Laut Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland jährlich ca. 54.500 Menschen an Infektionen durch multiresistente Erreger. Rund 2.400 Menschen sterben daran. Eine Ursache für die Bildung resistenter Erreger ist, dass die sonst lebensrettenden Antibiotika nicht sachgerecht eingesetzt werden und so ihre Wirksamkeit verlieren.

Hauptindikation für eine Antibiotika-Therapie im ambulanten Bereich sind laut Arzneimittelverordnungsreport (AVR 2015) Atemwegsinfekte. Dabei werden Atemwegsinfekte - im Unterschied zu Lungenentzündungen - in mehr als 90 Prozent der Fälle von Viren ausgelöst: Gegen eine Virus-Infektion aber helfen Antibiotika nicht. Eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt zwar, dass die Zahl der Antibiotikaverordnungen bei Erkältungen in Hamburg rückläufig ist. Trotzdem erhielten im Jahr 2023 noch rund 13 Prozent der TK-Versicherten Erwerbspersonen, die aufgrund einer Erkältung krank geschrieben waren, ein Antibiotikum (2018: 18,1 Prozent). 

Um unnötige Antibiotikaverordnungen möglichst zu vermeiden und die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten haben die Mitglieder der Hamburger Landeskonferenz für gesundheitliche und pflegerische Versorgung im Jahr 2018 den Strategie- und Maßnahmenplan "Antibiotika gezielt einsetzen" entwickelt. Die vereinbarten Maßnahmen richten sich an Patientinnen und Patienten, an Ärztinnen und Ärzte und andere Gesundheits- und Pflegeberufe sowie an die Politik.

Aufklärungskampagne "Antibiotika gezielt einsetzen"

Wann ist die Einnahme von Antibiotika sinnvoll, wann nicht? Welche Risiken hat eine unsachgemäße oder falsche Einnahme von Antibiotika, und was muss bei der Einnahme beachtet werden? Diese und andere Fragen sind Themen der Aufklärungskampagne. Die TK unterstützt diese Kampagne: "Gut informierte Patientinnen und Patienten können gestärkt in das Gespräch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt gehen. Sie sollten im Zweifelsfall auch über das Für und Wider der Einnahme von Antibiotika sprechen", sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg.

Gut informierte Patientinnen und Patienten können gestärkt in das Gespräch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt gehen. 
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg

Maren Puttfarcken

Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg

Aufgaben für Gesundheits-und Pflegeberufe und Politik

In Hamburg verordnen vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Antibiotika. Deshalb setzt ein Bündel von zusätzlichen Maßnahmen hier an. So wird die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg eine entsprechende Pharmako-Beratung anbieten. Auch die interdisziplinäre Aus- und Fortbildung zum Thema Antibiotika soll ausgebaut werden.

Der Strategie- und Maßnahmenplan zu einem verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika und zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen enthält auch eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Maßnahmen für einen rationalen Antibiotikaeinsatz.