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Schizophrenie ist eine psychische Störung, bei der die Gedanken und Wahrnehmungen der Betroffenen verändert sind. Auch die Gefühle, die Sprache, das Erleben der eigenen Person und der Umgebung weichen stark vom Erleben gesunder Menschen ab. Es fällt ihnen daher häufig schwer, ihre Alltags- und Berufsaufgaben zu bewältigen und adäquat mit anderen Menschen umzugehen. Vor allem während akuten Phasen bemerken und akzeptieren die Betroffenen häufig nicht, dass sie psychisch erkrankt sind.

Der aus dem Griechischen stammende Begriff Schizophrenie bedeutet so viel wie "gespaltener Geist" oder auch "gespaltenes Bewusstsein". Häufig wird davon fälschlicherweise auf eine gespaltene Persönlichkeit geschlossen. So wird die Schizophrenie mitunter mit der multiplen Persönlichkeitsstörung verwechselt oder gleichgesetzt. Die beiden Erkrankungen unterscheiden sich jedoch grundlegend: Durch eine Schizophrenie verändert sich nicht der Charakter eines Menschen, sondern seine Wahrnehmung und sein Verhalten.

Wie äußert sich eine Schizophrenie?

Eine Schizophrenie beginnt in rund drei Viertel der Fälle mit einem Vorstadium, das mehrere Jahre andauern kann und sich erst später zu einer voll ausgeprägten Schizophrenie entwickelt. In der Regel tritt die Erkrankung im Alter zwischen 15 und 35 Jahren auf. Während Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind, äußert sich die Erkrankung bei Männern oft ein paar Jahre früher - eine eindeutige Erklärung für diesen Unterschied haben Fachleute bislang nicht. Zu den möglichen Symptomen gehören:

  • Aufmerksamkeitsstörungen: Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, oder ihr Gedächtnis ist beeinträchtigt.
  • Denkstörungen: Der formale Denkablauf wirkt zusammenhangslos, zerfahren, unlogisch und oft nicht nachvollziehbar. Ohne erkennbaren Zusammenhang können Gedankengänge abbrechen oder schnell wechseln. Auch Wortneubildungen und -verschmelzungen können auftreten. Außerdem leiden viele Betroffene unter Wahnvorstellungen: Sie nehmen die Realität anders wahr als ihre Mitmenschen und sind auch durch sinnvolle Argumente nicht von Tatsachen zu überzeugen. Häufig fühlen sie sich von anderen Menschen, Institutionen oder einer höheren Macht beobachtet, verfolgt oder sogar bedroht.
  • Ich-Störung: Eine Ich-Störung liegt dann vor, wenn Betroffene nicht in der Lage sind, zwischen der eigenen Person und der Umwelt zu unterscheiden. Sie haben zum Beispiel das Gefühl, Gedanken von außen eingegeben oder entzogen zu bekommen.
  • Wahrnehmungsstörungen: Die Betroffenen haben Halluzinationen. Sie hören Stimmen oder Geräusche, ohne dass diese tatsächlich vorhanden sind. Diese Stimmen können über die Betroffenen reden, ihre Handlungen kommentieren oder ihnen Befehle erteilen. Gelegentlich nehmen schizophrene Menschen auch die eigenen Gedanken als laut gesprochene Worte wahr. Sie können Dinge riechen, fühlen oder sehen, die andere Menschen nicht wahrnehmen.
  • Störungen der Gefühle und des Antriebs: Die Stimmungslage der betroffenen Person passt nicht zur aktuellen Situation. Auch die daraus resultierenden Reaktionen wirken auf Außenstehende oft unangemessen. Die Patientin oder der Patient erlebt gleichzeitig gegensätzliche Gefühle (Lachen und Weinen). Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Depressionen oder Apathie und sind nicht in der Lage, Lust oder Freude zu empfinden.
  • Körperkoordination: Der Bewegungsablauf von Schizophrenie-Patientinnen und -Patienten kann deutlich von dem bei gesunden Menschen abweichen. Es kommt zu übermäßigen oder stark reduzierten Körperbewegungen. Manche Betroffenen wiederholen immer wieder dieselbe Bewegung, andere erstarren mitten im Bewegungsablauf.

Einige dieser Symptome, wie etwa Wahrnehmungsstörungen und Wahnvorstellungen, treten während akuter Psychosen auf. Bei vielen Betroffenen sind diese Phasen vorübergehend. Oft kündigen sie sich mehrere Wochen oder gar Monate im Voraus durch erste Anzeichen an, zum Beispiel durch Ruhelosigkeit, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme.

Verlaufsformen einer Schizophrenie

Die Erkrankung beginnt mit der sogenannten Prodomalphase, in der Betroffene bereits erste Krankheitszeichen zeigen. In der darauffolgenden Akutphase treten schließlich deutliche psychotische Symptome auf. Diese klingen in der abschließenden Remissionsphase teilweise oder vollständig ab. Eine frühzeitige Behandlung kann sich dabei positiv auf den Verlauf einer Schizophrenie auswirken:

  1. Nach einer plötzlich beginnenden Krankheitsphase mit ausgeprägten Symptomen kann die seelische Gesundheit wiederhergestellt werden. Etwa 20 Prozent der Betroffenen bleiben stabil und erleiden keinen weiteren Rückfall.
  2. Bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen kommt es zu einem sogenannten episodischen Verlauf, bei dem Symptome zeitweise auftreten und immer wieder abklingen.
  3. Bei weiteren 5 bis 10 Prozent der Betroffenen verläuft die Schizophrenie chronisch und die Beschwerden klingen nie ganz ab.

Mögliche Ursachen

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gehen Fachleute davon aus, dass verschiedene Aspekte zusammentreffen müssen, um eine Schizophrenie auszulösen.

  • Erbkomponente: Die Veranlagung zur Schizophrenie, nicht jedoch die Erkrankung selbst, scheint vererbbar zu sein.
  • Anfälligkeit: Viele Betroffene können sich nicht ausreichend von Einflüssen der Umgebung abschirmen. Dies kann durch verschiedenste Faktoren bedingt und verstärkt werden, wie etwa eine genetische Veranlagung, Gehirntraumata, traumatische Erlebnisse in der Kindheit, Stress oder Drogenkonsum.
  • Auslösende Faktoren: Zum Ausbruch der Erkrankung kommt es allerdings erst, wenn Lebensereignisse hinzukommen, die die Betroffenen nicht mehr bewältigen können. Auch Drogenkonsum kann ein Auslöser der Schizophrenie sein. Häufig müssen mehrere Faktoren zusammenwirken.
  • Veränderungen der Hirnstruktur: Studien belegen, dass die Gehirnstruktur bei Schizophrenie-Erkrankten anders ist als bei Gesunden. Wie sich diese Auffälligkeiten zum Beispiel im limbischen System, das auch für unser emotionales Verhalten verantwortlich ist, auf die Erkrankung auswirken, muss noch weiter erforscht werden.
  • Botenstoffe: Eine zentrale Rolle scheint der hormonelle Botenstoff Dopamin im Gehirn zu spielen. Botenstoffe übertragen Signale von einer Nervenzelle zur anderen. Bei schizophrenen Menschen kann ein Überschuss des Botenstoffes Dopamin nachgewiesen werden. Auch andere Botenstoffsysteme (zum Beispiel das Serotonin-System) scheinen an der Erkrankung beteiligt zu sein.

Diagnose und Behandlung

Voraussetzung für die Diagnose einer Schizophrenie ist, dass die beschriebenen Symptome mindestens einen Monat bestehen. Diese erfragt die Fachärztin oder der Facharzt im Rahmen eines ausführlichen Gesprächs. Manche Symptome nehmen die Betroffenen selbst nicht wahr. Hierzu können oft Angehörige oder andere Bezugspersonen Auskunft geben. Zusatzuntersuchungen sind wichtig, um Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, wie etwa eine bestimmte Stoffwechselerkrankung oder Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Steht die Diagnose fest, wird zunächst ein individuelles gesamttherapeutisches Konzept erstellt. Die Therapie kann je nach Schweregrad der Erkrankung stationär oder ambulant erfolgen. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Krankheitssymptome zu lindern und Betroffene zu befähigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.

Medikamente

Bei der medikamentösen Behandlung werden sogenannte Antipsychotika eingesetzt. Diese Medikamente balancieren das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn aus. In akuten Phasen hemmen sie vor allem Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Denkstörungen. Als langfristige Behandlungsmaßnahme können Antipsychotika vor weiteren akuten Schüben schützen.

Psycho- und Soziotherapie

Eine weitere zentrale therapeutische Maßnahme ist die kognitive Verhaltenstherapie, eine spezielle Form der Psychotherapie. Sie trägt zur Stärkung der Persönlichkeit bei. Hier können Patientinnen und Patienten Selbsthilfestrategien entwickeln und soziale Fertigkeiten trainieren. Auch eine Selbsthilfegruppe kann langfristig stabilisierend wirken. Eine Psychotherapie stärkt die Ressourcen der Betroffenen und stabilisiert ihr Selbstwertgefühl. 

In einer Soziotherapie können Erkrankte verlorene Fähigkeiten wieder erlernen, beispielsweise durch kognitives Training, in dem Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis geschult werden. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, dass Betroffene ihren Alltag wieder besser bewältigen können. Zusätzlich vermittelt eine Psychoedukation Wissen über die Erkrankung und bietet so die Möglichkeit, die eigene Therapie aktiv mitzugestalten. 

Im Rahmen der Therapie können auch Familienmitglieder einbezogen werden. Wie die nächsten Angehörigen der oder des Erkrankten mit der Schizophrenie umgehen, kann den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen. Sogenannte Familienprogramme tragen dazu bei, Rückfallraten deutlich zu senken.

Tipps für Angehörige

Die Erkrankung verändert nicht nur das Leben der Betroffenen selbst. Angehörige stehen anfangs oft hilflos vor der Diagnose und haben viele Fragen. 

  • Bleiben Sie im Kontakt, auch wenn die oder der Betroffene sich zurückzieht.
  • Gehen Sie aktiv auf die erkrankte Person zu: Zeigen Sie Verständnis, bieten Sie Unterstützung an (Alltag gestalten, Medikamente einnehmen usw.), begleiten Sie sie zu Terminen bei behandelnden Ärztinnen und Ärzten.
  • Eine positive Atmosphäre, ein offener Umgang und viel Verständnis können sich günstig auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirken.
  • Zögern Sie nicht, bei Bedarf selbst professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Rat und Hilfe bieten beispielsweise Selbsthilfegruppen für Angehörige psychisch Erkrankter. Unter " Hilfsangebote für Angehörige " finden Sie weitere Informationen zu Unterstützungsangeboten.

Nützliche Adressen und Links

Psychenet - Netz psychische Gesundheit
Krisenanlauf- und Beratungsstellen sowie weiterführende Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Netzwerk Stimmenhören e. V.  
Individuelle Beratung und Begleitung für Betroffene und Angehörige sowie Vernetzung durch Selbsthilfegruppen

Therapart Patientenleitlinie  
Informationsplattform rund um psychosoziale Therapieoptionen bei schweren psychischen Erkrankungen