Infektions-Fachvokabular: Was heißt eigentlich ...?
Prävalenz, Inkubationszeit, Schmierinfektion - im Zusammenhang mit Infektionen fallen eine Menge Fachbegriffe. Da ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Hier finden Sie wichtige Fachbegriffe kurz und bündig zusammengefasst.
Adenoviren
Adenoviren sind weit verbreitete Viren, die Krankheiten der Atemwege und Verdauungsorgane hervorrufen können. Für den Menschen harmlose Varianten werden in der Gentechnik genutzt. Impfstoffentwickelnde verwenden Adenoviren als sogenannte Vektor- oder Trägerviren . Mit ihrer Hilfe können sie den genetischen Bauplan eines für die Immunantwort wichtigen Bestandteils des Virus in die menschlichen Zellen einschleusen.
Aerosole
Aerosole sind feinste Flüssigkeitspartikel und sogenannte Tröpfchenkerne, die durch die Luft schweben können. Sie werden beim Atmen, Sprechen oder auch Husten freigesetzt. Während größere Tröpfchen schnell zu Boden sinken, können sich Aerosole länger in der Luft halten. Einige Viren wie Windpocken (Varizellen) und auch das Coronavirus SARS-CoV-2 werden vorwiegend über diese feinsten Flüssigkeitspartikel übertragen.
Asymptomatisch
Entwickelt eine infizierte Person keine Krankheitsanzeichen (Symptome), verläuft die Erkrankung asymptomatisch. In der Medizin werden alle Anzeichen, die im Zusammenhang mit einer Krankheit auftreten, als Symptome zusammengefasst. Dabei unterscheiden Fachleute, ob diese von den Erkrankten selbst (subjektive Symptome) wahrgenommen oder von einer Ärztin oder einem Arzt (objektive Symptome) erkannt werden.
Durchseuchungsrate
Sie gibt an, wie hoch der Anteil von Menschen ist, die innerhalb eines bestimmten Gebietes an einer bestimmten Infektionskrankheit erkrankt sind. Meist wird sie in Prozent gemessen.
Endemie
Tritt eine Infektionskrankheit innerhalb einer bestimmten Region oder Bevölkerungsgruppe über einen längeren Zeitraum hinweg auf, wird dies als Endemie bezeichnet. In Abgrenzung zur Epidemie kommt es jedoch nicht zu einer Häufung der Erkrankung. So treten etwa Lyme-Borreliose und FSME in Zeckengebieten endemisch auf.
Epidemie
Eine Epidemie bezeichnet einen regional und zeitlich begrenzten und gehäuft auftretenden Ausbruch einer Infektionskrankheit.
Exposition
Ist eine Person einem Krankheitserreger so ausgesetzt, dass eine Übertragung möglich erscheint, sprechen Fachleute von Exposition. Je nach Erreger kann das ein direkter Kontakt, die Aufnahme einer kontaminierten Substanz oder auch nur die räumliche Nähe zu einer Infektionsquelle sein.
#Flattenthecurve
#Flattenthecurve ist ein Hashtag, der im Zusammenhang mit dem SARS-CoV-2-Virus während der Coronapandemie sehr große Aufmerksamkeit erfuhr. Übersetzt bedeutet er "Verflache die Kurve". Zu Beginn der Pandemie stand er für die Aufforderung, dass jede Person durch ihr eigenes Verhalten dazu beitragen sollte, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen: Reduziert jeder Mensch seine sozialen Kontakte, steckt er in der Regel auch weniger Menschen gleichzeitig an. Das kann sich günstig auf den exponentiellen (vervielfachenden) Verlauf der Infektionskurve auswirken. Mit dieser Maßnahme sollte erreicht werden, dass die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems erhalten bleibt. Ziel war, alle schwer erkrankten Menschen weiterhin adäquat versorgen zu können.
Infektion
Steckt sich eine Person mit einem Krankheitserreger an, sprechen Fachleute von einer Infektion . Zu den übertragbaren Erregern zählen Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten. Sie dringen in den Körper ein, vermehren sich hier und breiten sich aus - auch um weitere sogenannte Wirte zu infizieren.
Infektionsschutzgesetz
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) definiert den Umgang mit meldepflichtigen Krankheiten in Deutschland. Zweck des Gesetzes ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern.
Das IfSG regelt, welche Krankheiten und welche labordiagnostischen Nachweise von Krankheitserregern meldepflichtig sind, welche Angaben Meldepflichtige dabei machen müssen und welche dieser Angaben vom Gesundheitsamt übermittelt werden.
Der Infektionsschutz gehört als Teil der Gefahrenabwehr zum Polizeirecht. Auf Basis des IfSG dürfen die Grundrechte einzelner Personen oder auch von Gruppen eingeschränkt werden. So kann die zuständige Behörde - meist das regionale Gesundheitsamt - z. B. eine Quarantäne für erkrankte Personen und bei Bedarf auch für deren Kontaktpersonen anordnen. Zudem kann ein berufliches Tätigkeitsverbot verhängt werden.
Infektiosität
Die Infektiosität beschreibt die Fähigkeit eines Krankheitserregers, eine Person - oder allgemein gehalten einen Wirt - nach erfolgter Exposition auch tatsächlich zu infizieren. Dies wird daher auch als Ansteckungsfähigkeit bezeichnet. Die Infektiosität ist von individuellen Eigenschaften abhängig, die von Erreger zu Erreger unterschiedlich sind. Dazu zählt beispielsweise die Fähigkeit, an Körperoberflächen anzuhaften (Adhäsion).
Inkubationszeit
Als Inkubationszeit wird der Zeitraum bezeichnet, der zwischen Ansteckung und Symptombeginn liegt. Diese Phase ist bei jeder Erkrankung unterschiedlich lang und kann Stunden, aber auch Wochen dauern - das hängt davon ab, wie schnell sich die Erreger im Körper vermehren. Bei einer Grippe (Influenza) z. B. liegt die Inkubationszeit zwischen 1 und 2 Tagen, bei Hepatitis C zwischen 15 und 50 Tagen. Bei Covid 19 liegt die Inkubationszeit je nach Virusvariante zwischen 1 und 14 Tagen, im Mittel bei 5 bis 6 Tagen.
Inzidenz
Der Begriff Inzidenz leitet sich vom lateinischen Verb "incidere" ab, was übersetzt "vorfallen/sich ereignen" bedeutet. Im medizinischen Zusammenhang bezeichnet Inzidenz die Neuerkrankungsrate einer bestimmten Krankheit. Um die Fallzahlen vergleichen und einordnen zu können, wird die Zahl der Betroffenen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner als Grundlage genommen. Einbezogen in die Kalkulation wird die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraums. Die sogenannte kumulative Inzidenz beschreibt das Risiko bzw. die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person in einer definierten Zeitspanne eine bestimmte Erkrankung entwickeln wird.
Kontaktinfektion
Bei einer Kontaktinfektion geht ein Erreger durch Berührung einer infizierten Person auf eine andere über. Auch indirekte Übertragungen, etwa indem kontaminierte Gegenstände (Türklinken, Treppengeländer etc.) berührt werden, zählen dazu. Letztere werden oft auch Schmierinfektionen genannt.
Meldepflicht
Für bestimmte Krankheiten wie Masern, Röteln oder Mumps gilt in Deutschland eine Meldepflicht. Stellt ein Arzt oder eine Ärztin bei einem Patienten oder einer Patientin eine meldepflichtige Krankheit fest, muss er bzw. sie dies dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Übrigens: Nicht nur ärztliche Praxen müssen Krankheitsfälle melden, auch Apotheken oder beispielsweise Testlabore sind dazu verpflichtet.
Im März 2022 wurde das Infektionsschutzgesetz geändert und seitdem gibt es auch eine Meldepflicht in Bezug auf Corona-Impfungen für voll- und teilstationäre Einrichtungen. Diese müssen dem Robert Koch-Institut (RKI) monatlich anonymisiert melden, wie viele Personen vor Ort gegen das SARS-CoV-2-Virus geimpft sind. Dies gilt sowohl für die Beschäftigten der Einrichtung als auch für Menschen, die dort behandelt, betreut oder gepflegt werden oder die dort untergebracht sind.
Multiresistente Erreger (MRE)
Multiresistente Keime sind krankmachende (pathogene) Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika widerstandsfähig geworden sind. Grund dafür sind natürliche Mutationen im Erbgut der Bakterien.
Pneumonie
Pneumonie ist der medizinische Begriff für eine Entzündung des Lungengewebes. Sie ist die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit in den Industriestaaten. Meist wird sie durch Bakterien verursacht, vor allem durch Pneumokokken. Es gibt aber auch Viren, die eine Lungenentzündung auslösen können, zum Beispiel Grippe- oder Coronaviren. Nicht jede Person, die sich damit infiziert, entwickelt eine Lungenentzündung. Meist kann das Immunsystem die Erreger in Schach halten. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Pneumonie jedoch lebensbedrohlich sein. Einen guten Schutz vor einer Lungenentzündung bietet eine Impfung gegen Pneumokokken .
Prävalenz
Sie sagt aus, wie viele Personen einer Bevölkerungsgruppe sich während eines definierten Zeitraums mit einem bestimmten Krankheitserreger infiziert haben (Krankheitshäufigkeit). In der Regel wird der Begriff Prävalenz im Sinne einer sogenannten Stichtagsprävalenz verwendet. Während der Coronapandemie von 2020 bis 2023 wurde täglich bekanntgegeben, wie viele Menschen in Deutschland aktuell am Coronavirus SARS CoV 2 erkrankt waren. Neben der Stichtagsprävalenz wird in einigen Fällen auch eine Periodenprävalenz erfasst - das heißt, es wird etwa erfasst, wie viele Personen in einem Jahr an Masern erkrankten. Nicht immer kann die Prävalenz exakt gemessen werden. Bei sehr weit verbreiteten Krankheiten kann sie oft nur geschätzt werden.
Quarantäne
Menschen mit hochansteckenden Erkrankungen können nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) aufgefordert werden, sich zu isolieren, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. In der Regel bedeutet das eine häusliche Quarantäne, bei der Betreffende ihr Zuhause weder verlassen noch Besuch empfangen dürfen. Die Dauer der Quarantäne orientiert sich dabei an der Inkubationszeit der betreffenden Erkrankung. In seltenen Fällen, derzeit nur, wenn eine Lungenpest oder ansteckendes hämorrhagisches Fieber diagnostiziert wurde, erfolgt die Quarantäne auf einer gesonderten Isolierstation.
Schmierinfektion
Manche Viren und Bakterien können für einige Stunden oder bis zu einigen Tagen, unter bestimmten Umständen sogar noch länger, auf Gegenständen überleben. Fassen Sie in dieser Zeit den kontaminierten Gegenstand an, können die Erreger an Ihre Hände geraten. Berühren Sie anschließend mit den Händen Ihr Gesicht, gelangen Erreger möglicherweise an die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen gelangen und führen dadurch zu einer Infektion. Gründliches regelmäßiges Händewaschen mit Seife kann das Risiko einer Schmierinfektion deutlich reduzieren.
Sepsis
Bei einer Sepsis , auch Blutvergiftung oder Blutstrominfektion genannt, reagiert das körpereigene Immunsystem bei einer Infektionskrankheit über. In der Folge können eigene Organe geschädigt werden. Im schlimmsten Fall, bei einem septischen Schock, sinkt der Blutdruck rapide ab und mehrere Organe versagen gleichzeitig. Eine Sepsis kann lebensbedrohlich sein und sollte daher umgehend ärztlich behandelt werden.
Tenazität
Wie zäh ist ein Erreger? Wie lange kann er unter Bedingungen, die für ihn nicht optimal sind, überleben - z. B. in der Luft oder auf Gegenständen? Diese Widerstandsfähigkeit wird in der Mikrobiologie Tenazität genannt. Entscheidende Faktoren sind zum Beispiel die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit oder die UV-Strahlung.
Toxine
Einige Erreger wie Bakterien oder Viren produzieren Gifte, die den Körper schädigen können. Ein Beispiel ist das Bakterium Clostridium botulinum . Es kann das in höheren Dosen tödliche Botulinum-Nervengift bilden.
Tröpfcheninfektion
Es gibt unterschiedliche Wege für die Übertragung und Weiterverbreitung von Krankheitserregern. Bei einer Tröpfcheninfektion gibt ein infizierter Mensch den Erreger mit seiner feuchten Atemluft ab, zum Beispiel beim Sprechen, Lachen und vor allem beim Husten oder Niesen. Andere Menschen in der Nähe atmen den Erreger mit der Luft ein und infizieren sich damit. Der beste Schutz gegen eine Tröpfcheninfektion z. B. während einer Grippewelle lautet daher: Abstand halten .
Variante
Mutationen im Erbgut von Viren können neue Varianten hervorbringen. Diese können neue Eigenschaften haben und zum Beispiel deutlich ansteckender sein. Meist sind neue Varianten harmloser als ihre Vorgänger. Geht jedoch z. B. ein Virus von einer Wirtsspezies zu einer anderen über und mutiert dabei, kann auch eine ganz neue Form entstehen, die eine schwerere Erkrankung hervorruft. Dies war etwa der Fall, als 2019 das Coronavirus SARS-CoV-2 vom Tier auf den Menschen überging und Covid-19 auslöste.
Virulenz
Lateinisch "virulentus" bedeutet giftig. Mit der Virulenz wird das krankmachende (pathogene) Potenzial eines Virus definiert. Viren, die eine schwere Erkrankung auslösen können, gelten als hochvirulent, solche die bspw. in der Regel nur eine harmlose Erkältung auslösen, werden dagegen als schwachvirulent eingestuft.
Zoonose
Als Zoonosen werden Infektionskrankheiten bezeichnet, bei denen der Erreger von einer Wirtspezies auf eine andere übertragen werden kann. Bei einer Zooanthroponose gehen die Erreger von einem Tier auf den Menschen über, bei einer Anthropozoonose übertragen Menschen den Erreger auf Tiere. Zoonosen können direkt übertragen werden wie etwa bei der
Vogelgrippe
oder über sogenannte Zwischenwirte wie bei
Malaria
. Zoonosen nehmen durch intensive Tierzucht, erhöhte Mobilität und aufgrund des Bevölkerungswachstums zu.
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