Blutungen nach der Entbindung
Kurz vor, während oder nach der Geburt kann es zu verstärkten Blutungen kommen, die zu einem hohen Blutverlust führen können. Ist ein solches Risiko bei Ihnen bekannt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Dann ist es wichtig, dass Sie in einem Krankenhaus entbinden, um sich und Ihr Baby zu schützen.
Eine Blutung nach der Geburt Ihres Kindes ist normal. Das kann bis zu einem halben Liter innerhalb der ersten 24 Stunden sein. Ist es mehr und wird der Blutverlust nicht umgehend durch Blutkonserven ausgeglichen, kann es allerdings lebensbedrohlich werden.
Die häufigste Ursache für eine starke Blutung nach der Geburt ist die sogenannte Uterusatonie, eine Rückbildungsstörung der Gebärmutter. Dabei zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter nicht wieder zusammen, nachdem sie den Mutterkuchen (Plazenta) abgestoßen hat. Da die Blutgefäße die Wundfläche nicht ausreichend verschließen, kommt es in der Folge zu starken Blutungen.
Risikofaktoren für eine Atonie sind unter anderem:
- Vielgebärende und Mehrlingsschwangerschaften
- Vorausgegangener Kaiserschnitt
- Geburt eines Kindes mit hohem Geburtsgewicht
- Blutungen aufgrund einer Atonie bei einer früheren Geburt
- Plazentaablösung
Um einer Atonie vorzubeugen, erhalten Sie nach der Geburt eine Spritze mit einem Medikament, das Ihre Gebärmutter dabei unterstützt, sich zurückzubilden, nachdem Sie entbunden haben. Ist bei Ihnen ein erhöhtes Atonie-Risiko bekannt, bekommen Sie möglicherweise eine Infusion mit stärker wirkenden oder höher dosierten Medikamenten.
Ablösungsstörungen der Plazenta
In der Regel stößt die Gebärmutter die Plazenta etwa 30 Minuten nach der Geburt aus. Ist sie allerdings mit der Wand der Gebärmutter verwachsen, löst sie sich nach der Geburt gar nicht oder nur teilweise. Starke Blutungen können dann die Folge sein. Gründe hierfür können
- ein vorausgegangener chirurgischer Eingriff an der Gebärmutter, beispielsweise durch einen Kaiserschnitt,
- eine Erkrankung der Gebärmutter oder
- eine Placenta praevia sein.
Um sicherzugehen, dass sich die Plazenta vollständig gelöst hat, untersucht Ihre Ärztin, Ihr Arzt oder Ihre Hebamme den Mutterkuchen gründlich auf Vollständigkeit. Ist er nur teilweise oder gar nicht ausgestoßen, ist meist eine Operation notwendig.
Placenta praevia
Bei einer Placenta praevia liegt der Mutterkuchen ganz oder teilweise vor dem Muttermund. Damit kann der Weg aus der Gebärmutter für das Kind versperrt und ein Kaiserschnitt nötig sein. Oft treten bei einer Placenta praevia schon vor der 30. Schwangerschaftswoche Blutungen auf, die eine stationäre Beobachtung erforderlich machen. Wenn die Gebärmutterschleimhaut zum Beispiel durch eine rasche Schwangerschaftsfolge (Abstand kürzer als ein Jahr) geschädigt ist, Operationen vorausgegangen sind oder die Gebärmutter entzündet war, kann das Risiko für eine Placenta praevia erhöht sein. Auch die Größe des Mutterkuchens spielt eine Rolle: Je größer der Mutterkuchen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er über dem inneren Muttermund liegt.
Vorzeitige Plazentaablösung
Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung löst sich der Mutterkuchen oft noch vor dem Geburtstermin teilweise oder ganz von der Gebärmutterwand. Meist geschieht dies plötzlich. Hat sich die Plazenta nur leicht gelöst, bleibt dies meist unbemerkt und wird erst bei einem Ultraschall entdeckt. Entstehen starke Blutungen, ist dies eine Notsituation, die äußerst schnelles Handeln erfordert. Im Krankenhaus wägen Ärztinnen und Ärzte dann ab, ob eine rasche Entbindung durch einen Kaiserschnitt notwendig erscheint.
Häufig ist unklar, warum sich die Plazenta frühzeitig löst. Viel Fruchtwasser, Unfälle, schwangerschaftsbedingte Erkrankungen , Mehrlingsschwangerschaften, Fehlbildungen, eine Fruchtwasseruntersuchung oder eine Chorionzottenbiopsie können allerdings Risikofaktoren sein.
Schutz von Mutter und Kind
Damit Sie und Ihr Kind die Schwangerschaft und die Geburt bestmöglich erleben können, sind die Vorsorgetermine während Ihrer Schwangerschaft wichtig. Denn dabei kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mögliche Blutungsrisiken durch einen Ultraschall oft schon vorher erkennen und wenn nötig Bettruhe oder Medikamente verordnen.
Treten starke Blutungen während oder direkt nach der Geburt auf, kann Ihr Geburtshilfeteam Sie im Krankenhaus bestmöglich behandeln. Entbinden Sie außerhalb eines Krankenhauses und bluten Sie stark, sollten Sie, Ihre Hebamme oder Ihre Angehörigen umgehend den Rettungsdienst rufen.
Noch einmal schwanger werden?
Haben Sie eine Geburt mit starker Blutung bereits erlebt und ist Ihre Gebärmutter vollständig geblieben, können Sie trotzdem weiterhin schwanger werden. Sie können auch normal entbinden, wenngleich Sie wegen einer Placenta praevia oder einer vorzeitigen Plazentaablösung per Kaiserschnitt entbunden worden sind.
Da sich starke Blutungen allerdings wiederholen können, sollten Sie sich bei erneutem Kinderwunsch an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt wenden. Sie oder er kann gemeinsam mit Ihnen die Risiken besprechen und mögliche Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Weitere Informationen
In den folgenden Artikeln erfahren Sie mehr darüber, warum es in der Schwangerschaft zu Blutungen kommen kann und was Sie selbst tun können, um die neun Monate bestmöglich zu verbringen.