Zur Sache: Eine zweite Meinung ist wichtig
Interview aus Hamburg
Im Büro viel sitzen und kaum Bewegung in der Freizeit - das belastet das Kreuz. Im Interview nennt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, die aktuellen Zahlen zu den rückenbedingten Fehlzeiten und erklärt, warum eine Rückenoperation nur in seltenen Fällen nötig ist. Vor einem Eingriff sollte auf jeden Fall eine zweite Meinung eingeholt werden.
TK: Frau Puttfarcken, sind Rückenschmerzen ein Thema für die Hamburgerinnen und Hamburger?
Maren Puttfarcken: Davon können wir ausgehen, wenn wir die Vorab-Daten der TK-Versicherten aus dem aktuellen Gesundheitsreport 2024 anschauen. Statistisch gesehen waren Erwerbspersonen in Hamburg im Jahr 2023 im Schnitt jeweils 19,42 Tage krankgeschrieben. Davon entfielen allein rund 1,2 Fehltage pro Kopf auf Rückenbeschwerden wie Rückenschmerzen oder Bandscheibenprobleme. Der Anteil der rückenbedingten Fehltage lag demnach bei 6,2 Prozent. Allerdings scheint die Belastung in unserer Stadt weniger stark auszufallen als anderswo in Deutschland. Zum Vergleich: Bundesweit fehlten die Beschäftigten rückenbedingt im Schnitt rund 1,3 Tage.
TK: Nach dem Motto "Schmerz lass nach"…
Puttfarcken: Richtig, und allzu oft wird dafür eine Operation am Rücken angeraten. Die Auswertung unseres speziellen Angebots "Zweitmeinung Rücken" hat jedoch ergeben, dass mehr als acht von zehn empfohlenen Rücken-OPs nicht nötig sind. Daran sehen wir, wie wichtig es ist, sich eine zweite Meinung einzuholen. Seit 2010 haben bundesweit rund 7.760 TK-Versicherte das Zweitmeinungsangebot zur Abwägung eines Eingriffs am Rücken genutzt. In 87 Prozent der Fälle konnte durch schonende, nicht invasive Alternativtherapien die OP vermieden werden.
Seit 2010 haben bundesweit rund 7.760 TK-Versicherte das Zweitmeinungsangebot zur Abwägung eines Eingriffs am Rücken genutzt. In 87 Prozent der Fälle konnte durch schonende, nicht invasive Alternativtherapien die OP vermieden werden.
TK: Welche Optionen haben Hamburger, die sich eine zweite Meinung einholen wollen?
Puttfarcken: Mit dem TK-Angebot "Zweitmeinung bei Wirbelsäulen- oder Gelenkoperation" können unsere Versicherten überprüfen lassen, ob eine Operation an der Wirbelsäule oder am Hüft-, Knie- oder Schultergelenk wirklich notwendig ist. Es betrifft also nicht allein die Eingriffe am Rücken! Ist eine Operation am Rücken oder an den Gelenken geplant, können sie sich in einem spezialisierten Schmerzzentrum vorstellen. Hier überprüft ein interdisziplinäres Expertenteam die OP-Empfehlung. In unserer Metropolregion erhalten TK-Versicherte die professionelle zweite Meinung in den Schmerzzentren "Rückenzentrum am Michel" und "Wirbelsäulenzentrum Hamburg-Alsterdorf".
Zusätzlich können TK-Versicherte sich über unseren Vertragspartner Medexo unkompliziert eine Online-Zweitmeinung für anstehende Gelenkoperationen an der Hüfte einholen. Der Vorteil: Unabhängig von ihrem Aufenthaltsort können die Patientinnen und Patienten ihre medizinischen Unterlagen, wie Arztberichte und Befunde, zusammen mit einem Fragebogen auf das Vertragsportal laden. Innerhalb von zehn Werktagen können sie das Ergebnis über ein angelegtes Benutzerkonto einsehen und herunterladen.
Hinweis
Bundesweit sind 87 Prozent der Rücken-OPs unnötig. Das ergab die Auswertung des TK-Angebots "Zweitmeinung Rücken" in den Jahren 2010 bis 2021.