"Babys nicht schütteln!" - eine erfolgreiche Präventionskampagne der TK
Artikel aus Rheinland-Pfalz
Bis zu 200 Babys erleiden in Deutschland ein "kindliches Schütteltrauma" - TK bietet Kurzratgeber zur Aufklärung an.
Hunger kann das Baby eigentlich nicht haben. Die Windel ist frisch. Ist das Kind müde? Trotz unersichtlichen Grundes schreit der Säugling nun schon seit Stunden und ist einfach nicht zu beruhigen. Die Nerven liegen blank, Frustration und Verzweiflung der Betreuungsperson nehmen überhand, bis sie die Beherrschung verliert und sie den Säugling schüttelt.
Das Köpfchen, welches in den ersten Lebensmonaten noch nicht stabil von der Nackenmuskulatur gehalten werden kann, schleudert hin und her. 100 bis 200 Babys in Deutschland erleiden aufgrund eines solchen, unkontrollierten Moments weitreichende Hirnschäden, die in der Regel lebenslange, schwerwiegende Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Seh- und Sprachstörungen, Entwicklungsverzögerungen oder geistige Behinderungen zur Folge haben. Bis zu einem Drittel der Babys sterben nach dem dramatischen Ereignis. Fachleute sprechen hier vom so genannten "kindlichen Schütteltrauma". Sie gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil nach dem Ereignis oft keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen wird.
Gemeinsam mit starken Partnern klärt TK über das "kindliche Schütteltrauma" auf
Bereits 2010 rief die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) Rheinland-Pfalz eine Initiative ins Leben, um über die Folgen des kindlichen Schütteltraumas aufzuklären. Ziel ist außerdem, jungen Eltern beziehungsweise allen Betreuungspersonen von Kleinkindern zu vermitteln, dass sie mit Gefühlen der Erschöpfung und Überforderung nicht allein sind und es Maßnahmen gibt, die zur Entlastung beitragen können. Tatkräftig unterstützt wird dieses Engagement von der rheinland-pfälzischen Landesregierung und der Landesärztekammer.
Für Säuglinge kann stundenlanges Schreien normal sein
Vielen Betreuungspersonen ist gar nicht bewusst, dass es für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten durchaus normal ist, täglich im Schnitt zwei bis zweieinhalb Stunden - vermeintlich grundlos - zu schreien. Es ist daher sinnvoll, sich beratend an den Kinderarzt oder an die Hebamme zu wenden, um zu prüfen, ob es nicht vielleicht effektivere Techniken gibt, das Kind zu beruhigen oder es nicht doch einen Grund für das anhaltende Schreien gibt, den man selbst nicht wahrgenommen hat, wie z. B. Koliken.
Flyer "Babys nicht schütteln!" bietet Tipps und Anregungen
Zur Aufklärung über das kindliche Schütteltrauma hat die TK in Mainz nun gemeinsam mit der Landesregierung und mit der Landesärztekammer (LÄK) den erfolgreichen Flyer neu aufgelegt. Enthalten ist nicht nur ein persönlicher Impuls des Ministerpräsidenten, sondern auch Tipps und Anregungen, wie Eltern, aber auch andere Betreuungspersonen mit solchen belastenden Situationen besser umgehen können.
Die wichtigste Botschaft der Handreichung lautet dabei: "Wie auch immer Sie sich fühlen, schütteln Sie niemals das Baby, selbst wenn das in diesem Moment bedeutet, dass das Baby allein gelassen wird, um kurz einmal vor die Tür zu gehen, um innezuhalten. Neben den Empfehlungen sind in dem komprimierten Ratgeber auch Rufnummern aufgeführt, unter welche Betreuungspersonen qualifizierte Unterstützung erhalten können.