Sächsische Brustkrebsinitiative: "Wir setzen auf eine frühe und sichere Diagnostik."
Interview aus Sachsen
Karsten Obierski, Referent für Vertragswesen bei der TK-Landesvertretung Sachsen betreut die Sächsische Brustkrebsinitiative, ein Programm für Frauen mit Verdacht auf Brustkrebs. Drei sächsische Kliniken und 198 Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie 38 Radiologinnen und Radiologen aus dem Freistaat sind daran beteiligt. Im Interview spricht er über die Ziele und Erfolge des international führenden Programms.
TK: Welches primäre Ziel hat die Sächsische Brustkrebsinitiative?
Karsten Obierski: Im Vordergrund stehen ein klar definierter Behandlungsprozess, eine eindeutige Diagnostik und kurze Wartezeiten für betroffene Frauen.
TK: Was bedeutet das konkret?
Obierski: Frauen mit einem abklärungsbedürftigen Verdacht auf Brustkrebs erhalten innerhalb von fünf Tagen eine Mammographie. Die Radiologin oder der Radiologe stellt in einem ersten Befund fest, ob sich der Verdacht der Gynäkologin oder des Gynäkologen bestätigt. Gegebenenfalls wird zur zusätzlichen Absicherung eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Zusätzlich beurteilt eine zweite Radiologin oder ein zweiter Radiologe unabhängig vom ersten Befund die Aufnahmen und stellt eine Diagnose. Erst- und Zweitbefund werden innerhalb eines Tages abgeglichen. In 87 Prozent der Fälle stimmen die Befunde von Erst- und Zweitbefunder überein.
Ist dies nicht der Fall, wird eine dritte Expertenmeinung eingeholt. Bei verdächtigem radiologischem Befund beginnt in einem Mammazentrum die Abklärungsdiagnostik. Dort erfolgt eine Gewebeentnahme durch ein schonendes Verfahren. Erst wenn sich dabei der Tumorverdacht bestätigt, erfolgt die Operation. Der Frauenarzt oder die Frauenärztin informiert die Patientin über alle Schritte und koordiniert die Behandlung.
TK: Die Sächsische Brustkrebsinitiative läuft seit 2006. Wie viele Patientinnen wurden seitdem über Ihr Netzwerk betreut?
Obierski: Jährlich nehmen rund 1.000 Patientinnen an dem Programm teil. Die Teilnahme ist übrigens freiwillig und ohne Altersbeschränkung.
TK: Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den betroffenen Frauen?
Obierski: Die Betroffenen finden, dass der klar definierte Prozess von der Diagnostik, über die Behandlung bis zur Nachsorge, den Umgang mit der Krankheit erleichtert. Lange Wartezeiten mit einer unsicheren Diagnose bleiben ihnen erspart. Da die behandelnde Gynäkologin oder der behandelnde Gynäkologe fortlaufend in den Behandlungsprozess eingebunden ist, gibt es für die Patientinnen außerdem immer eine aussagefähige Ansprechpartnerin bzw. einen aussagefähigen Ansprechpartner. Sie profitieren von dieser Versorgung aus einer Hand.
Lange Wartezeiten mit einer unsicheren Diagnose bleiben unseren Patientinnen erspart.
Darüber hinaus wird sichergestellt, dass die Frauen erst bei einem bestätigten Tumorverdacht operiert werden. Auch schätzen sie den im Programm vereinbarten Terminservice, der die Organisation der Behandlung erleichtert und für kurzfristige Termine sorgt.
TK: Erhöht diese Versorgung die Heilungschancen?
Obierski: Ja, weil wir auf eine frühe und sichere Diagnostik setzen. Die Heilungschancen steigen, wenn der Brustkrebs rechtzeitig und zweifelsfrei erkannt wird. In unser Programm sind Erkenntnisse aus internationalen Studien sowie aus einem erfolgreichen Modellprojekt namens Qualität in der Mamma-Diagnostik (QuaMaDi) eingeflossen. Ganz wesentlicher Bestandteil ist die sichere Brustkrebsdiagnose durch die unabhängige Zweitmeinung und die hohen personellen und technischen Qualitätsstandards, wie beispielsweise bei den Röntgengeräten.
TK: Welche Kliniken nehmen an dem Programm teil?
Obierski: Beteiligt sind das DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, das Städtische Klinikum Dresden und das Klinikum St.Georg Leipzig.
Informationen für Patientinnen: Die Sächsische Brustkrebsinitiative