Virtuell für den Ernstfall proben
Artikel aus Rheinland-Pfalz
Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 120.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Lediglich elf Prozent der Betroffenen überleben.
Nach nur drei bis fünf Minuten kommt es aufgrund des Sauerstoffmangels bereits zu irreversiblen Schädigungen des Gehirns. Deshalb ist sofortiges Handeln unbedingt notwendig, um die Überlebenschancen der betroffenen Person zu erhöhen. Leider trauen sich im Notfall noch immer viel zu wenige Menschen zu, eine Herzdruckmassage durchzuführen und so geht oft wertvolle Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes verloren. Eine unverzüglich begonnene Herzdruckmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschancen der Betroffenen.
Letzter Erste-Hilfe-Kurs liegt oft mehr als 20 Jahre zurück
Laut einer bundesweiten repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mit Teilergebnissen aus der Region Rhein, Mainz, Saar haben zwar 97 Prozent der Befragten in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen. Jedoch weiß nur etwa ein Drittel der Menschen genau, was im Ernstfall zu tun ist. Die Umfrage hat zudem ergeben, dass der letzte Erste-Hilfe-Kurs bei einem Viertel der Befragten schon länger als 20 Jahre zurückliegt, und dass in dieser Personengruppe mehr als acht von zehn Menschen nicht mehr wissen, was bei einem Herzstillstand zu tun ist.
Wissen auffrischen mit der TK-RescueMe VR-App
Um der Unsicherheit in der Bevölkerung entgegenzuwirken und wichtiges Wissen aufzufrischen, hat die TK gemeinsam mit dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) die TK-RescueMe VR-App entwickelt. Sie dient als niederschwelliges Angebot, um das einst erlernte Wissen im Notfall wieder hervorzurufen. In der App wird anhand eines 360°-Films eine interaktive Notfallsituation simuliert, in der jede Sekunde zählt. Dank Virtuell-Reality-Brille oder einem sogenannten Cardboard, mit dem das Smartphone mit wenigen Handgriffen in eine VR-Brille verwandelt wird, kann die Nutzerin bzw. der Nutzer die Situation realitätsnah erleben, da sie sich mitten im Geschehen befindet. Per Frage-Antwort-Situation werden alle Schritte der Ersten-Hilfe durchlaufen. Richtige Antworten führen zur Fortsetzung des Trainings. Ein ablaufender Balken visualisiert den Zeitdruck. Macht die Ersthelfende-Person alles richtig, rettet sie das Leben des Betroffenen im Film bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Die Erste-Hilfe-App TK-RescueMe VR ist für alle Interessierten kostenlos bei Google Play und im Apple-Store erhältlich.
Zwar kann die App keinen Erste-Hilfe-Kurs ersetzen, aber sie kann bereits abgespeichertes Wissen auffrischen und sowohl privat als auch in Unternehmen, beispielsweise für Erste-Hilfe-Beauftragte, zum Einsatz kommen.
Was passiert bei der Nutzung von VR mit unserer Wahrnehmung?
Herkömmliche Medien sprechen primär die visuellen und auditiven Sinne an. In der Virtual Reality wird das Gesehene hingegen intensiver erlebt. Die Betrachterin bzw. der Betrachter taucht in die virtuelle Welt ein. Das Gehirn verarbeitet Virtual Reality wie reale Erlebnisse. Erlerntes wird dadurch besser und vor allem langfristiger abgespeichert. Das direkte Erleben führt somit zu einem höheren Lern- und Erinnerungseffekt.
Ziel und Bewertung der TK-RescueMe VR-App
Fakt ist, dass auf Dauer mehr Menschen dazu motiviert werden müssen, keine Scheu vor der Durchführung von Wiederbelebungsmaßnahmen zu haben, und genau dabei soll die TK-RescueMe VR-App niederschwellig helfen. In Rheinland-Pfalz hat die TK-Landesvertretung die App vor kurzem bei der Jubiläumsfeier der Landeszentrale für Gesundheitsförderung präsentiert. Ebenfalls wurde die App von der Landesvertretung vorgestellt, als sich die SPD-Landtagsfraktion im vergangenen Herbst im Rahmen einer Themenwoche mit Reanimation und Erste-Hilfe beschäftigt hat. Bei beiden Aktionen wurde gelobt, wie sehr die TK damit zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung beiträgt.
Weitere Informationen zur App