Innovationsfonds
Artikel aus Nordrhein-Westfalen
Mit dem Innovationsfonds werden bundesweit Projekte gefördert, die die sektorale Aufteilung des Gesundheitswesens überwinden und über die bisherige Regelversorgung hinausgehen. Die TK in NRW beteiligte sich bisher an neun Innovationsprojekten. Aktuell ist mit den LEX LOTSEN OWL ein weiteres Projekt hinzugekommen.
Dabei reicht das Spektrum vom Einsatz der Telemedizin über medizinischen Kinderschutz bis zur rationalen Antibiotika-Therapie. Allen Projekte gemeinsam sind die Grundideen, die Vernetzung zwischen den Sektoren zu stärken und den Einsatz innovativer Technologien zu fördern.
Der Innovationsfonds macht vieles richtig, aber er lässt eine Frage offen: Wie kommen die sinnvollen Projekte anschließend in die Regelversorgung? Aus meiner Sicht sollten die Krankenkassen mit einem eigenen 'Innovationsbudget' direkt in gute Ideen investieren können.
Aktuell ist die TK in NRW an folgenden zehn Innovationsfonds-Projekten beteiligt
- LEX LOTSEN OWL: Das Projekt soll die Fragestellung beantworten, wie Patientenlotsen wirksam in das legislative und strukturelle Gefüge eingebettet werden können, beantworten. Dazu werden Eckdaten und konkrete Empfehlungen für eine SGB-übergreifende gesetzliche Regelung eines ganzheitlichen Care und Case Managements erarbeitet, einschließlich Implementierungspfad und Transfer in regionale Settings. Die Intention entspricht der Zielsetzung von "Patientenlotsen" wie sie im aktuellen Koalitionsvertrag beschrieben wird. Die TK in NRW ist einer der Konsortialpartner.
- CARE: Die Behandlung von Patient:innen mit einer Psychose im Hochrisiko-Stadium soll durch den Einsatz von computer-assistierten, KI (Künstliche Intelligenz)-gestützten Algorithmen optimiert werden. Im Erfolgsfall kann durch das Projekt CARE eine auf das individuelle Risiko abgestimmte, personalisierte Diagnostik und Therapie entwickelt werden, um psychiatrische Erkrankungen zu verhindern oder Krankheitsverläufe deutlich abzumildern. Das LVR-Klinikum Düsseldorf hat die Konsortialführung übernommen.
- EliPfad: Ziel ist die Verringerung ungeplanter Rehospitalisierungen multimorbider, älterer Patienten nach der Krankenhaus-Entlassung. Ein Fallmanager steuert den gesamten Prozess über elektronische Fallakten, telemedizinische Protokolle und Konsile. Die Patienten werden bereits in der Frühreha durch "smarte Assistenten" unterstützt, deren Daten beim Fallmanager zusammenlaufen. Die Konsortialführung für das Projekt hat das Universitätsklinikum Köln.
- EXPERT: Durch den Aufbau von Clinical Pathways sollen die Komplikationsrate verringert sowie optimierte und kosteneffektive Behandlungsverläufe bei Frakturen mit Weichteilschäden oder post-operativer Infektion der unteren Extremitäten erreicht werden. Dazu wird ein interdisziplinäres Expertenforum mit telemedizinischen Zugang etabliert. Die Konsortialführung des Projektes liegt in den Händen des Universitätsklinikums Münster.
- FrühStArt: Die frühe, sektorenübergreifende, aufsuchende und familienzentrierte Adipositas-Prävention soll zu einer Reduktion des kindlichen BMI-SDS führen. Nach einem Risiko-Screening wird eine strukturierte Therapieempfehlung mit einer aufsuchenden Beratung durch einen Coach verknüpft. Dazu werden ein digitales Case-Management und telemedizinische Fallkonferenzen eingerichtet. Das Projekt der Universität Köln startet in der Region Nordrhein im Einzugsbereich der Adipositaszentren in Düren, Bonn, Mönchengladbach, Oberhausen, Neuss und Sankt Augustin.
- KoCoN: Ein IT-gestüztes Case-Manegement soll die Versorgung von Kindern mit chronisch-neurologischen Erkrankungen optimieren und Patientenpfade entwickeln. In dem Projekt der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, an dem sich sechs große Kinderkliniken beteiligen, sollen weitreichende Diagnostik- und Therapieentscheidungen interdisziplinär und interprofessionell sowie patienten- und familienzentriert getroffen werden. Dabei kommen prä- und poststationäre Videokonferenzen zum Einsatz. So soll ein telemedizinisches Case- und Entlass-Management im Übergang zu Haus-/Kinder- sowie Jugendärztinnen und -ärzten bzw. sozial-medizinischer Nachsorge oder spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) aufgebaut werden.
- HoT: Das Home-treatment- Angebot will Kinder und Jugendliche, die an einer Pubertätsmagersucht (Anorexia nervosa) leiden, im eigenen Wohnumfeld behandeln. Die Patient:innen werden nach spätestens acht Wochen aus der stationären Behandlung entlassen und in eine viermonatige stationsersetzende Behandlung zu Hause überführt. Ein multiprofessionelles Team behandelt die Patienten drei- bis viermal wöchentlich zusammen mit ihren Eltern.
- Sleep Well: Für Patient:innen mit obstruktiver Schlafapnoe bietet das Projekt des "Schlafmedizinischen Zentrum an der Universitätsklinik Essen" eine neue Behandlungsoption. Haus- und Fachärzt:innen werden dabei telemedizinisch durch Expert:innen der Schlafmedizin in der Diagnosestellung unterstützt. Im Erfolgsfall kann das Konzept die Zusammenarbeit der Mediziner:innen verbessern und dank telemedizinischer Begleitung können Wartezeiten verringert werden. Zudem kann die Behandlung bei geeigneten Patientinnen und Patienten zuhause statt im Schlaflabor eingeleitet und insgesamt die Therapietreue gesteigert werden.
- Schlaganfall-Lotse in Ostwestfalen-Lippe: Eine sektorübergreifende optimierte Schlaganfall-Nachsorge mit Case- und Care Management ist das Ziel des Projekts. Der Schlaganfall-Lotse will beispielsweise die Vermeidung von Rezidiven, die Senkung und Verhinderung von stationären Aufenthalte, den Verbleib im häuslichen Umfeld sowie die Erhöhung der sozialen Teilhabe erreichen.
- Me-KidS.best: Eine einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit zur verbesserten Detektion und Versorgung beim medizinischen Kinderschutz im Ruhrgebiet. Das Projekt erprobt erstmalig eine standardbasierte und regelhafte, sektorenübergreifende und in Netzwerken flächendeckend realisierbare Versorgungsform. Dadurch werde die Leistungsfähigkeit des medizinischen Kinderschutzes als Partner der Jugendhilfe systematisch gestärkt und betroffenen Kindern, Jugendlichen und deren Familien ein niederschwellig zugängliches System von Medizin und Jugendhilfe eröffnet.
Der beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingerichtete Innovationsausschuss legt die Schwerpunkte und Kriterien für die Förderung fest, führt Interessenbekundungsverfahren durch und entscheidet über die eingegangenen Anträge.
Zum Start wurde der Fonds mit jährlich 300 Mio. € ausgestattet. Ab 2020 ist die Förderung auf ein Volumen von 200 Mio. € jährlich begrenzt worden. Auch soll gewährleistet werden, dass erfolgreiche Versorgungsansätze zügig in die Regelversorgung überführt werden. Für das ehemalige Innovationsfonds Projekt "TELnet@NRW" konnte dies erreicht werden.