Trotz des Stopps der noch geplanten Gesetzesvorhaben in der Gesundheitspolitik durch das Ampel-Aus im November, bleibt die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) Anfang 2025 auf Kurs. Denn das "Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens" (Digital-Gesetz o. DigiG) wurde schon im Dezember 2023 vom Bundestag beschlossen. Dieses Gesetz enthält die rechtliche Grundlage für die "ePA für alle". Das ist wichtig und gut. Denn Deutschland hinkt bei der Einführung der elektronischen Patientenakte hinterher. Viele unserer europäischen Nachbarn haben die ePA für alle schon lange - teilweise schon seit über zehn Jahren - wie diese Übersichtskarte der Gematik zeigt. Auf lange Sicht wird die ePA viele Vorteile für Leistungserbringer und Patienten und Patientinnen bringen. Deswegen ist es wichtig, dass wir endlich starten. Auf der der Zielgeraden sollte jetzt niemand noch unüberlegt auf die Bremse treten. 

Jörn Simon

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Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz

Schrittweise Einführung

Die Einführung erfolgt schrittweise: Ab dem 15. Januar wird die ePA sukzessive bundesweit ausgerollt. Damit erhält jeder und jede gesetzlich Versicherte automatisch eine ePA von seiner Krankenkasse, sofern sie nicht widersprechen. Gleichzeitig werden auch die Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken angebunden. In zwei Modellregionen (Hamburg und Franken) werden die Prozesse ab Anfang 2025 zunächst getestet und optimiert. Nach der erfolgreichen Testphase sind ab frühestens Mitte Februar alle Leistungserbringer verpflichtet, die ePA zu nutzen. 

Sicherer Speicherort und digitale Plattform

Die ePA dient als zentraler und sicherer Speicherort für alle Gesundheitsinformationen und als digitale Plattform. Ärztinnen und Ärzte befüllen die ePA mit wichtigen medizinischen Informationen wie Diagnosen, Laborergebnissen, Medikamentenlisten und Arztberichten. Versicherte haben darüber hinaus die Möglichkeit, medizinische Dokumente aus vergangenen Behandlungen selbst hochzuladen, etwa Laborergebnisse oder Arztbriefe in Form von PDF-Dateien. Innerhalb ihrer ePA können TK-Versicherte darüber hinaus Erinnerungen an und Informationen zu Impf- und Vorsorgeterminen erhalten sowie eine Übersicht über Abrechnungsdaten einsehen, die bei der Krankenkasse gespeichert sind. Für den Fall, dass der Zugriff auf die ePA über die App für eine Person nicht möglich ist, kann eine Vertretungsperson eingerichtet werden, die die ePA verwaltet.  

Vorteile für alle

Ein wesentlicher Vorteil der ePA ist die Verbesserung des Informationsaustauschs, was zu einer effizienteren und besseren Versorgung führt. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte können zentral auf wichtige medizinische Unterlagen zugreifen. Dies ist besonders hilfreich bei Entscheidungen über Behandlungsmöglichkeiten, da die vorherige Krankengeschichte unmittelbar verfügbar ist. Auch Risiken durch Wechselwirkungen von Arzneimitteln können durch die Medikamentenliste reduziert werden. Gleichzeitig wird die Anzahl unnötiger Doppeluntersuchungen minimiert, da alle relevanten Daten aus vorherigen Behandlungen vorliegen. 

Versicherte profitieren außerdem von der Möglichkeit, jederzeit Einblick in ihre Gesundheits- und Abrechnungsdaten nehmen zu können. Sensible Daten können auf Wunsch von der zentralen Speicherung in der ePA ausgenommen werden. Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, Versicherte über ihre Widerspruchsmöglichkeiten zu informieren, sodass diese individuell entscheiden können, welche Daten gespeichert oder ausgeschlossen werden sollen.

Ausblick - für ein gutes Gelingen

Damit die ePA ein Erfolgsmodell wird und sie die damit verbundenen Erwartungen und Ziele erreicht, muss sie von den Ärztinnen und Ärzten aktiv genutzt werden. Wenn auch Versicherte verstärkt die Befüllung der ePA einfordern, wird dieser Vorgang in den Praxen immer mehr zur Routine und Selbstverständlichkeit. Zudem sollte das Einstellen von Informationen zu keinem Mehraufwand in der Praxis führen. Wenn Ärztinnen und Ärzten bei Behandlungen dank der ePA umfassendere Informationen vorliegen, werden die Vorteile für alle Beteiligten immer greif- und spürbarer. Dieser Prozess wird Zeit benötigen. Doch so entsteht eine positive Steigerungsspirale für eine immer stärkere Nutzung. 


Für die Zukunft braucht es vor allem eine noch ausgewogenere Balance in der Handhabung der ePA. Dafür ist ein einfacher Zugang und intuitive Bedienung, bei gleichzeitiger Datensicherheit nötig.