Es ist das größte Projekt des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in Deutschland: Die WISTA Management GmbH und die TK haben 2017 das Gesundheitsnetzwerk Adlershof ins Leben gerufen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 1.330 Unternehmen sowie 18 wissenschaftlichen Einrichtungen können daran teilnehmen - derzeit arbeiten und studieren etwa 28.000 Menschen in Adlershof.

Jetzt wurden die Mitarbeitenden zum zweiten Mal zum Thema Gesundheit befragt: Wie geht es ihnen? Wie könnte es ihnen besser gehen? Kennen und nutzen sie die Angebote des Gesundheitsnetzwerks? Was finden sie sinnvoll, was wünschen sie sich? Bisher haben fast 1.500 Menschen Fragebögen zurückgeschickt. Die Ergebnisse zeigen, welches die Schwerpunkte von BGM sein sollten - aber sie zeigen auch, was sich seit der ersten Befragung 2019, dem Jahr vor der Coronapandemie, verändert hat.

Die Befragten

Von denjenigen, die bisher an der Befragung teilgenommen haben, sind mehr als ein Drittel (37 Prozent) zwischen 30 und 39 Jahre alt. 53 Prozent sind männlich, 46 Prozent weiblich und 1 Prozent divers. Fast zwei Drittel arbeiten hybrid, also mal im Büro und mal von zu Hause aus. Die größte Gruppe - 29 Prozent - ist an zwei bis drei Tagen pro Woche im Homeoffice.

Körperliche Beschwerden

Geht es um die Physis, sticht vor allem ein Problem heraus: Die Befragten leiden unter Muskel-Skelett-Erkrankungen. Mehr als zwei Drittel verspürten im vergangenen Vierteljahr Rückenschmerzen (71 Prozent) oder Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich (69 Prozent). Das liegt an der fast ausschließlich sitzenden Tätigkeit und spiegelt sich auch in den Wünschen der Teilnehmenden nach Bewegten Pausen oder Rückenkursen.

Emotionale Erschöpfung

Hohe Werte auch bei Fragen zu Stress und Erschöpfung: 40 Prozent schreiben, immer oder oft schnell arbeiten zu müssen. 39 Prozent fehlt immer oder oft die Zeit, um alle Aufgaben zu erledigen.

Führungskultur

Viele der Mitarbeitenden vermissen Feedback: 34 Prozent sagen, dass ihre Führungskraft selten oder überhaupt nicht mit ihnen über die Qualität ihrer Arbeit spricht. Ein weiterer Punkt könnte zur emotionalen Erschöpfung beitragen: 39 Prozent attestieren ihren Vorgesetzten schlechte Arbeitsplanung.

Meeting-Stress

Beim Thema Meetings ist das Bild uneinheitlich: 55 Prozent sind die Meetings in der Regel zu lang, 33 Prozent zu häfuig. Dem gegenüber stehen 16 Prozent, denen die Meetings zu kurz sind, und 22 Prozent, die sich mehr Meetings wünschen. Eine Tendenz scheint also zu sein, dass das richtige Maß bei diesem Thema in den Augen vieler noch nicht gefunden wurde.

Präsentismus

Die Diskussion um den hohen Krankenstand scheint die Sicht auf ein Problem zu verdrängen: Viele Menschen arbeiten, auch wenn sie krank sind. Von den Befragten geben fast vier Fünftel (79 Prozent) an, in den vergangenen Monaten trotz Erkrankung gearbeitet zu haben. Nur 21 Prozent haben dies nicht getan.

Unterschiede zu 2019 - Pendeln und Generationenkonflikt

Durch flexiblere Arbeitsbedingungen wie Home Office ist ein Problem in den Hintergrund gerückt, das 2019 noch zu den gravierendsten gehörte: der Arbeitsweg. Die Entfernung zum Stadtzentrum und der damit verbundene Anfahrtsweg war damals für mehr als die Hälfte der Beschäftigten auf dem Campus zumindest zeitweise eine Belastung. Auch das Thema Schlaf bereitete 2019 noch einem Drittel Probleme. Dabei wiesen Beschäftigte, die ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können, seltener auffälliges Schlafverhalten auf als jene ohne flexibles Arbeitszeitmodell. 

Adlers­hof-Baro­meter 2019

Ergebnisse der Befragung von mehr als 1.000 Mitarbeitern am WISTA-Standort

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An Bedeutung gewonnen hat der Generationenkonflikt. Dieser wird inzwischen viel stärker wahrgenommen. So geben zwei Drittel (66 Prozent) an, dass sie manchmal oder sogar oft Generationenkonflikte bei der Arbeit erleben.

Das tut die TK

"Arbeit soll zufrieden und im besten Fall glücklich machen, aber auf keinen Fall krank", sagt Susanne Hertzer, Leiterin der TK in Berlin und Brandenburg. "Deshalb ist es uns wichtig, Unternehmen und Beschäftigte dabei zu unterstützen, Gesundheitsrisiken zu erkennen, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und mit gezielten Angeboten zu Bewegung und Stressreduktion die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Der sorgsame Umgang mit sich selbst, die gute Zusammenarbeit in einem Team aus ganz unterschiedlichen Menschen sowie eine faire Feedbackkultur durch Vorgesetze sind ebenfalls wichtige Faktoren, die nicht vernachlässigt werden sollten."

Für neue, innovative Gesundheitsangebote bietet das Adlershof-Barometer 2.0 viele Anregungen. So besteht zum Beispiel der Wunsch nach mehr digitalen Kursen, Workshops und Coachings.

Uns ist es wichtig, Unternehmen und Beschäftigte dabei zu unterstützen, Gesundheitsrisiken zu erkennen, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und mit gezielten Angeboten zu Bewegung und Stressreduktion die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Susanne Hertzer, Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin/Brandenburg

Für zahlreiche Bereiche, in denen laut der Befragung Handlungsbedarf besteht, hat das Gesundheitsnetzwerk Adlershof bereits Angebote geschaffen. Um die emotionale Erschöpfung anzugehen, können Entspannungstechniken Menschen dabei helfen, mit Stress umzugehen. Bei WISTA wurden spezielle Entspannungsräume eingerichtet, die Powernaps oder eine kurze Auszeit vom Arbeitsalltag ermöglichen sollen.

Für gesunden Ausgleich zur Schreibtischtätigkeit können neben einer Ausstattung mit ergonomischen Büromöbeln - auch im Homeoffice - Bewegungspausen und Sportprogramme sorgen.  

Hintergrund

Für das Adlershof-Barometer 2.0 werden bis Ende 2024 die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am WISTA-Standort Adlershof in Berlin befragt. Bisher haben sich knapp 1.500 Menschen beteiligt. Themenschwerpunkte sind unter anderem Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten und Wünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an das Gesundheitsnetzwerk Adlershof.