Frauengesundheit: Welchen Einfluss das Geschlecht auf unsere Gesundheit hat
Frauen und Männer leiden nicht nur an anderen Erkrankungen, sie sind auch unterschiedlich krank. Sie beschreiben Schmerzen anders, ordnen sie anders zu und gehen auch anders mit Krankheiten um.
Die Erkenntnis "Frauen sind anders - Männer auch" hat lange gebraucht, bis sie in der medizinischen Forschung jenseits der Fortpflanzungsmedizin Beachtung gefunden hat. Erst seit 2001 gibt es überhaupt einen Begriff für die geschlechtsbezogene Medizin: Gender Medicine - geprägt von der Weltgesundheitsorganisation.
Geschlechtersensible Medizin
Männer und Frauen nehmen Gesundheit und Krankheit anders wahr - und sprechen auch unterschiedlich darüber. Während es Männern meist peinlich ist, Schmerzen zu zeigen, berichten Frauen häufiger über ihre Schmerzen, Ängste und Irritationen. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der TK reden acht von zehn Frauen mit Freunden, dem Partner und der Familie über ernste Sorgen. Und das ist gut so. Denn der Austausch mit Bezugspersonen entlastet und trägt so zum Wohlbefinden bei.
Wie gehen Frauen mit ihrer Gesundheit um?
Die Zahlen sind eindeutig: Laut Statistischem Bundesamt haben Frauen eine um fünf Jahre höhere Lebenserwartung als Männer. Das subjektive Empfinden ist jedoch anders: Frauen schätzen die eigene Gesundheit schlechter ein als es Männer tun. Nur jede sechste hält sich für kerngesund, bei den Männern ist es jeder vierte.
Ein möglicher Grund: Frauen sind Krankheitssymptomen gegenüber deutlich sensibler und verhalten sich präventiver. "Sie möchten Problemen wirklich auf den Grund gehen, statt Beschwerden nur kurzfristig in den Griff zu bekommen", erklärt Maria Schwormstedt, Ärztin bei der TK. Doch das funktioniert nicht bei jedem Krankheitsbild - der Herzinfarkt ist das beste Beispiel.
Herzinfarkt ist nicht nur Männersache
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer Eins - bei Männern und Frauen. Dennoch gibt es Unterschiede: Männer erleiden zwar häufiger einen Herzinfarkt als Frauen, doch Frauen überleben ihn seltener. Das könnte an den unspezifischeren Symptomen, die Frauen erleiden, liegen. Engegefühl in der Brust, Atemnot und ausstrahlende Schmerzen in den linken Arm - die klassische Lehrbuchsymptomatik trifft vorrangig auf Männer zu. Frauen hingegen klagen vermehrt über Übelkeit, ungewöhnliche Müdigkeit und Schwindel sowie über Rücken- oder Nackenschmerzen. Daher vermutet nicht jede Frau sofort eine Herzinfarkt und lässt so wertvolle Zeit bis zur richtigen Behandlung verstreichen.
Nach den Wechseljahren nimmt das Risiko zu
Bis zu den Wechseljahren verfügen Frauen über eine Art hormonellen Schutz und haben daher ein geringeres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Später gleicht sich das Risiko bei den beiden Geschlechtern an. Deshalb sollten sich Frauen genauso wie Männer der Risikofaktoren (zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Rauchen) bewusst sein und versuchen, diese zu minimieren. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und nicht zuletzt Nikotinverzicht senken bei beiden Geschlechtern maßgeblich die Herzinfarkt-Gefahr. Darüber hinaus sollte die regelmäßige Vorsorge zur Routine werden, am besten schon in jungen Jahren. Der kostenfreie Gesundheits-Check-up der TK steht Versicherten ab 35 regelmäßig zu und hilft dabei, mögliche Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und Krankheiten vorzubeugen.
Männer oder Frauen - wer ist gestresster?
Nur wer täglich mindestens zehn Stunden im Büro verbringt und mit großen Schritten die Karriereleiter nach oben erklimmt, ist wirklich gestresst? Von wegen! Laut TK-Umfrage sind Hausfrauen und berufstätige Mütter genauso gestresst wie Manager: Fast 40 Prozent fühlen sich am Limit. "Der steigende Druck in der Arbeitswelt, zunehmend verbunden mit der Erwartung, ständig über E-Mail oder Handy erreichbar zu sein, macht es gerade für Frauen schwieriger, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Folgen sind nicht selten stressbedingte Diagnosen", weiß TK-Ärztin Schwormstedt.
Auch unabhängig von der Berufswahl leiden Frauen häufiger unter Stress: 35 Prozent der Frauen sind häufig oder ständig gestresst, aber nur 29 Prozent der Männer. Meist sind es die eigenen Ansprüche an sich, die Frauen belastet. Sie wollen alle Aufgaben in Familie, Beruf, sozialem Umfeld perfekt meistern - und vergessen dabei ihre eigenen Bedürfnisse.