TK: Sehr geehrte Frau Ministerin Berg, die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz stehen immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Wo steht das Saarland in dieser Entwicklung nach der Hälfte Ihrer Amtszeit?

Ministerin Petra Berg: Unsere Arbeit in diesem Bereich kann sich durchaus sehen lassen. Wir haben uns einer Mammutaufgabe gestellt und innerhalb der letzten beiden Jahre das erste Klimaschutzgesetz für unser Bundesland erarbeitet sowie das dazugehörige Klimaschutzkonzept erstellt. Letzteres befindet sich im Beteiligungsprozess und wird gerade fertiggestellt. Hier haben wir viele Anmerkungen und Ideen aus der Bevölkerung aufgenommen, die für mehr Klimaschutz in unserem Bundesland sorgen und damit eine gute Zukunft für die kommenden Generationen schaffen werden.

Das Saarland setzt auf die Umsetzung einer nachhaltigen Mobilitätsstrategie. Wir fördern die Einführung von On-Demand-Verkehren, den barrierefreien Ausbau von Haltestellen, die Errichtung von Mobilitätsstationen sowie einen Ausbau des Radverkehrs. Das Klimaschutzkonzept enthält ambitionierte Ziele und Maßnahmen, die das Erreichen der Klimaschutzziele ermöglichen.

Petra Berg

Die saarländische Umweltministerin Petra Berg. Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz im Saarland.

Wir bieten inzwischen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung für Schulen und Kitas im ganzen Saarland Klimabildungsformate mit unseren Bildungspartnern an. So lernen Kinder und Jugendliche nicht nur, wie sich der Klimawandel auf Fauna und Flora vor Ort, sondern auch den Alltag der Menschen an anderen Orten der Erde auswirkt. Dabei liegt der Fokus besonders darauf, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Es ist wichtig zu wissen, was wir hier vor Ort tun können, um unser Klima zu schützen und die Welt nachhaltig zu verändern. Und das müssen wir auch unseren Kindern vermitteln.

Da Nachhaltigkeit und Klimaschutz eng verflochten sind, haben wir in den letzten beiden Jahren auch in diesem Bereich gute Projekte vorangebracht. Neben der Wiederauflage der Grünen Hausnummer als Preis für Eigenheimbesitzer, die nachhaltig bauen und sanieren, konnten wir gemeinsam mit dem Sportministerium einen Nachhaltigkeitscheck für Sportvereine auflegen. Zusätzlich wurde in Kooperation mit dem Landessportverband das Projekt Greenplay gestartet. Dabei soll zukünftig das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Outdoor-Sport vorangebracht und in die Breite getragen werden. Ich denke, wir sind hier auf einem sehr guten Weg, dieses wichtige Thema in alle Alltagsbereiche zu tragen und die Menschen mitzunehmen.

TK: Der Deutsche Naturschutztag findet vom 24. Bis 28. September hier in Saarbrücken statt. Wie kam es dazu und was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?

"Letztmalig war der DNT 1961 zu Gast im Saarland, damals mit dem Thema 'Die Landschaft des Menschen'. Das ist schon eine Zeitreise." Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz

Ministerin Berg: Der Deutsche Naturschutztag (DNT) ist Deutschlands größtes Fachforum für den Naturschutz. Das Motto in diesem Jahr lautet "Europa natürlich verbunden" mit einem thematischen Fokus auf die europäische Vernetzung im Naturschutz. Um die Ausrichtung des Deutschen Naturschutztages muss man sich bewerben. Letztmalig war der DNT 1961 zu Gast im Saarland, damals mit dem Thema "Die Landschaft des Menschen". Das ist schon eine Zeitreise. Der Deutsche Naturschutztag stößt auf ein enorm großes Interesse in Fachkreisen. Ich erhoffe mir, dass neben den Expertinnen und Experten in den Fachforen auch interessierte Bürgerinnen und Bürger, vor allem junge Menschen, den Weg zum DNT finden werden. Es ist ein richtig tolles Event für das Land und zeigt, wie Naturschutz im Saarland gelebt wird. 

TK: Wieso kann gerade das Saarland von so einem Event profitieren?

"Zwischen Stahlindustrie, Bergbau und Naturschutz gibt es Spannungsfelder, die kann man nirgendwo so gut darstellen wie im Saarland. Wir zeigen, dass beides zusammengeht: Industrie und Naturschutz." Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz

Ministerin Berg: Das Saarland ist ein kleines Land, ein Industrieland. Zwischen Stahlindustrie, Bergbau und Naturschutz gibt es Spannungsfelder, die kann man nirgendwo so gut darstellen wie im Saarland. Wir zeigen, dass beides zusammengeht: Industrie und Naturschutz. Und wir haben sehr viel zu bieten: Unsere Industriekultur auf der einen Seite, auf der anderen Seite Naturschutzprojekte wie der Nationalpark Hunsrück-Hochwald oder die Biosphäre Bliesgau, die wir auch im Rahmen von Exkursionen zeigen und besuchen werden. 

Die Veranstalter des Deutschen Naturschutztages werden zudem eine Saarbrücker Erklärung abgeben. Dabei können sich auch die Besucherinnen und Besucher mit Vorschlägen beteiligen. Jeder kann also sein Anliegen einbringen. Es wird sicherlich ein Appell an die Politik und Verwaltung, wie Naturschutz auch in der Zukunft gelingen kann. 

TK: In welchen Branchen sehen Sie im Bereich Nachhaltigkeit im Saarland den meisten Handlungsbedarf? 

"Wenn wir eine gute Zukunft für die Generationen nach uns wollen, müssen wir an allen Stellschrauben drehen." Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz

Ministerin Berg: Wenn wir eine gute Zukunft für die Generationen nach uns wollen, müssen wir an allen Stellschrauben drehen. Die Politik kann zwar die Weichen für eine nachhaltigere Entwicklung stellen, aber den Wandel schaffen wir nur, wenn alle gesellschaftlich relevanten Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen. 

Hier ist natürlich auch die Wirtschaft gefragt, ihren Beitrag für mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Die Wirtschaft im Saarland hat für sich erkannt, Unternehmertum nachhaltiger zu denken. Die effizientere Nutzung von Ressourcen und die Suche nach klimafreundlichen, nachhaltigen Alternativen bringt der Wirtschaft durchaus viele positive Nebeneffekte. Darum haben wir unseren Umweltpakt, in dem viele saarländische Unternehmen vertreten sind, um den Klimaaspekt zu einem Klima- und Umweltpakt erweitert und begleiten die Wirtschaft bei diesem Wandel aktiv.

Wir fassen uns aber durchaus auch selbst an die Nase, wenn es um umweltfreundlichere Prozesse geht. Im Rahmen eines interministeriellen Arbeitskreises soll das Umweltmanagementsystem EMAS die Arbeitsprozesse in der Landesregierung zukünftig nachhaltiger gestalten.

TK: Wie kann das saarländische Gesundheitswesen aus Ihrer Sicht seinen Beitrag dazu leisten?

Ministerin Berg: Das Gesundheitswesen hat eine große Verantwortung für das Wohl und die Gesundheit der Menschen. Der Klimawandel und seine Folgen werden uns auch in diesem Bereich vor neue Herausforderungen stellen. Ich denke hier insbesondere an die starken Hitzeperioden, die sich bereits abzeichnen. Besonders älteren Menschen wird diese Entwicklung zu schaffen machen. Es trifft aber auch Menschen im urbanen Raum mit dichter Besiedlung. Wir müssen dafür sorgen, dass unser Gesundheitswesen so aufgestellt ist, dass es auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels vorbereitet ist. Deshalb sind Instrumente wie beispielsweise Hitzeschutzpläne oder Strategien für den Krisen- oder Katastrophenfall bei Extremwetterlagen sehr wichtig. Die kleinen Wege im Saarland erleichtern uns auch hier unsere Arbeit und wir sind mit den relevanten Stellen in gutem Austausch.

TK: Was möchten Sie am Ende der Legislaturperiode im Bereich Nachhaltigkeit unbedingt erreicht haben?

"Ganz konkret müssen wir es schaffen, als Regierung mit gutem Beispiel voranzugehen und die Arbeit in der Verwaltung nachhaltiger gestalten." Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz

Ministerin Berg: Ich sagte bereits bei meinem Amtsantritt, Nachhaltigkeit wird der rote Faden meines Wirkens als Ministerin sein. Mit der Stärkung des Klima- und Nachhaltigkeitsbereichs sind wir hier auf einem guten Weg. Ganz konkret müssen wir es schaffen, als Regierung mit gutem Beispiel voranzugehen und die Arbeit in der Verwaltung nachhaltiger gestalten. Mein Ministerium ist seit über 20 Jahren über das Eco Management and Audit Scheme (EMAS) zertifiziert. Es wäre schön, wenn wir es schaffen könnten, bis Ende der Legislatur EMAS in allen Ressorts der Landesregierung zu etablieren.