Nur keine Panik - wie Sie bei Notfällen mit Kindern richtig reagieren
Für Eltern ist es eine der schlimmsten Vorstellungen: Ihr Kind verletzt sich schwer oder verliert plötzlich das Bewusstsein. Das Wichtigste in dieser Situation ist, die Ruhe zu bewahren, um das Kind nicht noch mehr zu beunruhigen.
Je besser Sie auf diese Notfallsituationen vorbereitet sind, desto leichter fällt es, umsichtig zu reagieren - auch wenn man ein paar Dinge etwas anders macht als bei Erwachsenen. Im Prinzip gibt es aber auch bei Kindern nur drei Notfall-Situationen, in die Sie geraten können.
Situation 1: "Mit Problem bei Bewusstsein"
Wenn Kinder sich zum Beispiel beim Spielen verletzen, weinen sie meistens nur vor Schreck. Trösten, ablenken, ein Kühl-Pad oder ein Pflaster beruhigen die Lage dann häufig sehr schnell. Wirkt das nicht und das Kind klagt weiter über Schmerzen oder wirkt benommen, sollten Sie Kontakt mit der Kinderarztpraxis oder mit dem Notruf unter der 112 aufnehmen. Dort sitzen Expertinnen und Experten, die gut einschätzen können, ob sie einen Rettungswagen losschicken müssen oder nicht.
Situation 2: "Bewusstlos mit Atmung"
Das Kind ist auf einmal bewusstlos, reagiert weder auf Ansprache noch auf Berührungen: Es gibt viele Gründe, warum ein Kind bewusstlos werden kann - das ist zunächst aber, so merkwürdig es sich auch anhören mag, nicht wichtig. Viel entscheidender ist der nächste Schritt: Führen Sie eine gute Atemkontrolle durch!
Dafür knien Sie sich neben das Kind, legen eine Hand unters Kinn, eine auf die Stirn, überstrecken den Kopf leicht, positionieren sich mit einem Ohr über Mund und Nase und richten den Blick für fünf bis zehn Sekunden auf Brustkorb und Bauch des Kindes.
Wenn das Kind atmet, sollten Sie jetzt die 112 zur professionellen Unterstützung rufen. Damit die Atemwege frei bleiben, bringen Sie das Kind in die stabile Seitenlage: Dazu den nahen Arm des bewusstlosen Kindes anwinkeln, Handfläche zeigt nach oben. Den anderen Arm vor der Brust kreuzen und die Hand an die Wange legen. Den fernen Oberschenkel greifen und das Bein beugen. Anschließend das Kind zu sich herüberziehen, das obere Bein sollte in Knie- und Hüftgelenk rechtwinklig gebeugt sein. Dann den Mund des Kindes leicht öffnen, den Kopf überstrecken und die an der Wange liegende Hand so positionieren, dass der Kopf überstreckt bleibt.
Ganz wichtig: Der Mund ist der tiefste Punkt des Körpers, der Kopf ist überstreckt und der Mund ist offen.
Bis der Rettungsdienst eintrifft, sprechen Sie das Kind immer wieder an und kontrollieren weiterhin die Atmung.
Situation 3: "Bewusstlos ohne Atmung"
Wenn Sie bei einem bewusstlosen Kind fünf bis zehn Sekunden lang die Atmung kontrolliert haben und keine Atmung feststellen oder Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie immer die 112 anrufen.
Da Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen eher ein Problem mit der Atmung haben, wird das Kind als erstes fünf Mal beatmet. Für die Beatmung überstrecken Sie - wie bei der Atemkontrolle - den Kopf, damit die Luft leichter an der Zunge vorbeigeht, die Nase halten Sie dabei zu. Nun beatmen Sie fünf Mal in den Mund, bis der Brustkorb sich sichtbar hebt. Anschließend kontrollieren Sie erneut, ob die Atmung wieder eingesetzt hat.
Sollte das nicht der Fall sein, setzen Sie die Wiederbelebung fort. Dafür erfolgt bei Kindern die Herzdruckmassage (15x) im Wechsel mit der Beatmung (2x). Für die Herzdruckmassage legen Sie das Kind mit nacktem Oberkörper auf einen festen Untergrund. Der Druckpunkt liegt in der Mitte des Brustkorbs. Sie drücken dann etwa ein Drittel des Brustkorbs mit einer Frequenz von 100 bis maximal 120 pro Minute zusammen.
Sollte das Kind anfangen sich zu bewegen, kontrollieren Sie die Atmung. Setzt diese wieder ein, drehen Sie das Kind in die stabile Seitenlage und kontrollieren die Atmung weiterhin, bis der Rettungsdienst da ist. Ansonsten Herzdruckmassage und Beatmung solange fortführen, bis der Rettungsdienst da ist und übernimmt.
Ruhig bleiben und schnell handeln
Egal, wie bedrohlich die Lage für Sie erscheinen mag: Im Notfall zu helfen ist ganz einfach. Und da die meisten Unfälle mit Kindern in den eigenen vier Wänden geschehen, ist es gerade für Eltern sinnvoll, einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, der Mütter und Väter fit macht für die häufigsten Notfall-Situationen.
Rechtzeitig informieren
Haben Sie grundsätzliche Fragen zur Ersten Hilfe bei Kindern? Oder sind Sie sich nicht sicher, was Sie tun sollen, wenn Ihr Kind beispielsweise Fieber oder Bauchschmerzen hat? Dann können Sie sich auch an die Ärztinnen und Ärzte des TK-FamilienTelefons wenden. Unter der Telefonnummer 040 - 46 06 61 91 10 erreichen TK-Versicherte 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr unabhängige Kinderärzte und weitere Fachärzte der unterschiedlichsten Fachrichtungen.