Die 'leichte' Gesundheits-App "Glücklich" setzt hier an und vermittelt barrierefrei verhaltenstherapeutische Übungen für den Alltag, die depressive Verstimmungen reduzieren und das Selbstwertgefühl der Nutzenden stärken sollen. Die App wurde in den Jahren 2021 und 2022 durch die Lebenshilfe Hamburg gemeinsam mit dem Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) entwickelt und durch die Techniker Krankenkasse (TK) in Hamburg gefördert. In einer neuen Förderperiode wird die Glücklich-App bis 2026 weiterentwickelt und um neue Inhalte ergänzt.

Wie die Ergebnisse der Wirkungsstudie am UKE ausgefallen sind, welche Themen die App anspricht und welche Meilensteine bevorstehen, erklärt Jasmin Aust, Projektleiterin bei der Lebenshilfe Hamburg, im Interview.

TK: Frau Aust, herzlichen Glückwunsch zum Digitalpreis des Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP), den Sie am 25. September in Berlin entgegengenommen haben! Das ist eine tolle Auszeichnung. Wie ist bisher das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer?

Jasmin Aust: Wir freuen uns aktuell sehr, dass die Glücklich-App die Jury des CBP-Digitalpreises 2024 mit unserem Beitrag zur Teilhabe von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und dem Fokus auf psychische Gesundheit überzeugen konnte und wir den zweiten Platz erhalten haben.

Neben dieser besonderen Anerkennung freuen wir uns auch sehr darüber, dass das Feedback der App-Nutzer:innen positiv ausfällt und die App insgesamt gut bei ihnen ankommt. Rückmeldungen der Zielgruppe und aus Fachkreisen zeigen zudem, dass der Bedarf sich bestätigt. Eine Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung ist nach wie vor hoch und wir freuen uns, mit der Glücklich-App einen Beitrag leisten zu können. Außerdem freut es uns, wenn die App von vielen Menschen genutzt und verbreitet wird. Mit der Auszeichnung des Digitalpreises hoffen wir, dass die Glücklich-App weitere Menschen erreicht.

Jasmin Aust

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Projektleiterin der "Glücklich"-App bei der Lebenshilfe Hamburg

TK: Die "Glücklich"-App wurde im Jahr 2023 am UKE auch auf ihre  Wirksamkeit untersucht. Wie sind die Ergebnisse ausgefallen? 

Aust: In der wissenschaftlichen Onlinestudie, in der Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und depressiven Symptomen befragt wurden, konnte die Wirksamkeit der Glücklich-App nachgewiesen werden. Depressive Symptome der App-Nutzer:innen verbesserten sich über die Nutzungsdauer von vier Wochen im Vergleich zur Wartekontrollgruppe, die die App nicht genutzt hat, signifikant. Die individuelle Bewertung der App-Nutzer:innen war insgesamt positiv. Die Ergebnisse der standardisierten Fragebögen zeigte: 97 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass sie mit der Glücklich-App die Behandlung erhalten haben, die sie wollten. Ebenfalls 97 Prozent würden die App Freund:innen empfehlen. 95 Prozent gaben an, dass die App geholfen hat, mit emotionalen Problemen umzugehen. Als besonders gut wurden die einfache Navigation, die guten Tipps und die Erinnerungen an die Übungen betont. Kritisiert wurde, dass die Übungen manchmal zu kurz waren oder es dann doch vergessen wurde, die Übungen zu machen. Dieses Feedback wurde genutzt, um Verbesserungen vorzunehmen. Zum Beispiel an der Erinnerungsfunktion, die mittlerweile individuell einstellbar ist.  

Depressive Symptome der App-Nutzer:innen verbesserten sich über die Nutzungsdauer von vier Wochen im Vergleich zur Wartekontrollgruppe, die die App nicht genutzt hat, signifikant. Jasmin Aust, Projektleiterin bei der Lebenshilfe Hamburg

TK: Die App steht nun schon eine Weile zur Verfügung. Welche Themen und Inhalte deckt die App ab und was ist künftig noch geplant?

Aust: Neben 37 Basis-Übungen zum Thema Selbstwert sind elf Übungen zum Thema Essen in der Glücklich-App verfügbar. Mit diesen Übungen können die eigenen Essgewohnheiten hinterfragt und verbessert werden. Derzeit ist das nächste Themenpaket "Sicher sein" in den Endzügen und wird bald veröffentlicht. In diesem Themenpaket werden Übungen und Tipps enthalten sein, die den Heimweg sicherer machen oder vor (sexuellen) Übergriffen schützen können. Auch das darauffolgende Thema mit Übungen zu "Ausgrenzung und Stigmata" ist bereits parallel in der Entwicklung. 

Durch die Erweiterung der Themenpakete musste die App-Navigation angepasst werden, um die Übungen auch themenspezifisch aus- bzw. abwählen zu können. Stetige Verbesserungen für eine angenehme und barrierefreie App-Nutzung sind eingeplant.
 

Hintergrund

Die Entwicklung der 'leichten' Gesundheits-App "Glücklich" sowie deren inhaltliche Fortsetzung wird durch die Landesvertretung Hamburg der Techniker Krankenkasse (TK) aus Mitteln der  Selbsthilfeförderung  gefördert.