Depression erkennen: Symptome und Diagnose (2/5)
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Eine Depression ist mehr als eine vorübergehende Niedergeschlagenheit. Gleichzeitig führen belastende Erlebnisse oder eine genetische Veranlagung nicht automatisch dazu, dass jemand depressiv wird. Hier gilt es, genau hinzuschauen und die Symptome richtig zu deuten. Nur so können Sie geeignete Maßnahmen ergreifen.
Ob eine Depression vorliegt, ist nicht immer leicht zu erkennen. Ausschlaggebend ist nicht nur der aktuelle Gemütszustand, sondern auch der Verlauf der vorausgegangenen Wochen. So befinden sich die meisten Menschen nach dem Verlust eines geliebten Angehörigen zum Beispiel in einer intensiven Phase der Trauer , deren Charakteristika denen einer Depression ähneln können. Ein entscheidender Unterschied dabei ist allerdings, dass einem Trauerprozess immer ein klarer Auslöser vorangeht.
Selbsttests können weiterhelfen
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie nur vorübergehend niedergeschlagen sind oder bereits eine Depression entwickelt haben, können Selbsttests bei einer ersten Einschätzung helfen. Zwar ersetzen diese kein ärztliches Gespräch, sie können jedoch die eigene Vermutung bekräftigen und damit ein erster Schritt auf dem Weg zur Diagnose sein.
Anzeichen einer Depression
Liegen bestimmte Anzeichen vor, die außerdem längere Zeit andauern, deutet dies häufig auf eine Depression hin. Neben bekannten Symptomen wie gedrückter Stimmung und Antriebsschwäche können auch eher untypische Beschwerden wie Schlaf- oder Appetitlosigkeit Hinweise für eine Depression sein. Häufig suchen Betroffene zunächst aufgrund der körperlichen Beschwerden ärztlichen Rat.
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Aufgeteilt sind die Symptome in sogenannte Haupt- und Nebensymptome. Laut Definition handelt es sich dann um eine Depression, wenn mindestens zwei der Haupt- und zwei der Nebensymptome über mehr als zwei Wochen vorliegen. Außerdem gibt es drei Schweregrade, die für die therapeutischen Maßnahmen ausschlaggebend sind: leicht, mittelschwer und schwer.
Hauptsymptome
Als wichtigste Hinweise auf eine vorliegende Depression gelten
- gedrückte, depressive Stimmung, die weitgehend unbeeinflusst durch äußere Umstände den Großteil des Tages anhält,
- Interessenverlust und Freudlosigkeit an zuvor geschätzten Aktivitäten,
- Antriebsmangel und Ermüdbarkeit.
Nebensymptome
Ergänzend dazu gibt es Symptome, die den Schweregrad der Erkrankung mitbestimmen:
- Vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
- Verlust von Selbstwertgefühl bzw. Selbstvertrauen
- Unbegründete Selbstvorwürfe oder unangemessene Schuldgefühle
- Übersteigertes oder gehemmtes Verhalten
- Schlafstörungen jeder Art
- Appetitstörungen (Appetitverlust oder gesteigerter Appetit)
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid bzw. suizidales Verhalten
Neben diesen Haupt- und Nebensymptomen können auch äußere Anzeichen wie eine nachlässige Körperpflege oder eine veränderte Mimik auf eine Depression hinweisen. Nicht nur für die Ärztin oder den Arzt, sondern auch für die Angehörigen können dies wichtige Anhaltspunkte sein.
Gesundheit zum Hören: Depression
In unserer Podcast-Folge " Depression: Du bist nicht mehr du selbst " spricht Dr. Yael Adler mit dem Psychiater Dr. Gernot Langs und der Journalistin Kati Krause darüber, wie sich eine Depression anfühlt und welche Wege es gibt, sie zu überwinden.
Diagnose
Wenn Sie vermuten, eine Depression zu entwickeln oder bereits depressiv zu sein, ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt eine geeignete Ansprechperson. Sie oder er kennt meist sowohl Ihr Lebensumfeld als auch mögliche Begleiterkrankungen sehr gut. Beides kann für eine Diagnose hilfreich sein. Zudem arbeitet Ihre hausärztliche Praxis eng mit anderen Fachbereichen zusammen und kann Ihnen zum Beispiel eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten empfehlen. Sie können aber auch direkt eine fachärztliche Praxis aufsuchen.
Mit Offenheit ans Ziel
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen zunächst einige Fragen stellen. Dabei ist es wichtig, dass Sie so offen wie möglich über Ihre Empfindungen sprechen. Einige Betroffene sind vielleicht irritiert, da bei ihnen die körperlichen Beschwerden im Vordergrund stehen und sie gar keine Depression vermuten. Anderen wiederum fällt es insgesamt schwer, über ihr seelisches Empfinden zu sprechen oder die eigene Situation richtig einzuordnen.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird bei einem Verdacht gezielt nach Anzeichen fragen. An erster Stelle könnte dabei der sogenannte Zwei-Fragen-Test stehen:
- Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Im weiteren Verlauf schließen sich ausführlichere Fragen zu Ihren Beschwerden an. Eventuell werden Sie auch gebeten, einen Fragebogen auszufüllen.
Um eine gesicherte Diagnose als Basis für eine geeignete Therapie sowie andere weiterführende Maßnahmen zu erhalten, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt weitere Punkte erfragen und gegebenenfalls bestimmte Untersuchungen veranlassen:
- Da Depressionsbeschwerden im Zusammenhang mit körperlichen oder mit anderen psychischen Erkrankungen auftreten können, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie zu Ihrer bisherigen Krankengeschichte und Ihrem aktuellen Gesundheitszustand befragen. So kann eine Depression etwa von einer Bipolaren Störung , einer sogenannten anhaltenden Trauerstörung oder einem Burnout-Syndrom abgegrenzt werden.
- Ebenso findet eine Medikamentenanamnese statt, bei der es darum geht, ob und welche Medikamente oder auch Drogen Sie nehmen oder genommen haben.
- Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird sich außerdem nach Ihrer persönlichen Lebenssituation erkundigen. Denn eine Depression kann den Alltag von Betroffenen stark beeinträchtigen, sodass weiterführende Beratungsmöglichkeiten hilfreich sein können.
- Auch Gedanken daran, das eigene Leben beenden zu wollen, gehören bei vielen depressiven Menschen zum Krankheitsbild. Im Gespräch wird daher auch thematisiert, ob solche Gedanken vorliegen. Wird eine akute Suizidgefahr festgestellt, ist in der Regel eine stationäre Aufnahme in eine Klinik notwendig.
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