veränderte Darmbakterien erprobt. Der Nutzen für den Menschen wurde bisher allerdings nicht untersucht.

Essen Sie, was Ihnen guttut!

Viele Betroffene fragen sich, was sie essen dürfen und was nicht. Eine spezielle Diät gibt es jedoch nicht. Wichtig ist, dass Sie für sich herausfinden, was Ihnen guttut und was nicht. Grundsätzlich besteht besonders während eines Krankheitsschubs das Risiko, dass Sie über Ihren Darm nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen. Achten Sie deswegen darauf, sich ausgewogen zu ernähren. Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt über Ihre Ernährung. Er kann Ihnen bei Bedarf zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel empfehlen. Auch eine Ernährungsberatung kann Ihnen helfen, eine vitaminreiche und vollwertige Kost in Ihren Alltag einzubinden.  

Selbsthilfe bei CED

Der Selbsthilfeverband Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung DCCV e. V. unterstützt und berät Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED). Hier finden Sie zahlreiche Angebote und können sich mit anderen Betroffenen austauschen.

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