"Wir verstehen uns als Teil eines Netzwerks."
Artikel aus Sachsen-Anhalt
In seinem Gastbeitrag zeigt Marco Bohn Beispiele für die Vernetzung des Universitätsklinikums Magdeburg auf.
In den kommenden Jahren wird die Herausforderung der Gesundheitsversorgung in der Fläche zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mit einer alternden Bevölkerung, steigenden Gesundheitskosten und dem Bedarf an hochwertigen medizinischen Leistungen in ländlichen Regionen wird es entscheidend sein, innovative Ansätze zu entwickeln, um eine gleichmäßige und qualitativ hochwertige Versorgung für alle Bürger sicherzustellen.
Nucleus im gestuften Versorgungssystem
Zielstellung ist die wohnortnahe vor wohnortferner Versorgung mit gleichzeitiger Konzentration von hochspezialisierten medizinischen Fragestellungen im Norden von Sachsen-Anhalt, wobei die Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD) entsprechend der Empfehlungen des Wissenschaftsrats und des Landeskrankenhausgutachtens Sachsen-Anhalt eine koordinierende Rolle einnehmen soll.
Dabei versteht sich die Universitätsmedizin Magdeburg nicht als solitär, sondern vielmehr als Teil eines koordinierten Netzwerks, das eine lückenlose und qualitativ hochwertige Versorgung mit den Kooperationspartnern gewährleistet.
Wissensressource durch Forschung
Eine Kernaufgabe der Universitätsmedizin Magdeburg besteht in der Translation, mit der Überführung von grundlagenwissenschaftlichen Forschungsergebnissen in präventive, diagnostische oder therapeutische Verfahren. Diese Aufgabe kombiniert mit der studentischen Ausbildung und der Ausbildung der Gesundheitsfachberufe trägt zur Versorgungssicherung bei.
Dies bedeutet, dass wir nicht nur hochkomplexe Fälle behandeln, sondern auch als Ansprechpartner und Wissensressource für regionale Partner fungieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Anbietern von Gesundheitsleistungen und akademischen Lehrkrankenhäuser können wir die knappen Ressourcen, wie beispielweise unsere Fachkräfte, effizienter einsetzen.
Des Weiteren wollen das Klinikum Magdeburg, die Pfeifferschen Stiftungen und die Universitätsmedizin Magdeburg in der Ausbildung der Gesundheitsfachberufe enger zusammenarbeiten. Die Abstimmungen dazu sind bereits sehr gut fortgeschritten.
Versorgung in der Fläche durch Telemedizin
Ein zentrales Instrument zur Sicherung der Versorgung in der Fläche sind telemedizinische Angebote. Derzeit befinden wir uns in der Umsetzung, mit unseren hausinternen Technologielösungen Kliniken im Land Sachsen-Anhalt telemedizinisch zu unterstützen. Das bringt Fachwissen in die Fläche und kann teilweise lange Anfahrtswege für Patienten vermeiden, zumal gerade die Anzahl an zukünftig spezialisierten Fachärzten in der Prognose rückläufig ist.
Darüber hinaus engagiert sich die Universitätsmedizin Magdeburg auch in der Sicherstellung der ambulanten Flächenversorgung. Beispielhaft ist die Übernahme einer Augenarztpraxis durch das MVZ der Universitätsmedizin Magdeburg in Osterburg zu nennen.
Kooperationen und Verbünde
Die Universitätsmedizin Magdeburg hat in der Vergangenheit ihre Kooperationsbemühungen weiter verstärkt und die Netzwerkbildung zum Beispiel mit der Salus GmbH, dem Johanniter KH Stendal, dem Harzklinikum und dem Klinikum Dessau weiter vorangetrieben.
Des Weiteren hat die Universitätsmedizin Magdeburg dem Klinikum Magdeburg ein Beteiligungsangebot unterbreitet, hat sich mit 25,5 Prozent an der Lungenklinik Lostau der Pfeifferschen Stiftungen beteiligt und strebt mit der Klinik Cracau der Pfeifferschen Stiftungen auch eine gesellschaftsrechtliche Zusammenarbeit an.
Dieses Vorgehen soll dem Landeskrankenhausgutachten Sachsen-Anhalt und der Krankenhausreform Rechnung tragen und ist ein weiterer Schlüssel zur flächendeckenden Patientenversorgung mit abgestimmten Behandlungskonzepten.
Festzuhalten ist, dass diese Kooperationen und Verbünde über rein ökonomische Interessen hinaus gehen. Sie sollen die Patientenversorgung und die Qualität in einem Stufenmodell in den Fokus stellen.
Somit müssen wir als universitärer Maximalversorger einer Vielzahl von Ansprüchen gerecht werden. Die höchste Relevanz aus meiner Sicht haben die folgenden Punkte:
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Die Befähigung neue Verbundmodelle und Technologien in eine verbesserte Versorgung zu überführen
- Ausbau Telemedizin: Investitionen in Fachkräfte und Infrastruktur, um den Patientenzugang zur Spitzenmedizin in der Fläche zu erleichtern
- Netzwerke sowie Kooperation- und Verbundlösungen: Abgestimmte versorgungsstufengerechte Zusammenarbeit mit regionalen Krankenhäusern, niedergelassenen Kollegen, dem Rettungsdienst und anderen Gesundheitseinrichtungen
- Patientenzentrierung und Qualität: Steigerung der Versorgungsqualität in Verbindung mit einer bestmöglichen Behandlung für alle Patienten
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in den aktuell dynamischen Zeiten ein gemeinsam abgestimmtes einrichtungsübergreifendes Handeln zunehmend unerlässlich ist. Die Universitätsmedizin Magdeburg hält die strategische Netzwerkbildung als Lösung für die flächendeckende medizinische Versorgung für das richtige Vorgehen, ist bereit den Weg mit zu gestalten und die ihr durch den Wissenschaftsrat zugeschriebene Rolle auszufüllen.
Zur Person
Marco Bohn leitet seit Mai 2022 als Kaufmännischer Direktor und Mitglied des Vorstandes das Universitätsklinikum Magdeburg. Mit einem Hintergrund in Betriebswirtschaftslehre und Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen bei renommierten Institutionen wie den Johannitern, den KMG Kliniken, den Sana Kliniken sowie den Universitätskliniken Leipzig und Halle bringt er umfassende Expertise mit. Zudem engagiert er sich in verschiedenen Gremien, darunter im Finanzausschuss des Verbands der Universitätsklinika Deutschland und als Vorstands- und Beiratsmitglied der Landeskrankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalts.