Activity Snacking bei Typ-1-Diabetes
Langes Sitzen führt nicht nur zu Rückenschmerzen. Wer im Büro oder zu Hause über eine Stunde und mehr nicht aufsteht, erschwert es dem Körper nach einer Mahlzeit, die aufgenommene Glukose aus dem Blut zu filtern. Stoffwechselgesunde können dies eine Weile ausgleichen, Menschen mit Diabetes nicht. Eine neue Studie aus Großbritannien wies jetzt nach, wie einfach Sie dieses Problem mit "Activity Snacking" lösen können.
Der Aufruf zu mehr Sport richtet sich häufig an Menschen mit Typ-2-Diabetes, aber auch mit Typ-1-Diabetes spielt das regelmäßige Ausdauer- und Muskeltraining für den ganzen Körper eine entscheidende Rolle. Körperliche Aktivität unterstützt die Reparaturmechanismen beispielsweise des Immunsystems und führt zu einer verbesserten Fitness von Herz und Gefäßen, aber es stabilisiert auch den Glukose-Stoffwechsel. Diese positiven Effekte eines regelmäßigen Trainings verpuffen durch lange Phasen von Dauersitzen.
Wichtig zu wissen: Aus Sorge vor einer Unterzuckerung verzichten manche Menschen mit Typ-1-Diabetes auf Sport. Interessanterweise spielt diese Sorge keine Rolle mehr, wenn man im Umgang mit Diabetes geschult ist und gemeinsam in einer Gruppe Sport treibt. Zusammen macht Sport und Bewegung außerdem mehr Spaß.
Britische Diabetes-Studie: 3 Minuten Bewegungspause
Ein Forschungsteam der Universität Sunderland prüfte jetzt zum ersten Mal in einer Studie, wie sich der Blutzuckerspiegel bei Typ-1-Diabetes über einen Zeitraum von 48 Stunden während und nach jeder Sitzeinheit verändert, wenn das Sitzen durch ultrakurze Bewegungspausen unterbrochen wurde.
32 Teilnehmende mit Typ-1-Diabetes saßen 2 Wochen lang jeweils 7 Stunden auf einem Stuhl. In der ersten Woche durften sie nur zur Toilette aufstehen, während in der zweiten Woche das Sitzen alle halbe Stunde für einen Miniwalk von 3 Minuten unterbrochen wurde. Ein Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung erfasste dabei einen Zeitraum von 48 Stunden.
Ergebnisse: Das "pausenlose" Sitzen führte zu einem durchschnittlichen Glukosewert von 147,6 mg/dl im Vergleich zum Glukosewert der Bewegungsgruppe von 124,2 mg/dl. Durch den halbstündigen Bewegungssnack erhöhte sich der Wert für die Zeit im Zielbereich (time in range) während der gemessenen 48 Stunden deutlich, ohne dass es zu Unterzuckerungen kam.
Snacken Sie regelmäßig etwas Bewegung…
Wer im Job lange sitzen muss oder viel vor dem Fernseher sitzt, sollte immer wieder kurz aufstehen und sich bewegen. Dieser "Bewegungssnack" beugt Verspannungen vor. Die Pause hilft Ihrem Körper dabei, die Glukose im Blut durch Muskelaktivität zu senken und Insulin effektiver zu nutzen. Laut der Studie aus Großbritannien reichen für diesen Effekt bereits kurze Einheiten von 3 Minuten aus. Nutzen Sie diesen positiven Effekt Ihrer Gesundheit zuliebe!
… und werden Sie kreativ!
Ein höhenverstellbarer Schreibtisch kann Ihnen beispielsweise bei der praktischen Umsetzung am Arbeitsplatz helfen. Alternativ können Sie einfach beim Telefonieren aufstehen und auf der Stelle walken. Nehmen Sie die Treppe und holen Sie sich im Job lieber mehrere kleine Tassen Kaffee statt eines XXL-Bechers. Entscheidend sind Ihr guter Vorsatz und etwas Kreativität bei der Umsetzung.
Unser Tipp: Laut Deutscher Rentenversicherung und dem geltenden Arbeitsschutzgesetz sind Arbeitgeber verpflichtet, vor allem bei gesundheitlichen Problemen für mehr Bewegungsraum an einem Arbeitsplatz mit Bildschirm zu sorgen. Dazu kann ein höhenverstellbarer Schreibtisch gehören, aber im Normalfall haben Sie keinen Anspruch darauf. Falls Ihr Arbeitgeber keinen höhenverstellbaren Schreibtisch stellt, besprechen Sie mit ihrem Diabetes-Team, ob sie aus gesundheitlichen Gründen ein ärztliches Attest für einen höhenverstellbaren Schreibtisch erhalten können. Dann kann es sein, dass dieser durch den Sozialversicherungsträger bezuschusst wird.