#Chefinsache - Zukunft des Pflegeberufs
Interview aus Mecklenburg-Vorpommern
Im Interview spricht Manon Austenat-Wied über die aktuelle Situation in der Pflege und welche Maßnahmen zur Sicherung der Pflegeversorgung notwendig sind.
TK: Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommer steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Gibt es genug Pflegekräfte für diesen Bedarf?
Manon Austenat-Wied: Der demografische Wandel ist Realität und stellt uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen Aktuell sind in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 122.000 Menschen pflegebedürftig. Schätzungen zu Folge sind es bis zum Jahr 2055 über 155.000 Menschen. Der Bedarf an Arbeitskräften sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege wird also hoch bleiben. Wir brauchen ein Bündel aus Maßnahmen und Innovationen, um die Arbeitsbelastung zukünftig bewältigbar zu halten.
TK: Welche Möglichkeiten gibt es dazu aus Ihrer Sicht?
Manon Austenat-Wied: Mit der Reform der Pflegeausbildung gehen wir bereits einen Schritt in die richtige Richtung. Diese sieht vor, die Anerkennung gleichwertiger Abschlüsse in der Pflege zu erleichtern und berufsbegleitend Studierende in der Pflege zukünftig für die gesamte Dauer ihres Studiums angemessen zu vergüten. Klar ist, dass wir wieder mehr junge Leute dafür begeistern müssen in der Pflege zu arbeiten. Dazu gehören nicht nur gute Arbeitsbedingungen, sondern auch optimale Ausbildungsbedingungen. Studierende sollten die Möglichkeit haben, sich ohne die Notwendigkeit eines Nebenjobs voll und ganz auf ihr Studium zu fokussieren. Wir müssen in allen gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen die Vereinbarkeit von Familie und erfolgreicher Berufslaufbahn erleichtern.
Ein Baustein für attraktive Arbeitsbedingungen ist aus meiner Sicht auch ein langfristig angelegtes betriebliches Gesundheitsmanagement in den Pflegeheimen und Kliniken. Neben einer angemessenen Vergütung der Pflegekräfte sind die Arbeitsbedingungen in dieser Branche ein entscheidender Faktor. Denn nur durch gute Arbeitsbedingungen schaffen wir ein Klima, in dem sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und sich mit dem Beruf identifizieren. Daher bieten wir interessierten Pflegeeinrichtungen mit unserem Förderstrang "Starke Pflege" individuelle auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Unterstützung zur Prävention und Gesundheitsförderung. Eine hohe Arbeitszufriedenheit steigert die Qualität in der Pflege und hat positive Auswirkungen auf die Attraktivität des Berufs und die Bewältigung des Fachkräftemangels.
TK: Sie hatten auch das Thema Innovationen angesprochen.
Manon Austenat-Wied: Ja, dabei denke ich vor allem an die Chancen der Digitalisierung. Als Flächenland sind wir prädestiniert für digitale und telemedizinische Versorgung. Digitale Unterstützungsangebote und Versorgungswege können dabei helfen, Pflegekräfte, Pflegende und auch Angehörige zu unterstützen. So können digitale Systeme beispielsweise bei Dokumentationsaufgaben entlasten. Eine detaillierte Analyse dazu, welche Potenziale die Digitalisierung bietet liefert der Fachartikel zu diesem Thema.