Strukturreformen für eine gute Pflege
Artikel aus Mecklenburg-Vorpommern
Die Herausforderungen in der Pflege werden immer größer. Es braucht Maßnahmen, die zur langfristigen Verbesserung der Versorgungssituation beitragen und die Fachkräfte entlasten.
In unserem Bundesland sind mehr als 122.000 Menschen pflegebedürftig. Die Statistik zeigt weiterhin, dass der Großteil der Pflegebedürftigen durch die Angehörigen und ambulanten Pflegedienste versorgt werden. Knapp 85 Prozent der Pflegebedürftigen werden von zu Hause versorgt. Diese Zahlen verdeutlichen, wie groß der Anteil der Angehörigen an einer guten und gelingenden Pflege ist. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden zukünftig immer mehr Menschen von Pflegebedürftigkeit betroffen sein.
Prävention in der Pflege stärken
TK-versicherte Pflegekräfte in Mecklenburg-Vorpommern waren im vergangenen Jahr an 35,5 Tagen krankgeschrieben. In keinem Bundesland sind Pflegekräfte gesundheitsbedingt öfter ausgefallen als im Nordosten. Ganz vorne bei den Gründen für die Krankschreibungen: Rückenprobleme und psychische Erkrankungen.
Auch Auseinandersetzungen zwischen Pflegenden, Angehörigen und Pflegebedürftigen können ein Stressfaktor sein. Im Rahmen des Projektes "Partizipative Entwicklung eines Konzeptes zur Gewaltprävention (PEKo)" unterstützen Expertinnen und Experten dabei, die Auseinandersetzung mit gewalttätigen Übergriffen zu enttabuisieren und stattdessen eine Kultur des Hinschauens und der Achtsamkeit zu schaffen. Die Pflegeeinrichtungen erhalten mit dem Konzeptpapier zum PEKo-Ansatz die Möglichkeit, eigenständig in das Thema einzusteigen.
Strukturanpassungen bedarfsorientiert vorantreiben
Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren dazu führen, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt bei gleichzeitig sinkender Zahl an potenziellen zu Verfügung stehenden Arbeitskräften. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte im Juni 2023, dass Deutschland nicht das Personal für 1719 Kliniken hat. Durch die bedarfsorientierten Anpassungen des Leistungsgeschehens in den Krankenhäusern können Personalkapazitäten frei werden, die in anderen Versorgungsbereichen der gleichen Region dringend gebraucht werden. Auch wenn Gesundheitsministerin Stefanie Drese sich zu allen Krankenhausstandorten im Land bekennt, so bietet die passgenauere Versorgungsplanung an diesen Standorten erhebliches Potential. Im größeren Maßstab gedacht könnten Pflegekräfte aus geschlossenen Krankenhausstandorten den Weg in andere Versorgungssektoren finden und dort zur besseren Bewältigung der Arbeitsaufgaben beitragen.
Berufsalltag attraktiver gestalten
Die wichtigste Aufgabe einer Pflegekraft ist die Versorgung und Betreuung der Patient:innen. Im Versorgungsalltag kommen zu den pflegerischen Tätigkeiten oft viele bürokratische Aufgaben hinzu. Die für Dokumentationsaufgaben aufgewendete Zeit fehlt dann für die eigentlichen Tätigkeiten. Damit die wertvolle Arbeitszeit optimal genutzt werden kann, braucht es den effektiven Rückbau von Bürokratie. Ein Mittel können dabei automatisierte Dateneingaben oder KI-basierende Unterstützungssysteme für die Dokumentation sein.
Weiterhin braucht es gebündelte Maßnahmen, um die Pflegeberufe attraktiver zu machen. Dabei sind Rückkehrangebote nach einer beruflichen Auszeit eine aussichtsreiche Maßnahme. Außerdem braucht es eine familien- und altersgerechte Arbeitsorganisation, mit der sich sozial stark eingebundene Pflegekräfte im Beruf halten lassen. Mit Blick auf die jüngeren Generationen sind auch neue Karrierepfade und Aufgabenfelder wichtig, die die berufliche Laufbahn "am Bett" und im unmittelbaren Umfeld interessanter machen. Nur wenn die Pflegeberufe umfänglich weiterentwickelt werden, ist die Fachkräfteherausforderung im System zu bewältigen.