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Wird das Rückenmark ganz oder teilweise durchtrennt, können die Nerven an der betroffenen Stelle keine Impulse mehr vom Gehirn empfangen beziehungsweise Informationen zum Gehirn weiterleiten. In der Folge kann es unterhalb der geschädigten Stelle zu Lähmungen und Gefühllosigkeit kommen. Ähnliche Symptome können sich zeigen, wenn das Rückenmark gequetscht oder geprellt ist. Hierbei besteht jedoch die Chance, dass sich die neurologischen Ausfälle wieder zurückbilden.

Verschiedene Auslöser

Querschnittlähmungen können durch Unfälle, Erkrankungen, die die Wirbelsäule schädigen, oder Tumore am Rückenmark ausgelöst werden. Aber auch Bandscheibenvorfälle, Multiple Sklerose , bakterielle Rückenmarksentzündungen oder Blutungen im Spinalkanal der Wirbelsäule können das Rückenmark schädigen und zu einer Querschnittlähmung führen. In seltenen Fällen kann eine Querschnittlähmung angeboren sein, zum Beispiel bei Spina bifida , umgangssprachlich auch als offener Rücken bekannt.

In Zahlen 

In Deutschland sind rund 140.000 Menschen betroffen. Circa 60 Prozent der Betroffenen sind teilweise gelähmt. 2018 war die Ursache für eine Querschnittlähmung in etwa 55 Prozent der Fälle eine Erkrankung. 45 Prozent waren Folge eines Unfalls. Verkehrs- und Sportunfälle führen dabei die unfallbedingten Ursachen an. 

Unterschiedlich ausgeprägte Symptome 

Tritt die Querschnittlähmung plötzlich, beispielsweise durch einen Unfall, ein, bildet sich eine Schwellung, die zu einem sogenannten spinalen Schock führt und bis zu mehreren Wochen anhalten kann. Betroffene sind abwärts der Verletzung gelähmt und haben keine Empfindungen mehr in den betroffenen Körperregionen. 

Rufen Sie immer einen Notarzt, wenn Sie Zeuge eines Unfalls werden oder sich jemand am Rücken verletzt. Jede Rückenmarksverletzung ist ein akuter Notfall, da auch lebenswichtige Organfunktionen ausfallen können. 

Das Rückenmark ist in verschiedene Segmente unterteilt, die jeweils bestimmte Muskelgruppen und Organfunktionen steuern. Je nachdem, welches Segment verletzt wurde, können beim Querschnittsyndrom unterschiedliche Folgeschäden auftreten: 

  • Gelähmte Arme und Beine, medizinisch Tetraplegie, oder gelähmte Beine, medizinisch Paraplegie
  • Verstärkte Muskelreflexe
  • Geringes bis gar kein Temperatur- und Schmerzempfinden, eventuell Phantomschmerzen 
  • Störung des vegetativen Nervensystems, zum Beispiel Bluthochdruck 
  • Inkontinenz 
  • Spastische Muskelkrämpfe 
  • Bei Schädigung der Halswirbelsäule oberhalb des vierten Halswirbels: Zwerchfelllähmung mit Atmungsversagen

Langzeitfolgen sind unter anderem chronische Schmerzen, verkürzte Muskeln oder ein erhöhtes Risiko für Adipositas . Auch Druckgeschwüre durch Bettlägerigkeit beziehungsweise funktionseingeschränkte Gelenke, medizinisch Kontrakturen, sind eine mögliche Folgeerkrankung.  

Diagnose

Erleiden Sie eine Querschnittlähmung, werden Sie im Krankenhaus oder in einem spezialisierten Behandlungszentrum gründlich untersucht. Der Arzt testet, ob Sie sich bewegen können oder Reize spüren, die er beispielsweise mit einer Nadel auslöst. Außerdem werden Ihre Reflexe sowie die Atem-, Blasen-, Darm- und Herzfunktion überprüft. 

Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computer- oder Magnetresonanztomografie können Aufschluss über das betroffene Segment und das Ausmaß der Rückenmarksschädigung geben. Proben der Rückenmarksflüssigkeit und des Blutes können im Labor untersucht werden, um beispielsweise eine bakterielle Infektion auszuschließen. Eine Diagnose zu eventuell bleibenden Schäden ist jedoch erst möglich, nachdem der spinale Schock abgeklungen ist. 

Ärzte unterscheiden bei bleibenden Lähmungen zwischen einer kompletten Lähmung, medizinisch Plegie, und einer inkompletten Lähmung, medizinisch Parese. Bei einer Parese können Betroffene auch unterhalb der Verletzung Berührungen spüren, sich bewegen und beispielsweise weiterhin Blase und Darm kontrollieren. Eine Rückenmarksverletzung wird nach der American Spinal Injury Association, kurz ASIA, in fünf Schweregrade eingeteilt. 

Lebensqualität verbessern

Eine Querschnittlähmung ist bisher nicht heilbar. Während des spinalen Schocks werden Sie intensivmedizinisch versorgt, um alle Körperfunktionen engmaschig zu überwachen. Auf Basis der Voruntersuchungen entscheidet ein Ärzteteam darüber, ob mit einer Operation geschädigte Nerven entlastet oder weitere Verletzungen versorgt werden können. Ist keine Operation notwendig, wechselt ein Pflegender regelmäßig und fachgerecht Ihre Liegeposition, um möglichen Komplikationen wie Wundliegen, medizinisch Dekubitus , vorzubeugen. Leiden Sie beispielsweise unter chronischen Schmerzen, erhalten Sie eine Schmerztherapie.

Die Rehabilitation wird in sechs Phasen unterteilt und beginnt bereits direkt nach der Notfallversorgung. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegenden, Physio- und Ergotherapeuten unterstützt Sie dabei, Schritt für Schritt in den Alltag zurückzufinden. Je intensiver Sie bei den Therapiemaßnahmen mitarbeiten, desto höher sind die Chancen, dass Ihre Symptome gelindert werden können und Folgeerkrankungen vorgebeugt werden kann.

Die Reha hat das Ziel, intensivmedizinische Maßnahmen in eine ambulante Behandlung zu überführen. Außerdem können Sie sich dabei Fähigkeiten aneignen, die es Ihnen ermöglichen, selbstbestimmt zu leben. Verschiedene Ansätze können Sie dabei unterstützen:  

  • Gegen Inkontinenz helfen gezielte Maßnahmen zur Darmkontrolle. 
  • Mit Physiotherapie und Rollstuhltraining stärken Sie Ihre Kraft und Ausdauer. 
  • In der Ergotherapie können Sie neue Bewegungsabläufe trainieren, um Alltagstätigkeiten wie Anziehen oder Essenszubereitung wieder selbstständig auszuführen.
  • In einer Psychotherapie können Sie Strategien erlernen, die dabei helfen, Ihre neue Situation besser zu bewältigen. 
  • Leiden Sie unter Sprach- oder Schluckstörungen, können logopädische Übungen hilfreich sein. 
  • Selbst wenn Ihr Zwerchfell vollständig gelähmt ist, können Sie lernen, mithilfe von Atemhilfstechniken tagsüber mehrere Stunden selbstständig zu atmen. 

Innovative Ansätze 

Forscher hoffen, zukünftig auch Querschnittlähmungen heilen zu können. 2018 gelang es unterschiedlichen Forscherteams, einzelne Patienten wieder zum Laufen zu bringen. Dazu stimulierten sie bestimmte Rückenmarksnerven bei den Gelähmten mit elektrischen Impulsen. Monatelange, intensive Physiotherapie unterstützte diese Nervenreanimation. 

Nach Einschätzung der Forscher überbrücken bei etwa der Hälfte der Querschnittgelähmten noch einzelne Nervenbahnen die Verletzung. Diese könnten möglicherweise für diese Funktion genutzt werden. Trotz guter Ergebnisse steht die Forschung aber erst ganz am Anfang. 

Hilfe im Alltag 

Wer nicht mehr laufen kann, muss sein Leben komplett neu organisieren. Nun stellen sich viele Fragen - zum Beispiel, wie sich Ihre Wohnsituation verändert oder ob Sie Ihren Beruf weiterhin ausüben können. Ein Sozialarbeiter kann Sie zu diesen Themen beraten und Sie gegebenenfalls bei der Antragstellung für Heil- und Hilfsmittel unterstützen. Informationen zur Teilhabe am gesellschaftlichen und am Arbeitsleben finden Sie auch auf der Plattform Einfach teilhaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Über einen Verein wie die Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e. V. können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen. Manche bieten auch ein Tandemprogramm, bei dem ein erfahrener Rollstuhlfahrer Ihnen im Alltag zur Seite steht. 

Aktiv im Rollstuhl

Möchten Sie sich mehr bewegen und suchen Kontakt zu anderen Rollstuhlfahrern? Probieren Sie Rollstuhlsport aus. Über den Deutschen Rollstuhl-Sportverband e. V. finden Sie entsprechende Sportvereine in Ihrer Umgebung. 

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