Heroin - zwischen Euphorie und Gleichgültigkeit (1/5)
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Ein Leben wie in Watte - so wird der Heroinrausch oft beschrieben. Doch die Droge, die gleichzeitig Hochgefühle auslöst und beruhigt, macht schnell süchtig.
Heroin ist ein halb-synthetisches Opioid, das durch ein chemisches Verfahren aus dem Schlafmohnsaft Opium gewonnen wird. Opioide sind morphinartig wirkende Substanzen. Im Gehirn binden sie sich an spezifische Rezeptoren, die Schmerzsignale weiterleiten. Indem sie an die Rezeptoren andocken, verhindern sie, dass Schmerzbotschaften weitergeleitet werden. In der Folge wird der Schmerz gelindert und ein Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens entsteht. Ist der Körper erst einmal an die Substanz gewöhnt, greifen Konsumierende fast automatisch zu Heroin und haben Probleme, ihr Verhalten bewusst zu steuern. Sie sind abhängig .
Auf dem Schwarzmarkt wird Heroin als weißes bis tiefbraunes Pulver gehandelt, das häufig mit Koffein und Paracetamol gestreckt wird. Meist wird es gespritzt, kann aber auch geraucht oder geschnupft werden. Der Rausch kann zwei bis fünf Stunden anhalten.
Heroin im Laufe der Zeit
Seit 4.000 v. Chr. ist Opium als Rausch- und Heilmittel bekannt. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin wurde es als Schmerzmittel verwendet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Morphin, ein Hauptbestandteil von Opium, entdeckt und als Schmerzmittel genutzt. Viele, die es einnehmen, werden süchtig. 1898 wurde Heroin als Hustenmittel und als Therapie bei Morphinabhängigkeit eingesetzt. Obwohl es noch schneller abhängig macht als Morphin, wurde dieses Medikament noch bis 1958 verkauft. Seit 1971 ist Heroin verboten.
Wirkung
Heroin entspannt und euphorisiert gleichzeitig. Angst, Schmerzen oder Konflikte werden ausgeblendet und die geistige Aktivität gedämpft. Der wohlige Zustand hält allerdings nur wenige Minuten an. Danach werden Konsumierende für Stunden häufig müde, verwirrt und desorientiert.
Im Körper verlangsamt Heroin die Herz- und Atemfrequenz. Verengte Pupillen, Übelkeit, Juckreiz und Verstopfung können weitere Auswirkungen sein.
Menschen, die Heroin konsumieren, sind oft durch eine psychische Störung vorbelastet und benutzen den Rausch als Erlösung. Familiäre Einflüsse, psychische Stabilität und das Umfeld spielen beim Suchtpotenzial eine große Rolle.
Sucht in Zahlen
- Jede dritte oder vierte Person, die Heroin konsumiert, wird abhängig.
- In Deutschland sind knapp 160.000 Menschen opioidabhängig. Drei von vier Abhängigen sind männlich.
- Eine an Heroin gewöhnte Person braucht 0,3 bis 3 Gramm Heroin am Tag. Für einen nicht abhängigen Menschen wäre diese Menge tödlich.
- 2020 starben 1.581 Menschen in Verbindung mit Drogenkonsum. 572 davon durch Opioide wie Heroin.