Forsaumfrage: junge Leute gut sozial vernetzt und trotzdem einsam - besonders in Großstädten
Pressemitteilung
Hamburg, 14. Juni 2024. Die gute Nachricht ist: Junge Erwachsene in Deutschland haben nach eigenen Angaben ein überwiegend gutes soziales Umfeld und sind eng verbunden mit ihrer Familie. So gibt der Großteil der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren in einer aktuellen bundesweit repräsentativen Forsaumfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) an, mindestens einen engen Freund oder eine enge Freundin zu haben (93 Prozent). 90 Prozent der Befragten pflegen einen engen und guten Kontakt zur Familie. Ebenfalls 90 Prozent geben an, mindestens ein Hobby zu haben, das sie erfüllt. Trotzdem fühlt sich nach eigenen Angaben knapp ein Viertel der befragten jungen Leute häufiger oder sogar dauerhaft einsam (24 Prozent). Besonders betroffen sind junge Erwachsene in Großstädten ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Hier gaben 27 Prozent der Befragten an, sich einsam zu fühlen. In kleineren Orten mit einer Einwohnerschaft von weniger als 20.000 sind es nur 21 Prozent.
Dauerhafte Einsamkeit macht krank
Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Dauerhafte Einsamkeit kann psychisch krank machen. Das Gefühl sozialer Isolation versetzt den menschlichen Organismus in Stress und dieser kann auf Dauer der Gesundheit schaden. Zu den Folgen können beispielsweise Angststörungen, Schlaflosigkeit und Depressionen gehören", so der Kassenchef. Studien zeigen zudem, dass chronische Einsamkeit neben den psychischen auch körperliche Folgen haben kann. "So erhöht sich zum Beispiel bei dauerhafter Einsamkeit das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und auch Alzheimer."
Auswirkungen der Coronapandemie
Doch warum fühlen sich trotz überwiegend guter sozialer Bindungen knapp ein Viertel der jungen Menschen in Deutschland einsam? Laut "Einsamkeitsbarometer" des Bundesfamilienministeriums hat das Einsamkeitsgefühl bei jüngeren Menschen während der Coronapandemie besonders stark zugenommen. Offenbar scheint das auch nach der Pandemie noch anzuhalten. Kassenchef Baas: "Phasen des Umbruchs können das Gefühl der Einsamkeit noch verstärken. Jugendliche lösen sich langsam vom Elternhaus. Gleichzeitig wird der Freundeskreis in dieser Lebensphase besonders wichtig. Brechen gewohnte Freundschaften weg, zum Beispiel aufgrund eines Umzugs, weil junge Leute in Ausbildung oder Studium starten, kann das Einsamkeit fördern." Hier sei es besonders wichtig, bestehende Freundschaften bewusst zu pflegen, aber auch neue Kontakte zu knüpfen - zum Beispiel über Sportangebote, ehrenamtliches Engagement oder andere Hobbys, die in Gemeinschaft ausgeübt werden, so der Kassenchef.
Digitale Medien: Fluch und Segen zugleich
Auch die digitalen Medien wie Smartphone und Co. können dazu beitragen, dass sich das Einsamkeitsgefühl der jungen Menschen verstärkt hat. "Einerseits war es noch nie so einfach durch digitale Medien, mit Freundinnen und Freunden oder der Familie in Kontakt zu bleiben - auch über weite Entfernungen hinweg", so Baas. "Andererseits wird der Austausch via Messengerdiensten oder sozialen Medien kaum an die Qualität von echten Kontakten mit anderen Menschen herankommen."
Strategie gegen Einsamkeit
Die Politik hat das Thema Einsamkeit als wichtige gesellschaftliche Herausforderung bereits erkannt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat im Dezember 2023 seine Strategie gegen Einsamkeit gestartet. Ziel ist es, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, die Forschung zu fördern und konkrete Angebote gegen Einsamkeit sichtbar zu machen. Das BMFSFJ fördert zum Beispiel das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE). Das Netzwerk bietet neben Aufklärung und wissenschaftlichen Publikationen auch eine Übersicht an Angeboten, an denen von Einsamkeit betroffene Menschen teilnehmen können oder Unterstützung erfahren.
Mehrere Angebote richten sich ausdrücklich an junge Menschen. Eins davon ist krisenchat. Die psychosoziale Chatberatung ist rund um die Uhr erreichbar und richtet sich speziell an Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahre. Die TK kooperiert mit krisenchat und fördert vor allem das gezielte Beratungs- und Aufklärungsangebot für Jungen und junge Männer. Hintergrund ist, dass Hilfsangebote vergleichsweise selten von Jungen und jungen Männern wahrgenommen werden.
Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der TK befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Februar und März 2024 bundesweit 1.445 Personen von 18 bis 25 Jahren. Um besser mit seelischen Belastungen wie Einsamkeit und Stress umzugehen, unterstützt die TK ihre Versicherten mit vielen Angeboten zur Stressreduktion und Entspannung wie zum Beispiel dem TK-Coach , klassischen Gesundheitskursen oder mit Online-Kursen für Meditation und Achtsamkeit.