Wir wollen auch gesellschaftlich etwas verändern
Interview aus Niedersachsen
Bislang sind nur 16 Prozent aller Startups von Frauen gegründet worden, sagt Melissa Jung, Projektleiterin des Female Health Incubators. Wie sie das ändern möchte und worum es in dem Projekt geht, hat erklärt sie in unserem Interview.
TK: Was ist der Female Health Incubator?
Melissa Jung: Im April 2020 hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls den Female Health Incubator ins Leben gerufen. Der Incubator ist ein 6-monatiges Programm, bei dem Startups, die eine Gründungsidee zum Thema Frauengesundheit haben, Ihre Ideen mit unserer Unterstützung weiterentwickeln können.
Incubator bedeutet Brutkasten - wir helfen also dabei aus wilden Ideen solide junge Unternehmen zu entwickeln. Dabei helfen Coachings und gezielte Workshops die Gründungsidee auf Herz und Nieren zu überprüfen. Von der Geschäftsmodellentwicklung über das Marketingkonzept und die Finanzplanung, besprechen wir mit den Teams ganz genau, was wichtig ist.
Das Thema Frauengesundheit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Leider werden Geschlechterunterschiede in der Medizin immer noch zu wenig betrachtet. Bei Medikamenten kann dies beispielsweise dazu führen, dass Schmerzmittel bei Frauen schlechter wirken als bei Männern. Innovative Gründungsideen zum Thema Female Health können also dabei helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen.
TK: Dürfen also nur Frauen mitmachen?
Jung: Nein, es dürfen auch gemischte Teams am Incubator teilnehmen. Wichtig ist jedoch, dass eine Frau im Team auch gleichzeitig Mitgründerin ist. Denn aktuelle Studien zeigen, dass nur 16 Prozent der Startup-Gründungen von Frauen sind. Startups sind Gründungen, die eine meist technische Innovation mitbringen.
Wir wollen mit dem Female Health Incubator aber nicht nur technologische Gründungsideen fördern. Vor allem geht es um Ideen, die eine gesellschaftliche Wirksamkeit erzeugen können, um etwas zu verändern.
Der nächste Durchlauf startet im Januar 2022. Bewerbungen dafür sind ab Mitte Oktober über ein Bewerbungsformular von unserer Website fhi-hannover.de möglich.
TK: Können Sie über aktuelle Projekte des Health Incubator etwas berichten?
Jung: Auch aktuell betreuen wir 4 spannende Teams im Incubator, die sehr unterschiedlich sind. Das erste Team möchte mit Hilfe von einer Virtual Reality Software, Therapien bei Suchterkrankungen unterstützen. Die Betroffenen werden mit Hilfe der VR Brille mit Situationen konfrontiert, die Suchtverhalten hervorrufen können. So kann der Umgang mit schwierigen Situation geübt werden.
Ein anderes Team möchte mit Hilfe einer App postpartalen Depressionen vorbeugen. Mit Hilfe von Übungen und wichtigen Informationen wird Schwangeren also geholfen vorzubeugen, noch bevor Depressionen auftreten.
Auch wichtige Ideen, wie das Empowerment weiblicher Führungskräfte durch eine App oder eine Plattform für Angehörige von Palliativerkrankten, fanden im aktuellen Durchlauf ihren Platz im Incubator Programm.
Zur Person
Melissa Jung ist Projektleiterin für den Female Health Incubator bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls. Seit über drei Jahren ist sie als Gründungsberaterin tätig und berät mit Leidenschaft die großen und kleinen Projekte.
Mit einem Master in den Sozialwissenschaften interessierte sie sich schon sehr früh für Hannovers Gründungsszene und arbeitete bereits neben dem Studium in einem kleinen Gründungsprojekt mit.