Augenentzündungen
Augenentzündungen kommen recht häufig vor. Sie können verschiedene Ursachen haben. Das Auge ist ständig Krankheitserregern und Umweltreizen ausgesetzt. Entzündungen entwickeln sich, wenn das Auge solche schädigenden Einflüsse nicht mehr abwehren kann.
Oft entstehen Augenentzündungen durch die Infektion mit Bakterien oder Viren. Entzündungen der Bindehaut, der Hornhaut und der Lidränder kommen am häufigsten vor. Werden sie nicht behandelt, können sie zu dauerhaften Schäden des Auges führen, die eine Sehminderung zur Folge haben. Auch Fremdkörper im Auge und Umweltreize wie Zugluft oder Zigarettenrauch können Augenentzündungen verursachen.
Es ist wichtig, dass Augenentzündungen frühzeitig durch einen Augenarzt untersucht und gezielt nach der jeweiligen Ursache behandelt werden. So lassen sich die Beschwerden rasch lindern und es wird verhindert, dass die Erkrankung fortschreitet und im ungünstigsten Fall Dauerschäden verursacht.
Die Anatomie des Auges
Die Augen liegen in der Augenhöhle (Orbita). Der Augapfel nimmt nur etwa ein Viertel der Augenhöhle ein, der Rest ist mit Nerven, Muskeln, Gefäßen, Binde- und Fettgewebe gefüllt. Im rückwärtigen Teil verläuft der Sehnerv durch eine Öffnung zu den visuellen Sehzentren des Gehirns. Insgesamt sechs Augenmuskeln setzen an verschiedenen Punkten des Augapfels an und verleihen ihm eine enorme Beweglichkeit.
Die Lider schützen den Augapfel vor Fremdkörpern, aber auch vor zu starkem Licht. Sie bestehen aus zwei beweglichen Hautfalten, dem Ober- und dem Unterlid, die sich reflektorisch schließen. Außerdem verteilen sie den Tränenfilm und halten so den Augapfel feucht.
Die am äußeren Rand des Oberlids liegenden Tränendrüsen bilden die Tränenflüssigkeit. Das von vielen kleinen Ausführgängen abgegebene wässrige Sekret verteilen die Lider durch Wischbewegungen auf der Vorderseite des Augapfels. Die Tränen sammeln sich dann im inneren Lidwinkel und fließen durch den Tränenkanal in den Tränensack ab. Von dort führt ein Ausführungsgang in die obere Nasenmuschel.
Die Bindehaut (Konjunktiva) verbindet das Lid mit dem Augapfel. Sie ist fest mit dem inneren Augenlid verbunden. Das gefäßreiche bindegewebige Häutchen hat die Aufgabe, das Eindringen von Fremdkörpern und Keimen in die Augenhöhle zu verhindern.
Die uhrglasfömige Hornhaut (Kornea) liegt vor der Regenbogenhaut (Iris) und der Pupille. Sie ist nicht durchblutet und daher transparent. Die Hornhaut bildet gemeinsam mit der Linse den lichtbrechenden Apparat, der die einfallenden Lichtstrahlen, also das, was wir sehen, so verkleinert, dass es auf der Netzhaut abgebildet wird.
Zwischen Hornhaut und Iris beziehungsweise Linse befindet sich die mit Kammerwasser gefüllte vordere Augenkammer. Die farbige Regenbogenhaut (Iris) regelt wie die Blende eines Fotoapparats den Lichteinfall ins Auge. In der Mitte ist eine Öffnung, die Pupille, die durch zwei Muskeln je nach Lichtstärke eng oder weit gestellt wird. Unmittelbar hinter der Iris kommt die (wie die Hornhaut) für die Bündelung des einfallenden Lichts verantwortliche Linse. Die in der hinteren Augenkammer liegende Linse ist elastisch und kann ihre Brechkraft verändern, was für das Nahsehen erforderlich ist, um Gegenstände nicht verschwommen zu sehen. Mit den Jahren schwindet die Elastizität, deshalb brauchen ältere Menschen oft eine Lesebrille.
Die hinteren zwei Drittel des Augapfels füllt der Glaskörper aus. Diese transparente geleeartige Masse hilft zum einen bei der Formgebung, zum anderen verbessert sie die optische Abbildung. Die Wand des Augapfels wird von mehreren Schichten gebildet. Außen liegt die Lederhaut (Sklera), das für uns sichtbare Weiße im Auge. Sie besteht aus elastischen, aber doch festen Bindegewebsfasern und sorgt für Stabilität.
Die Netzhaut (Retina) liegt im hinteren Teil des Augapfels und der Lederhaut unmittelbar innen an. Hier findet das eigentliche Sehen statt, das heißt das einfallende Licht wird in Nervenimpulse umgewandelt, die dann über den Sehnerv in die Verarbeitungszentren des Gehirns gelangen. Die Netzhaut wird durch die direkt darüber liegende Aderhaut (Choroidea), eins der am stärksten durchbluteten Gewebe unseres Körpers, mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
Wie kommt es zu Augenentzündungen?
Das Auge muss den ganzen Tag schädigende Einflüsse wie Krankheitserreger und Umweltreize abwehren. Schutzmechanismen wie Lider, die ständige Säuberung durch die Tränenflüssigkeit und Bindehaut sind nicht immer ausreichend, um den Sehapparat mit seinen vielen komplexen Geweben und Strukturen zu schützen.
Ist die Abwehr des Auges überlastet, reagiert es mit einer Entzündung, die sehr unterschiedliche Ursachen haben kann. Häufig vorkommende Infektionen mit Bakterien oder Viren betreffen vor allem die Teile des Auges, die mit der Umwelt direkt in Kontakt stehen, also die Lider und die Bindehaut. Sie können aber je nach Schwere auch auf tiefere Strukturen wie die Iris oder die Aderhaut übergreifen. Eine andere Ursache für Entzündungen im vorderen Augenbereich sind Fremdkörper, die ins Auge gelangt sind, sowie Umweltreize wie grelles Sonnenlicht, Rauch oder Zugluft.
Entzündungen können fast alle Teile des Auges betreffen; die häufigsten sollen kurz dargestellt werden.
Was ist die Bindehautentzündung?
Die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist mit Abstand die häufigste entzündliche Erkrankung der Augen. Die Ursachen sind vielfältig, da die Bindehaut bei den meisten Irritationen des Auges mitreagiert. Auslöser der Konjunktivitis sind Viren, Bakterien, Pilze, Allergene und die verschiedensten Umweltreize. Dazu gehören Zugluft, grelles Licht, UV-Strahlen, Kälte, Abgase, Bildschirmarbeit und das Chlor im Schwimmbad. Ursachen sind daneben Störungen des Tränenfilms, Lidschlussstörungen sowie Fremdkörper. Aber auch Überanstrengungen und Überlastungen des Auges selbst können eine Bindehautentzündung hervorrufen. Hinter einer banalen Bindehautentzündung kann auch eine schwere Grunderkrankung stecken. Deshalb sollte immer ein Arzt die Auslöser der Krankheit klären, denn auch die Therapie richtet sich nach der Ursache.
Es hängt von der jeweiligen Ursache der Bindehautentzündung ab, ob das Risiko für eine Ansteckung besteht. Bei einer Infektion mit Viren oder Bakterien liegt eine ansteckende Bindehautentzündung vor.
Eine Bindehautentzündung äußert sich typischerweise durch rote, juckende, brennende und tränende Augen. Viele Betroffene haben ein Fremdkörpergefühl wie beispielsweise Sandkörner, die bei jedem Lidschlag reiben. Die Bindehaut ist gerötet und das gesamte Augenlid kann anschwellen. Infolge der vermehrten Sekretion sind die Augenlider besonders morgens oft miteinander verklebt. Das Sehvermögen ist im Gegensatz zu einigen anderen Augenentzündungen nicht gestört.
Bakterielle Bindehautentzündungen lassen sich mit antibiotikahaltigen Augentropfen oder Augensalben behandeln. Künstliche Tränenflüssigkeit kann die Beschwerden lindern. Die wichtigste Therapie ist aber die Beseitigung der auslösenden Ursache. So heilt beispielsweise eine Brille die durch eine Sehschwäche bedingte Konjunktivitis rasch. Wenn die Bindehautentzündung nicht Symptom einer schweren Grunderkrankung ist, klingt sie in den meisten Fällen folgenlos ab.
Was ist die Hornhautentzündung?
Die Hornhautentzündung (Keratitis) ist seltener, aber auch gefährlicher als die Bindehautentzündung. Ursachen und Beschwerden ähneln sich, was auch daran liegt, dass die Bindehaut bei einer Hornhautentzündung fast immer mitbeteiligt ist. Dann spricht man von einer Keratokonjunktivitis. Die Augen sind rot, die Betroffenen klagen über Brennen, Schmerzen und Fremdkörpergefühl. Das Sehvermögen kann im Gegensatz zur Konjunktivitis gestört sein.
Besonders gefürchtet ist das sogenannte Ulcus corneae. Dabei handelt es sich um ein durch Bakterien verursachtes Hornhautgeschwür, das innerhalb von kurzer Zeit zu einer Einschmelzung der gesamten Hornhaut führen kann. Meist dringen die Erreger nach Verletzungen der Hornhaut ein. Die Infektion muss schnellstmöglich in einer Augenklinik mit Antibiotika behandelt werden, sonst droht ein bleibender Sehverlust.
Die Zahl der Pilzinfektionen der Hornhaut hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Experten machen dafür die unkritische Gabe von Antibiotika und Kortison beim bloßen Verdacht auf eine bakterielle Hornhautentzündung verantwortlich. Bei Pilzinfektionen muss man den betroffenen Hornhautbereich operativ abtragen, was problematisch sein kann, wenn bereits tiefe Schichten betroffen sind. Eine frühzeitige Behandlung ist daher entscheidend.
Auch das Herpesvirus kann die Hornhaut befallen und unter Umständen bleibende Schäden hinterlassen. Die Erkrankung muss schnellstmöglich mit Arzneimitteln in Tropfenform, die das Wachstum von Viren hemmen, behandelt werden. Herpesinfektionen der Hornhaut (Kornea) wie auch der Lippen neigen dazu, immer wieder aufzutreten. In solchen Fällen wird die Hornhaut zusätzlich zur medikamentösen Therapie abgetragen.
An der Hornhaut des Auges können bleibende Schäden entstehen, wenn eine Hornhautentzündung über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleibt. Es kann zur Narbenbildung und Hornhautablösung kommen. Schmerzen, ein eingeschränktes Sehvermögen und sogar Blindheit können die Folgen einer Hornhautentzündung sein.
Was ist die Regenbogenhautentzündung?
Eine isolierte Regenbogenhautentzündung (Iritis) ist recht selten, meist sind der Glaskörper und der Ziliarkörper, an dem die Linse aufgehängt ist, auch betroffen. Man spricht dann von einer Iridozyklitis. Die Betroffenen leiden unter Augenschmerzen, sind lichtscheu und sehen schlechter als sonst. Die Farbe der Iris ist meist verändert und die Pupillen reagieren nur träge auf Licht.
Eine Iritis kann infektionsbedingt auftreten. Nach Infektionen mit Borrelien (Übertragung durch Zecken), Chlamydien oder Herpesviren kommt es oft zu dieser immunologischen Entzündung der Regenbogenhaut. Auch Verletzungen des Auges können eine Iritis hervorrufen.
Die Iridozyklitis ist ein häufiges Begleitsymptom anderer Erkrankungen, an denen Reaktionen des Immunsystems ursächlich beteiligt sind. Dazu gehört zum Beispiel die chronische Polyarthritis, im Volksmund bekannt als Rheuma, und die Sarkoidose. Stellt der Augenarzt eine Iridozyklitis fest, sollte ein Internist unbedingt die Ursachen abklären. Bei der Therapie stellt der Arzt die Iris mit pupillenerweiternden Medikamenten (Mydriatika) ruhig, damit sie sich erholen kann und die Sehfunktion nicht auf Dauer beeinträchtigt wird. Entzündungshemmende Mittel und Antibiotika bei bakteriellen Infektionen ergänzen die Behandlung. Eine antibiotische Therapie ist ausreichend hoch zu dosieren und lange genug durchzuführen, damit die Erreger vollständig abgetötet werden und keine Rückfälle auftreten. Die Antibiotikaauswahl richtet sich nach dem Kein, der zugrunde liegt. Liegt eine schwere Verlaufsform der Regenbogenhautentzündung vor, kann eine Injektion von Kortison unter die Bindehaut und/oder die Einnahme von Kortisontabletten nötig werden. Wichtig ist, nach möglichen ursächlichen Grunderkrankungen zu suchen.
Was sind Entzündungen des Augenlids?
Eine Lidrandentzündung (Blepharitis) entsteht im Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Die Blepharitis tritt nicht selten bei Menschen mit trockener oder schuppender Haut auf. Bestimmte Drüsen im Lid produzieren zu viel Sekret, dazu kommt eine ständige Reizung, beispielsweise durch Rauch oder Zugluft. So ist der Boden für die bakterielle Entzündung bereitet. Der Lidrand ist gerötet und verkrustet. Oft schwillt auch das gesamte Lid an und die Wimpern fallen aus.
Man behandelt die Krankheit, indem der am Lidrand liegende Wimpernboden mit speziellen Salben oder Gelen gereinigt wird. Je früher desto besser, denn die Blepharitis ist oft sehr hartnäckig. Desinfizierende Salben und lokal entzündungshemmende Augensalben bessern Entzündungen. Antibiotika sollten erst als letzte Option zum Einsatz kommen, da sie bei ungezielter Anwendung Pilzinfektionen der Hornhaut begünstigen.
Wenn sich die am Lidrand liegenden Drüsen entzünden, was durch eine Blepharitis begünstigt wird, bildet sich ein Gerstenkorn (Hordeolum). Diese eitrige gerötete Schwellung ist sehr schmerzhaft. Nach einiger Zeit bricht das Gerstenkorn meist von selbst auf, der Inhalt entleert sich und die Entzündung heilt ab. Durch trockene Wärme (Rotlichtlampe) und desinfizierende Salben lässt sich der Prozess beschleunigen.
Beim Hagelkorn (Chalazion) sind die Talgdrüsen an der Innenseite des Lids, die sogenannten Meibomschen Drüsen, entzündet. Ein Sekretstau in den Ausführungsgängen der Drüse liegt der Entzündung zu Grunde. Die Betroffenen haben in der Regel kaum Beschwerden. Meistens wird ein Hagelkorn operativ entfernt, da es sonst weiter wächst und andere Infektionen begünstigt.
Was sind Entzündungen des Tränensacks und der Tränenwege?
Eine Entzündung des Tränensacks und der Tränenwege (Dakrozystitis) entsteht fast immer durch eine aus der Nase aufsteigende bakterielle Infektion. Die Besiedlung der Schleimhaut mit Bakterien wird durch verengte Tränenwege begünstigt, die wiederum oft Folge einer früheren Entzündung sind, aber auch Verletzungen kommen in Frage. Es resultieren Schmerzen, Rötung und Schwellung im Bereich des Tränensacks unter dem inneren Lidwinkel. Oft haben die Betroffenen auch Fieber.
Durch vorsichtigen Druck auf den Tränensack gewinnt der Arzt etwas Eiter, um den Erregertyp zu bestimmen und gezielt mit dem passenden Antibiotikum behandeln zu können. Weiterhin erfolgt eine Therapie mit feuchten warmen Umschlägen. Handelt es sich aufgrund eines behinderten Tränenabflusses um eine chronische Erkrankung, hilft eine Operation.
Wie werden Augenentzündungen diagnostiziert?
Oft erkennt der Arzt eine Augenentzündung bei bloßer Betrachtung des Patienten. Sein wichtigstes Hilfsmittel zur Sicherung der Diagnose ist die Spaltlampe. Das aus einem Mikroskop und einem speziell gebündelten Lichtstrahl bestehende Gerät ermöglicht ihm, sich alle Strukturen im vorderen Bereich vergrößert anzusehen. Mit dem Augenspiegel kann der Arzt dann den Augenhintergrund begutachten, wo sich Strukturen wie die Netzhaut und die Aderhaut befinden. Dazu muss der Arzt die Pupille des Patienten mit Medikamenten weit stellen.
Sind die Ursachen der Augenentzündung nicht eindeutig zu definieren oder treten diese wiederholt auf, sind weitere Untersuchungen notwendig, um mögliche Grunderkrankungen zu identifizieren. Dazu zählen beispielsweise ein einfacher Sehtest, aber auch Blutuntersuchungen oder Röntgen-Aufnahmen.
Wichtig ist, dass Betroffene möglichst rasch einen Augenarzt aufsuchen, um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden.